Frank Zimmer

„Bingen darf nie aufhören, besser zu werden“ – 7 Fragen an Sebastian Hamann

Seit wenigen Tagen ist Sebastian Hamann 1. Beigeordneter der Stadt Bingen. Der SPD-Mann steht für einen neue Generation von Kommunalpolitikern. Er verlässt sich nicht mehr auf klassische Pressemitteilungen, sondern nutzen digitale Medien wie Instagram und Facebook, um Werbung für sich und seine Heimatstadt zu machen. 7 Fragen an einen Binger mit Zukunft.

Sebastian Hamann ist neuer Beigeordneter der Stadt Bingen. Foto: SPD Bingen.

Sebastian, im Netz findet man viele Fotos, Zitate und Postings von dir, aber wenig über dich persönlich. Wie lange wohnst du schon am Mittelrhein, und was machst du im Hauptberuf? 

Ich bin in Bingen geboren, also ein echter Binger Bub. Groß geworden bin ich in vielen Vereinen von der Musik und den Sport über die Fastnacht bis hin zur Feuerwehr, so dass für mich ehrenamtliches Engagement schon seit dem Jugendalter eine große Rolle spielt. So fand ich auch recht jung den Weg in die politische Arbeit und bin fest in Bingen und der Region verwurzelt. Studiert habe ich in Mainz und arbeite derzeit im Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Büro des Landtagsabgeordneten Michael Hüttner und in Teilzeit als Zugbegleiter bei der Mittelrheinbahn. Somit habe ich auch im Beruf eine sehr enge Verbindung mit dem Mittelrheintal als Kulisse der wahrscheinlich schönsten Eisenbahnstrecke Deutschlands. Der Kaffee morgens auf dem Balkon mit Blick auf den Mäuseturm bedeutet für mich sowohl daheim zu sein, als auch Urlaubsfeeling. Das macht unsere einzigartige Region und den Mittelrhein aus. 

Du sitzt im Kreistag, warst 15  Jahre lang im Binger Stadtrat und bist seit Donnerstag ehrenamtlicher 1. Beigeordneter der Stadt. Wie viel Freizeit geht für dein politisches Engagement drauf? 

Im Schnitt sind es tatsächlich mehrere Stunden täglich. Zu den Fraktionssitzungen und den Rats- und Ausschusssitzungen in Bingen und im Landkreis kommt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, wo gerade der Bereich Social Media auch kommunal immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dies erfordert zum einen eine deutlich schnellere Reaktionszeit auf Kommentare und Meldungen, zum anderen wird die politische Debatte dadurch erfreulich lebendiger. Dazu kommt die klassische Parteiarbeit u. a. als Vorsitzender der SPD Bingen-Innenstadt. Besonders am Herzen liegt mir meine Arbeit als verkehrspolitischer Sprecher der SPD Mainz-Bingen.

Das Thema Mobilität hat für mich insbesondere auch mit Blick auf den Klimaschutz eine besondere Bedeutung. Politisch sind für mich auch meine gewerkschaftlichen Ehrenämter als Vorsitzender des DGB- Kreisverbandes Mainz-Bingen und Mitglied des Landesverbandes der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Rheinland-Pfalz wichtig. Ab sofort nimmt das Amt des 1. Beigeordneten viel Raum ein. Ich hoffe auf eine breite Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg. Die Vorfreude ist auf jeden Fall riesig, und ich habe großen Respekt vor dem Amt. 

 

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Sommerabend #balkon #rheinblick #planschbecken #gintonic #bingenamrhein #kühlerwind #abendstimmung

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Deine Partei ist fast überall in der Defensive, aber in Bingen hat sie einen Lauf. Was macht ihr anders? 

Fleiß und Kontinuität spielen dabei sicherlich eine große Rolle. Wir arbeiten seit Jahren sehr konzeptionell und konstruktiv. Wir haben nie Opposition der Opposition wegen gemacht, sondern immer Themen konsequent verfolgt. Begleitet durch Anträge im Stadtrat, Veranstaltungen mit Fachreferenten, Infoständen in der Fußgängerzone und die Suche nach dem stetigen, engen Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Akteuren in der Stadt. Die konzeptionelle und kontinuierliche Bearbeitung ganzer Themenkomplexe schafft Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit. Wir freuen uns sehr, dass wir entgegen dem allgemeinen Trend bei der Stadtratswahl im Mai ein großes Vertrauen entgegengebracht bekommen haben. Das ist für uns eine große Motivation für die Arbeit in der neuen Koalition im Binger Stadtrat. Darauf freue ich mich sehr. 

Was willst du in Bingen verändern? 

Bingen ist eine sehr attraktive Stadt. Die Kehrseite der Medaille sind teils explodierende Mietpreise. Ich bin davon überzeugt, dass die großen, rein profitorientierten Wohnungsgesellschaften die Probleme nicht lösen werden, ganz im Gegenteil. Deshalb spreche ich mich klar für eine städtische Wohnungsbaugesellschaft mit anderen kommunalen Partnern aus. 

Zu einer attraktiven Stadt gehört auch ein würdiger Stadteingang. Ein Herzensanliegen ist mir daher die Neugestaltung des so genannten Stadteingangs West. Wir brauchen keine Fahrzeugunterführung an das Rhein-Nahe-Eck, die zwangsläufig mehr Verkehr an das einzigartige Rheinufer bringt. Wir brauchen einen Stadteingang mit viel Grün und Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität als Leuchtturm für eine lebendige Einkaufsstadt. Mein Ziel ist es mit Blick auf die Bundesgartenschau, eine neue, attraktive Achse zwischen dem Rhein-Nahe-Eck und der Fußgängerzone mit der Burg Klopp als touristisches Highlight zu schaffen. 

In Bingen fehlen zudem Kita-Plätze. Deshalb wird einer unserer ersten Anträge im neuen Stadtrat der Neubau einer Kindertagesstätte in der Innenstadt sein. Bingen hat eine hohe Lebensqualität, aber man darf nie aufhören, besser zu werden. Dies gilt für die Belange junger Familien ebenso wie für ein gutes Leben im Alter, sowohl in der Innenstadt als auch in den Stadtteilen. 

Darüber hinaus gibt es noch viele Themen, die mich und die Binger bewegen. Die Vielfalt macht für mich den Reiz der Kommunalpolitik aus. 

Du verstehst mehr von Social Media als die meisten anderen Kommunalpolitiker am Mittelrhein. Wie zufrieden bist du mit der Präsenz der Stadt Bingen im Netz? 

Da ist noch viel Luft nach oben. Aber es bewegt sich etwas. Gerade Instagram lebt von ausdrucksstarken Bildern. Genau das haben Bingen und das Mittelrheintal zu bieten: Eine landschaftliche Vielfalt mit Wasser, Bergen, Wäldern und Weinbergen mit einzigartigen Ausblicken, Burgen, dem Mäuseturm und großen Panoramen. Wir müssen viel stärker auf Emotionen setzen. Das Rheintal inspiriert und begeistert seit Jahrhunderten bis heute zahlreiche Künstler und Touristen aus aller Welt. Diese Inspiration und Begeisterung müssen wir auch in die digitale Welt übertragen.

Wichtig ist es aber auch, die Binger sowie alle Akteure aus Gewerbe, Gastronomie und den Vereinen mitzunehmen. Die Darstellung unserer Stadt im Bereich Social Media lebt selbstverständlich auch von den Postings und Kommentaren der Touristen und der Binger selbst. Negative Debatten sind da wenig hilfreich. Umso schöner ist es deshalb, zu sehen, wie viele Einzelne unserer Stadt und der Region ein unheimlich tolles Gesicht in den digitalen Netzwerken verleihen, und damit jeder für sich und im großen Ganzen ein wichtiger Werbeträger und Botschafter unserer Stadt und des Mittelrheintals wird. 

Oberbürgermeister Thomas Feser hat im vergangenen Jahr Tourist-Info, Stadtmarketing und die Verwaltung der Stadthalle zusammengelegt. Ist die Operation gelungen? 

Die Zusammenlegung ist genau der richtige Schritt. Die Stadthalle und das Thema Kongress haben meiner Meinung nach ein deutlich größeres Potenzial, als wir es derzeit nutzen. Deshalb ist es nur konsequent, Tourismus, Veranstaltungsmanagement und Kongress im Gesamtkontext des Stadtmarketings in einem Paket zu schnüren. Bingen ist ein hervorragender Veranstaltungsort mit tollen Kulissen, ob Rheinufer, Park am Mäuseturm, Burg Klopp und Rochusberg. Dazu kommt die gute Infrastruktur mit zwei Bahnhöfen sowie die Lage im Rhein-Main-Gebiet als Eingangstor zum Weltkulturerbe. Hier ist Bingen mit der Neuausrichtung genau auf dem richtigen Weg, gerade mit Blick auf die kommende Bundesgartenschau. 

Am 10. November stimmt Bingen über den Oberbürgermeister und das Rhein-Nahe-Eck ab. Falls du Grund zu feiern hast: In welchem Binger Lokal? 

Ich hoffe natürlich, dass wir in beiden Fällen Grund zum Feiern haben: Zum einen erstmals in Bingen einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister zu stellen und zum andern eine positive Entscheidung für einen attraktiven, zukunftsweisenden Stadteingang ohne Autounterführung. Der richtige Ort zum Feiern wäre selbstverständlich das Kulturufer am Rhein, das dann von weiterem Verkehr verschont bleibt. Im Sommer auf jeden Fall einer meiner Lieblingsorte. Aber auch im Winter hat das Rheinufer definitiv einen besonderen Charme. 

Schlussredaktion: Natascha Meyer

 

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#bingenamrhein #abendsonne #rheinufer #rheinnaheeck

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Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein(Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach) – Ulrich Lautenschläger (Konzertveranstalter auf der Loreley) – Ivo Reßler(Bürgermeister-Kandidat in Lorch) – Jean-Marc Petit (Hausbesitzer und Denkmalpfleger in Bacharach) – Anne Kauer (Winzerin in Bacharach) – Gerd Benner (Manager und Hobby-Köhler aus Boppard) – Markus Kramb (Metzger aus St. Goar) – Mary-Ann Gellner (Hauptkommissarin der Wasserschutzpolizei St. Goar) – Ilka Heinzen (Einzelhändlerin und Stadträtin in Bingen) – Jan Bolland (Hotel-Investor in Bingen) – Pater Eryk (Franziskaner im Kloster Bornhofen) – Mareike Knevels (Kommunikationsdesignerin und Burgenbloggerin) – Willy Praml (Theatermacher „An den Ufern der Poesie)

Werbung: Yesterday auf Maria Ruh

Beatles mit Loreleyblick? Gerd Ripp macht’s möglich. Der Rheinfels-Hotelier und Inhaber des Waldchalets Maria Ruh in Urbar oberhalb von Oberwesel holt die Revival Band „Beatles Forever“ auf einen der schönsten Aussichtspunkte am Mittelrhein. Tickets ab 20 Euro. maria-ruh.demomente.shop (Tickets)

Termine des Tages

Bingen – Rochusfest  – 18.-25. August. bingen.de

Oberwesel – „Oelsberg pur“ / Wein und Wandern – 18. August, 10 Uhr 30. oberwesel.de

Oberheimbach – Hoffest Weingut Eisenbach-Korn – 18. August, ab 11 Uhr. bingen.de

Burg Sooneck – Spezialführung durch die Sammlung Koeth-Wanscheid – 18. August, 11 Uhr 30. tor-zum-welterbe.de

Rüdesheim – Rüdesheimer Weinfest – 15. August, ab 12 Uhr. ruedesheimer-weinfest.com

Burg Maus – Tagesführung – 18. August, 14 Uhr. loreley-touristik.de

Kaub – Stromschwimmschule Cubalido – 18. August, 15 Uhr. loreley-touristik.de

Bacharach – „Der Rabbi von Bacharach“ / Theaterfestival „An den Ufern der Poesie“ – 18. August, 15 Uhr 30. mittelrheinfestival-poesie.com

Foto des Tages

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