Frank Zimmer

Das Frollein-Wunder von Bingen: 7 Fragen an Ilka Heinzen

Wer den Glauben an die Einkaufsstadt Bingen verloren hat, sollte zu Ilka Heinzen gehen. Die Inhaberin von „Frollein Wunderbar“ in der Salzstraße zeigt, wie man als Einzelhändlerin erfolgreich und unverwechselbar bleibt. Ilkas Engagement endet nicht an der Ladentür: Seit wenigen Tagen sitzt sie für die Linken im Binger Stadtrat. 7 Fragen an eine Händlerin mit Haltung.

Ilka Heinzen ist "Frollein Wunderbar". Foto: Privat
Ilka Heinzen: „Love it or leave it“. Foto: Privat.

Ilka, wer oder was ist „Frollein Wunderbar“?

Das Frollein Wunderbar in der Salzstraße 14 ist mein kleiner Laden in Bingen, eine Mischung aus Unterhaltung und Erlebnisshopping.

Bei mir findet man ausgefallene Mode und einzigartige Accessoires für Frau, Kind und Hund. Der persönliche Kontakt zum Kunden steht bei mir an erster Stelle.

Unter dem Motto „fashion is my profession“ veranstalte ich mehrmals im Jahr verschiedene Events sowie Modenschauen, deren Erlös an den Tierschutz gespendet wird. Neben meiner aktiven Mitarbeit im Tierschutz bin ich Vorstandsmitglied der Binger Werbegemeinschaft.

Bingen gilt als schwieriges Pflaster für Einzelhändler. Ist das ein hausgemachtes Problem oder der allgemeine Strukturwandel?

Bingen hat die gleichen Schwierigkeiten wie andere Städte auch, bedingt durch den Strukturwandel, Internet und Mobilität.

Durch die Rheingrenze und die Nähe der Großstädte hat Bingen eine spezielle Herausforderung zu meistern.

Bingen hat aber auch ganz entschiedene Vorteile. Wir haben Ganzjahrestourismus und ein wunderbares Rheinufer mit geschichtlichem Hintergrund. Der Binger Einzelhandel ist größtenteils inhabergeführt. Diese Punkte machen unser Städtchen attraktiv sowie liebens- und lebenswert. Als Mittelpunkt von 4 Weinanbaugebieten ist Bingen gastronomisch von gut bürgerlicher Küche bis zu internationalem Angebot bestens aufgestellt. Bingen ist besser als sein Ruf.

Was könnte die Stadt tun, um euch Einzelhändler zu unterstützen?

Kürzere Entscheidungswege und weniger Bürokratie würden der Stärkung des Standortes dienen und die Organisation von Veranstaltungen erleichtern.

Eine kundenfreundliche Parkraumbewirtschaftung z. B. in Form von kostenfreiem Kurzzeitparken wäre wünschenswert.

Für mich sind attraktive Sonntagsöffnungszeiten in der Saison eine Option. Zur Landesgartenschau 2009 war es seitens der Stadt gewünscht und möglich. Jetzt ist es aufgrund der Landesauflagen, die zwingend ein Event hinter dem Sonntag verlangen, leider nur maximal 4 Mal im Jahr möglich.

Du bist gerade für die „Linke“ in den Binger Stadtrat gewählt worden. Für eine mittelständische Unternehmerin eine eher ungewöhnliche Parteizugehörigkeit. Was hat dich überzeugt?

Die Linke ist die einzige Partei, die nur private Spenden und keine von der Wirtschaft annimmt und somit unbestechlich ist. Weiterhin stehen die Linken für internationale und kommunale Gerechtigkeit. Nur weil ich Unternehmerin bin, muss es nicht bedeuten, dass ich nicht für die Werte „Sozial und gerecht für alle“ einstehe.

Ich erhoffe mir von der Fraktion konstruktive Zusammenarbeit, frei nach meinem Motto „Erfolg hat 3 Buchstaben: TUN“!

Modenschau bei "Frollein Wunderbar".
Modenschau mit Frollein Wunderbar. Foto: Privat.

Wie stehst du zum Thema Nr. 1 in Bingen, der Neugestaltung von Fruchtmarkt und Rhein-Nahe-Eck?

Die verkehrstechnische Anbindung des Nahe-Eck ist deutlich zu hinterfragen. Sicherlich ist eine weitere Querung der Bahntrasse notwendig. Hier muss erneut diskutiert sowie Alternativen genau geprüft und erörtert werden. Auch müssen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bingen dringend in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Meiner Ansicht nach ist dies im Lauf der Jahrzehnte niemals passiert und muss nachgeholt werden.

Wie bei vielen Großbaustellen ist hier zu erwarten, dass der Kosten- und Zeitrahmen wahrscheinlich gesprengt wird, was einen erheblichen Einfluss auf Unternehmen oder gar Einbußen für die wirtschaftliche Lage der Stadt zur Folge hätte.

Dass am Gerbhausplatz etwas passieren muss, liegt jedoch klar auf der Hand.

2029 kommt die Bundesgartenschau. Was wünschst du dir bis dahin für Bingen?

Ich wünsche mir, dass die Punkte 3 und 5 bis dahin erfolgreich abgeschlossen sind. Dadurch würde Bingen noch mehr Attraktivität gewinnen und bestens aufgestellt sein als Start oder Endpunkt des Buga-Besuches im Mittelrheintal.

Welches Lokal und welchen Ort im Welterbe-Tal kannst du besonders empfehlen?

In meiner Freizeit besuche ich gerne mit Freunden die „Kurpfälzische Münze“ in Bacharach. Eines der ältesten Weinlokale in der Region, das regelmäßig musikalische Live-Events veranstaltet.

Aus meiner Sicht sollte jeder Besucher das Rheintal für sich selbst entdecken.

Jede Ortschaft im Mittelrheintal hat ihren individuellen Reiz. Sei es Bingen mit seinem geschichtlichen Hildegard-Hintergrund, Bacharach mit seinen uralten Fachwerkhäusern, Oberwesel mit seinen Türmen, Rüdesheim mit der Germania und vieles mehr.

Als gebürtiges Binger Mädchen liegt mir natürlich meine Heimatstadt am Herzen. Hier arbeite und lebe ich gern, und mein Herz schlägt für Bingen. „Binge – love it or leave it.“

Ilka Heinzen von "Frollein Wunderbar"
„Mein Herz schlägt für Bingen“. Foto: Privat.

Schlussredaktion: Natascha Meyer

Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein(Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach) – Ulrich Lautenschläger (Konzertveranstalter auf der Loreley) – Ivo Reßler (Bürgermeister-Kandidat in Lorch) – Jean-Marc Petit (Hausbesitzer und Denkmalpfleger in Bacharach) – Anne Kauer (Winzerin in Bacharach) – Gerd Benner (Manager und Hobby-Köhler aus Boppard) – Markus Kramb (Metzger aus St. Goar) – Mary-Ann Gellner (Hauptkommissarin der Wasserschutzpolizei St. Goar)

Werbung: „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende“ …..

… wäre schön, und auf „Maria Ruh“ stimmt das sogar: Unter diesem Motto tritt TV-Comedian Bernd Stelter nämlich am 29. Juni 2019 bei den „Maria Ruh Classix“ unter freiem Mittelrein-Himmel auf. Karten gibt’s ab 27,75 Euro bei ticket-regional.de

Bernd Stelter kommt im Juni nach Maria Ruh. Foto: Manfred Esser.

Bernd Stelter kommt im Juni nach Maria Ruh. Foto: Manfred Esser.

Termine des Tages

Sonntag in Steeg – Weinblütenfest – 23. Juni, ab 10 Uhr. bacharach-steeg.de

Sonntag auf der Festung Ehrenbreitstein – Festungsfest – 23. Juni, ab 10 Uhr. tor-zum-welterbe.de

Sonntag in Bingen – Internationales Kinder- und Jugendfest im Park am Mäuseturm – 13-17 Uhr. bingen.de

Sonntag in Bacharach – „Bacharachs Weinstuben gestern und heute“ mit Horst Maurer – 23. Juni, 15 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de

Sonntag in Lorch – Klassik im Hilchennhaus / Klavierkonzert mit Benjamin Reiter – 23. Juni, 17 Uhr. lorch-rhein.de

Sonntag in Boppard – „John Wick: Kapitel 3“ / Cinema in der Stadthalle – 23. Juni, 20 Uhr. boppard.de

Foto des Tages

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