Frank Zimmer

„Im Dorf leben heißt, wegducken gibt es nicht“ – 7 Fragen an Roger Lewentz

Karrieren wie die von Roger Lewentz sind im akademisierten Politik-Betrieb selten geworden. Der Bäckersohn aus Kamp-Bornhofen stieg vom Verwaltungslehrling ohne Abitur und Studium zum Innenminister und SPD-Chef in Rheinland-Pfalz auf. Wo andere abgedreht wären, behielt Lewentz den Bodenkontakt. Er wohnt immer noch in seinem Heimatdorf und pendelt morgens nach Mainz zur Arbeit – wenn auch mit Fahrer und Polizeischutz. 7 Fragen an den mächtigsten Mann am Mittelrhein.

Roger Lewentz (r.) bei der Präsentation der Buga Kampagne. Foto: Ministerium des Inneren RLP..
Roger Lewentz (r.) bei der Präsentation der Buga Kampagne. Foto: Ministerium des Inneren RLP.

Roger, Herr Lewentz, Herr Minister – wie wirst du in Kamp-Bornhofen am häufigsten genannt?

Ich bin in meinem Dorf in einer Bäckerei aufgewachsen, da wurde noch mit Namen gegrüßt. Ich habe Jugendräume mitorganisiert, war 12 Jahre lang Ortsbürgermeister, und wir haben vier Kinder. Lange Rede, kurzer Sinn: meine Mitmenschen sprechen mich fast überwiegend mit Roger an.

In einem kleinen Ort wie Kamp-Bornhofen ist man als Spitzenpolitiker automatisch „nah bei de Leut“. Du wirst aber immer wieder auch unpopuläre Entscheidungen rechtfertigen oder zu hohe Erwartungen enttäuschen müssen. Fällt das in der eigenen Heimatgemeinde schwerer?

In einer kleinen Gemeinde kann man sehr nah dran sein – wenn man das will. Ich finde es gut. Und etwa beim Bier auf dem Fußballplatz oder beim Dorffest kommt jedes Thema auf den Tisch. Im Dorf leben heißt, wegducken gibt es nicht.

Wahrscheinlich wirst du am Mittelrhein sehr oft auf die fehlende Brücke angesprochen. Wann kommt sie und wer bezahlt sie?

Ich setze mich seit Jahren für die Mittelrheinbrücke ein. Als Minister bin ich über die Raumordnung involviert und habe nun auch entschieden, dass die Kosten des Raumordnungsverfahrens in Höhe von 670.000 Euro vom Land getragen werden. Für die Kreise entfallen somit die anteiligen Kosten von je 100.000 Euro, und wir können das Projekt Mittelrheinbrücke wieder einen weiteren Schritt voranbringen. Zudem wird derzeit die Verkehrszählung des Landesbetriebs Mobilität ausgewertet. Es sind viele Schritte nötig bis zur Brücke. Aus meinem Verantwortungsbereich heraus leisten wir alles, um ein Vorankommen zu ermöglichen. Wann die Ersten die Brücke passieren können, lässt sich aber derzeit noch nicht sagen. Es gibt aber endlich Licht am Ende des Tunnels. 

Du giltst als der Vater der Buga-Idee. Seit wann kämpfst du für die Bundesgartenschau? 

Das Erfreuliche war: Meine Idee wurde von Beginn an mit Interesse und Wohlgefallen aufgenommen. Ich glaube, alle Beteiligten haben die Chancen für das Mittelrheintal umgehend erkannt. 

Zum ersten Mal habe ich diese Idee 2015 öffentlich vorgestellt. Die Buga bietet enormes Potential, ein verbindendes Band durch das Mittelrheintal zu knüpfen und gemeinsam die gesamte Region strukturell für die Zukunft zu stärken. Langfristig wird das den Menschen vor Ort und dem Tourismus im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal zugutekommen. Daher war es klar, dass das Innenministerium das Mittelrheintal bei seiner Bewerbung zum Beispiel mit einer Vorstudie im Jahr 2016 unterstützt. Und nachdem der Zweckverband einstimmig die offizielle Bewerbung um die Bundesgartenschau 2031 im Welterbe Oberes Mittelrheintal beschlossen hatte, stand es außer Frage, dass wir als Land auch weiterhin unterstützend zur Seite stehen und die Machbarkeitsstudie – also die formelle Bewerbungsmappe für die Bundesgartenschau-Gesellschaft – in Auftrag geben. Dass die Buga jetzt sogar von 2031 auf 2029 vorgezogen wurde, zeigt eindrücklich, dass alle Beteiligten sich diese Herausforderungen zutrauen und das Projekt mit vollem Einsatz gestalten. 

Was kann die Politik über die Buga hinaus für das Tal tun?

Es geschieht schon viel. Wir unterstützen einzelne Kommunen und Projekte über Bundes- und Landesprogramme in finanzieller Hinsicht. Um beim Tal zu bleiben. Während die Idee zur Buga langsam Gestalt annahm, unterstützen wir die Verbandsgemeinde Loreley mit 4,5 Millionen Euro bei der Entwicklung des Loreley-Plateaus. Flankiert wurde diese Landesförderung von Seiten des Bundes. 

Bis zum 18. Jahrhundert bildeten Städte wir St. Goar und St. Goarshausen oder Bacharach und Kaub gemeinsame Verwaltungseinheiten. Warum ist es im 21. Jahrhundert nicht möglich, einen Kreis oder auch nur eine Verbandsgemeinde über den Fluss hinweg zu bilden? 

Aus rechtlicher Perspektive stellt ein Fluss erst einmal kein Hindernis dar, eine Verwaltungseinheit zu bilden. Allerdings spielen topographische Gegebenheiten und auch historische Entwicklungen durchaus eine Rolle bei der Einteilung. Das Obere Mittelrheintal verfügt über solide und zukunftsgerichtete Gebiets- und Verwaltungsstrukturen auf der Ebene der Kommunen. In der Hinsicht sind wir hier gut aufgestellt.

Ergänzend dazu werden auch interkommunale Kooperationen, auch rheinübergreifend, praktiziert. Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. 

St. Goar, St. Goarshausen und Nastätten arbeiten als kooperierende Ober- bzw. Mittelzentren zusammen. All dies zeigt, dass rechtliche Gemeindegrenzen keineswegs ein Hinderungsgrund sind, um Verwaltungsarbeit durch Kooperation qualitativ zu verbessern.

Wie sieht das perfekte unpolitische Mittelrhein-Wochenende für Roger Lewentz aus?

Ich gehe gerne mit meiner Frau in „Wald und Flur“ spazieren, arbeite gerne im Garten, liebe es zu lesen, freue mich auf meine Kinder und gehe, wenn es die Zeit zulässt, auf den Sportplatz, um meinen Heimatverein anzufeuern. Also Normalität pur.

Blick auf Kamp-Bornhofen. Foto: Romantischer Rhein Tourismus / Dominik Ketz
Blick auf Kamp-Bornhofen. Foto: Romantischer Rhein Tourismus / Dominik Ketz

Schlussredaktion: Natascha Meyer

Dieses Jahr in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein (Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach) – Ulrich Lautenschläger (Konzertveranstalter auf der Loreley) – Ivo Reßler(Bürgermeister-Kandidat in Lorch) – Jean-Marc Petit (Hausbesitzer und Denkmalpfleger in Bacharach) – Anne Kauer (Winzerin in Bacharach) – Gerd Benner (Manager und Hobby-Köhler aus Boppard) – Markus Kramb (Metzger aus St. Goar) – Mary-Ann Gellner (Hauptkommissarin der Wasserschutzpolizei St. Goar) – Ilka Heinzen (Einzelhändlerin und Stadträtin in Bingen) – Jan Bolland (Hotel-Investor in Bingen) – Pater Eryk (Franziskaner im Kloster Bornhofen) – Mareike Knevels (Kommunikationsdesignerin und Burgenbloggerin) – Willy Praml (Theatermacher „An den Ufern der Poesie) – Sebastian Hamann           (Beigeordneter der Stadt Bingen) – Johannes Lauer (Dachdeckermeister und Kommunalpolitiker in Lahnstein) – Almut Lager (Unternehmerin und Denkmalschützerin in Bacharach) – Maximilian Siech (Sportler und Projektleiter beim Zweckverband Welterbe) – Till Gerwinat und Lambert Lensing-Wolff (Unternehmer auf Burg Reichenstein) – Christiane Speth (Exil-Bopparderin und Udenhausen-Patriotin an der Schweizer Grenze) – Christian Albrecht (Feuerwehr-Profi aus Oberwesel) – Markus Kalkofen (Polizist und Landschaftspfleger aus Kamp-Bornhofen) – Lena Höver (Stadtmanagerin und Tourismus-Chefin in Oberwesel) – Klaus Zapp (Bürgermeister-Kandidat in Rüdesheim) – Walter Karbach (Autor und Verleger aus Oberwesel) – Heike Zimmer (Floristin und Krankenhaus-Kämpferin in Oberwesel) – Axel Strähnz (Arzt in Oberwesel) – Jens Voll (Kommunalpolitiker in Bingen)

Werbung: Mittelrhein-Frage des Tages

Ab sofort läuft das Adventsquiz des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal. Jeden Tag gibt es einen Preis zu gewinnen. Zum Start stiftet Breuer’s in Rüdesheim ein Sektfrühstück. Hier geht’s zur Quizfrage des Tages: Wie lang ist die Drosselgasse?

Termine des Tages

Bornich – Bornicher Weinmesse mit Adventsmarkt – 1. Dezember, ab 11 Uhr. loreley-touristik.de

Rüdesheim – Weihnachtsrundfahrt mit der Rössler-Linie –  1. Dezember, 11 – 13 Uhr und 15 – 17 Uhr. ruedesheim.de

Boppard – „Vom Zittern der Zeit“ / Ausstellungseröffnung in der Kurfürstlichern Burg – 1. Dezember, 11 Uhr 30. boppard-tourismus.de

Lahnstein – Adventsmarkt – 1. Dezember, ab 12 Uhr. lahnstein.de

Boppard – „Bopparder Winterzauber“ / Adventsmarkt / verkaufsoffener Sonntag – 1. Dezember, ab 12 Uhr. boppard-tourismus.de

Burg Rheinstein – „Märchenhafte Weihnachtsburg“ – 30. November, 12 – 19 Uhr. rhein-nahe-touristik.de

Bingen – „Rheinromantik“ / Sonderführung im Museum am Strom – 1. Dezember, 11 Uhr 15. bingen.de

Oberwesel – Historischer Weihnachtsmarkt – 1. Dezember, ab 13 Uhr. oberwesel.de

Niederheimbach – Adventskonzert – 1. Dezember, 16 Uhr. rhein-nahe-touristik.de

Lahnstein – „Der Hauptmann von Köpenick“ / Theater in der Stadthalle – 1. Dezember, 18 Uhr. lahnstein.de

Oberwesel – Adventskonzert der Oberweseler Chöre – 1. Dezember, 18 Uhr 30. oberwesel.de

Boppard – Katharina Sommer und Günther Baby Sommer / Konzert in der Kurfürstlichen Burg – 1. Dezember, 19 Uhr. boppard-tourismus.de

Festung Ehrenbreitstein – „Festungsvarieté – 2. Dezember, 19 Uhr 30. tor-zum-welterbe.de

Boppard – „Deutschstunde“ / Cinema in der Stadthalle – 1. Dezember, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Foto des Tages

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3 Gedanken zu „„Im Dorf leben heißt, wegducken gibt es nicht“ – 7 Fragen an Roger Lewentz“

  1. Hallo , mit interesse habe ich Roger L. gelesen : Kann nur sagen er ist wirklich so auch wenn ich politisch nicht immer einer Meinung mit Ihm bin .

  2. Das Licht am Ende des Tunnels ist zur Zeit noch 10 Lichtjahre entfernt.
    Ich bin dauernd auf einer Fähre und kann die Diskussionen, wann, wie und ob überhaupt mal eine Brücke gebaut wird, nicht mehr hören. Lasst eine Fähre bis 24 Uhr fahren, dann ist viele Menschen geholfen.

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