Frank Zimmer

„Ich dachte, das könnte doch auch hier funktionieren“ – 7 Fragen an Andreas Nick

Manchen Menschen kann die Hotellerie am Mittelrhein gar nicht komfortabel genug sein, aber der Bopparder Lehrer Andreas Nick geht den umgekehrten Weg: Er bietet in seinem „Hostel Bad Salzig“ günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Radler und Rucksack-Touristen aus aller Welt. Daneben engagiert er sich in der Kommunalpolitik. 7 Fragen an ein Multi-Talent mit Bodenhaftung.

Andreas Nick. Foto: Privat
Andreas Nick. Foto: Privat

Andreas, du hast eine ungewöhnliche Job-Kombination: Du bist Grundschullehrer, und du bist Besitzer eines Hostels. Wie kam es dazu?

In erster Linie bin ich Grundschullehrer. Das Hostel ist für mich eher ein Hobby. Es sind ja nur 6 – 8 Betten. Als ich vor etwa zwei Jahren ein Haus im alten Ortskern von Bad Salzig gekauft habe, war dort deutlich mehr Platz als ich brauchte. Der Tourismus hat hier im Kurort eine lange Geschichte. Da ich auf Reisen selbst gerne in Hostels übernachte, dachte ich, das könnte doch auch hier funktionieren. Für diese Idee wurde ich anfangs von Vielen belächelt, aber schon das erste Jahr war sehr erfolgreich und hat sogar meine Erwartungen übertroffen. Es gibt offenbar viele Menschen, die eine einfache und günstige Unterkunft suchen, in der sie auch mal nur für eine Nacht bleiben können, was in vielen Ferienwohnungen oder Pensionen eher schwierig ist.

Bei Booking.com wird dein Hostel sehr gut bewertet. Was ist dir bei deiner Arbeit dort besonders wichtig?

Ich denke, es ist am wichtigsten, dass sich alle Gäste wohlfühlen können. Junge Backpacker genauso wie das 80-jährige Ehepaar, Radfahrer genauso wie Geschäftsreisende oder Familien. Das Konzept eines Hostels sieht vor, dass sich ganz verschiedene Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde einen gemeinsamen Schlafraum, Küche und Bad teilen. Das klingt für viele gewöhnungsbedürftig, bietet aber auch großartige Chancen, mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen. Für mich ist es noch wichtig, den Gästen wenn nötig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, seien es Ausflugstipps oder auch nur die Information, wo es die beste Pizza gibt.

 

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Wie viel Zeit steckst du in dein Hostel-Projekt?

Das kommt ganz auf die Jahreszeit an. Jetzt im Winter ist es eher ruhig. Von Ostern bis Oktober gibt es aber natürlich mehr zu tun. Die meiste Arbeit hat dann allerdings die Waschmaschine mit der anfallenden Bettwäsche. Ich mache sauber, verwalte die Buchungen und kümmere mich um die Gäste.

Daneben bist du Lehrer und engagierst dich in der Kommunalpolitik. Wie sieht ein typischer Tag von Andreas Nick aus?

Naja, wie du dir denken kannst, kommt da selten Langeweile auf. Mein Job in der Grundschule steht für mich an erster Stelle. Die Arbeit mit den Kindern ist jeden Tag eine neue Herausforderung und macht dennoch oder auch gerade deshalb unglaublich viel Spaß. Als Lehrer habe ich aber auch das Glück, einen großen Teil meiner Arbeitszeit relativ frei einteilen zu können. Wenn ich nachmittags mit dem Hostel beschäftigt bin oder einen anderen Termin habe, sitze ich halt abends oder auch am Wochenende am Schreibtisch und plane meinen Unterricht.

Bei den Kommunalwahlen kandidierst du für das Amt des Ortsvorstehers von Bad Salzig. Was willst du in deinem Heimatort gerne ändern, und was würdest du darüber hinaus im Mittelrheintal ändern, wenn du es könntest? 

Bad Salzig ist ein wunderbarer Ort. Wenn ich nicht schon hier wohnen würde, würde ich hier her ziehen. Trotzdem gibt es einiges zu tun. Oberste Priorität hat es für mich, junge Menschen in Bad Salzig zu halten. Dafür braucht es die zügige Umsetzung des Neubaugebiets genauso wie ausreichend Kita-Plätze. Nachdem wir nun schon seit mehr als vier Jahren auf unser geliebtes Bad Salziger Heilwasser, das Börnchen, verzichten müssen, will ich alles daransetzen, dass das Wasser bald wieder läuft. Auch der Klimaschutz ist mir ein wichtiges Anliegen. Jede Kommune sollte genau prüfen, was sie im Kleinen dazu beitragen kann. Im Hinblick auf die Buga 2029 finde ich es wichtig, die Menschen hier vor Ort mitzunehmen. Hierzu haben wir eine Einwohnerversammlung beantragt, bei der alle ihre Ideen einbringen können. Auf jeden Fall realisiert werden sollten bis dahin die Neugestaltung der B 9 im Bereich der mittleren Ortseinfahrt sowie die Modernisierung des Bahnhofes mit Herstellung der Barrierefreiheit. Für den Mittelrhein insgesamt wünsche ich mir, dass die Gemeinden trotz der ungünstigen kommunalen Zuschnitte noch enger zueinander finden. Hierfür bietet die Buga eine super Chance.

Dein Lehrerkollegium ist neulich mit Landrat Marlon Bröhr aneinandergeraten. Ihr hattet sehr scharf gegen die Abschiebung von Asylsuchenden protestiert. Habt ihr das mittlerweile klären können oder steht immer noch die Strafanzeige des Landrates im Raum? 

Hierzu darf ich aus dienstrechtlichen Gründen leider nichts sagen.

Philipp Loringhoven von der Bopparder CDU ist zwar nicht dein Parteifreund, aber er hat hier zwei gute Punkte eingeführt, nämlich den besten Mittelrhein-Ort für das erste Date und die ideale Location für den Hochzeitstag. Was wäre deine Wahl? 

Der beste Ort fürs erste Date ist ganz klar der Bad Salziger Fünfseenblick. Über den Baumwipfeln hat man einen herrlichen Blick ins Tal und auf die angrenzenden Höhen. Übrigens ist der Fünfseenblick auch ein Fünfburgenblick. Hiermit könnte noch stärker geworben werden. Wo gibt es sowas schon? Über Hochzeitstage brauchte ich mir bisher noch keine Gedanken zu machen. Sollte es irgendwann mal soweit sein, könnte ich mir einen Abend in Fondels Mühle in Boppard gut vorstellen. Gemütliches Ambiente und unglaublich lecker.

 

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