Frank Zimmer

Bariton und Bürgermeister-Kandidat: 7 Fragen an Falko Hönisch

Eine ungewöhnliche Stadt könnte im Mai einen ungewöhnlichen Bürgermeister bekommen: Der Opernsänger und Kultur-Manager Falko Hönisch hat gerade seine Kandidatur in St. Goar erklärt. Er will gegen eine „resignierende Grundstimmung“ im Ort ankämpfen und über Parteigrenzen hinaus „gute Projekte und Menschen unterstützen“.  7 Fragen an einen Kreativen und Kommunal-Visionär.

Falko Hönisch tritt für die SPD an. Foto: SPD St. Goar.
Falko Hönisch tritt für die SPD an. Foto: SPD St. Goar.

Junge Menschen ziehen aus dem Mittelrheintal weg, du kommst aus Norddeutschland her. Was führt einen Opernsänger nach St. Goar?

Die Idee, einen idealen Ort zum Studium und zur Veranstaltung klassischer Musik zu schaffen, lag schon lange in der gedanklichen Schublade. Schließlich war es meine Mutter, der ich davon erzählte, und die mich daraufhin auf das zum Verkauf stehende ehemalige Gesundheitsamt der Stadt St. Goar hinwies. Es war also reiner Zufall oder Fügung, wie man eben möchte. Aber St. Goar war mir bis dahin nicht unbekannt, landete ich doch schon 2003 während einer Tour auf dem Rhein mit meinem Faltboot zusammen meinem Hund just an eben jenem Tage am Campinglatz an der Loreley an, als die Hochseil-Artisten-Familie Traber ihren Weltrekord zwischen der Loreley und Maria Ruh aufstellte. Im weiteren Verlauf muss ich also zwangsläufig an meinem späteren Haus vorbeigefahren sein.

Gibt es etwas, was du hier vermisst?

Wenn man aus einer Großstadt aufs Land zieht, weiß man schon vorher, dass man das eine oder andere vermissen wird. Dafür bekommt man aber ganz viel zurück. So viele wunderbare Menschen hätte ich in der Anonymität einer großen Stadt sicher nicht in so kurzer Zeit kennengelernt. Dies wiegt einiges wieder auf.

Du trittst im Mai als Bürgermeisterkandidat an. Wie hast du die Stimmung in St. Goar in den vergangenen Jahren wahrgenommen?

Meine kurzen Bedenken, als Leiter einer musikalisch-kulturellen Einrichtung, der Internationalen Musikakademie Sankt Goar, meine politische Neutralität in gewisser Weise aufzugeben, konnte ich schnell zerstreuen, da ich es als wichtiger empfinde, in diesem Ort und für die Menschen verstärkt positiv zu wirken. Das ist mit dem Konzertangebot der Musikakademie in St. Goar und im Oberen Mittelrheintal schon ganz gut gelungen. Dennoch ging eine resignierende Grundstimmung in der Bevölkerung, die durch verschiedene Faktoren entstanden ist, nicht an mir vorüber. Weshalb ich mich nun nicht nur in den Dienst der Kunst- und Musik-Interessierten, sondern der gesamten Bevölkerung stellen werde.

Was willst du anders machen?

Insbesondere wenn es um kommunalpolitische Themen oder auch den Umgang in den Räten miteinander ging, habe ich eine recht destruktive Stimmung wahrgenommen, die vor allem ein über die Jahre entstandenes Klima zwischen Akteuren und Parteien beklagt hat. Daher stehe ich für einen neuen Politik-Stil in der Stadt, der alle Bürgerinnen und Bürger, alle Politiker, unabhängig von parteipolitischer Zugehörigkeit, sowie Gewerbetreibende einbinden und zusammenbringen wird. Dass man es nicht allen recht machen kann, ist zu erwarten, aber nur ein neuer Gemeinsinn wird ein fruchtbarer Nährboden dafür sein, gemeinsam die Entwicklung der Stadt positiv zu beeinflussen, die Lebensqualität zu verbessern und damit St. Goar als Lebensraum auch wieder attraktiver zu machen, und zwar für alle: für die jetzigen Bürgerinnen und Bürger, für die Menschen, die einen neuen Wohnort suchen und natürlich auch für die Touristen.

Auf unproduktive und kräftezehrende Diskussionen über die Vergangenheit werde mich nicht einlassen. Projekte wie die Modellstadt und der Rheinbalkon, zwei große Reibungspunkte in der Bevölkerung und in der Politik, sind nun einmal gebaut, und nur die Zukunft wird zeigen, ob die damit verbundenen Erwartungen erfüllt werden oder eben nicht.

Ich werde meine Energie und Zeit darauf verwenden, ergebnisorientiert an der Zukunft dieser Stadt mit ihrem großen Potenzial zu arbeiten. Und dies mit allen Beteiligten, denn dafür steht die personelle und inhaltliche Neuausrichtung der SPD St. Goar und ihrer „Bürgerliste“ – dem Team St. Goar.

St. Goar werden die kontroversen Themen wahrscheinlich nicht so schnell ausgehen. Wie stehst du zur angedachten Hängeseilbrücke über das Gründelbachtal und zum Feriendorf in Werlau?

Zu diesen Themen habe ich zwar eine persönliche Meinung, allerdings beruht diese auf noch zu geringer Akteneinsicht und damit zu wenig Fachwissen, als dass ich diese hier als belastbar für die Zukunft darzustellen vermag. Dies wäre zutiefst unprofessionell. Beides werde ich nach der Wahl natürlich intensiv nachholen und ergebnisoffen und unideologisch angehen. Zum Glück habe ich aber mit Pia Trimpe-Müller von den Freien Wählern, unserer Kandidatin als Ortsvorsteherin in dem davon vor allem betroffenen Stadtteil Werlau, eine Mitstreiterin in unserem Team, die sich bereits hervorragend und tiefgründig in diese Themenkomplexe eingearbeitet hat. Zusammen werden wir nach der Wahl zu beiden Projekten eine fundierte und wohl erarbeitete Position beziehen können, um diese wiederum mit der Bevölkerung zu besprechen. Dieser Politik-Ansatz ist natürlich nicht wenig arbeitsintensiv. Aber dazu sind wir mehr als bereit, immer im Sinne einer guten Lösung, die alle mitnimmt und niemanden ausschließt.

Künstler in der Kommunalpolitik sind eher selten. Gibt es einen Bürgermeister, der dich besonders beeindruckt?

Im Vorfeld meiner Kandidatur habe ich nach Beispielen und Orten gesucht, die in vergleichbaren Umständen waren und wo die jeweiligen Stadtoberen mit unterschiedlichen, auf die jeweiligen Situationen zugeschnittenen Maßnahmen es geschafft haben, dem Zustand erfolgreich zu begegnen. Am Anfang standen immer viele Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern und eine gemeinsame schonungslose Analyse der Lage, gefolgt von der ergebnisorientierten Erarbeitung einer kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive, die dann aber auch konsequent verfolgt wurde. Diese erfolgreichen Bürgermeister haben mich sehr beeindruckt, weil sie diese Arbeit nicht gescheut haben, sich nicht haben entmutigen lassen, ihr Ziel nicht aus den Augen verloren haben und vor allem sich nicht haben verbiegen lassen und zu ihrer Verantwortung gestanden sind.

Und was Künstler in der Kommunalpolitik angeht, so kann ich berichten, dass ich vor wenigen Tagen aus St. Moritz in der Schweiz vom dortigen Oberbürgermeister Christian Jenny in einer E-Mail herzliche Grüße erhalten habe, der mir vorschlug, man könne demnächst eine Künstlerpartei gründen. Denn er ist seines Zeichens auch Sänger, allerdings Tenor. Insofern scheinen Künstler in solchen Positionen weniger unüblich, als man annehmen könnte.

Wenn du die Wahl am 26. Mai gewinnst: Wo wird gefeiert und womit stößt du an?

Natürlich mit einem Wein aus St. Goar. Und zwar mit Wein von der Philipps-Mühle, denn diese beiden Winzer-Brüder, Martin und Thomas Philipps, sind zwei ganz wunderbare junge Winzer, die in Zeiten, da Weinberge eher aufgegeben werden, alte Hänge reaktivieren und mit viel Herzblut und Elan etwas schaffen, das unbedingt unterstützt werden muss. Und um noch eine scherzhafte Anmerkung zu machen, obwohl Martin Philipps parteilos für die CDU im Stadtrat sitzt. Gute Projekte und Menschen muss man unterstützen und einbinden. Dies ist mein Credo für die nächsten fünf Jahre. Daran soll man mich messen können.

Und um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, mit uns anzustoßen, werden wir es unter freiem Himmel stattfinden lassen, nämlich im Stadthafen St. Goar, der von Richard Vogel betrieben wird, unserem parteilosen Kandidaten für das Amt des Ortsvorstehers in der Kernstadt. Hier kann man an einem milden Frühlingsabend auf der Mole sitzend schon die ersten Schritte für eine gute Zukunft dieser traditionsreichen Stadt mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern besprechen.

Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Claudia Schwarz (Tourismus-Managerin und Welterbe-Repräsentantin aus St. Goar) – Sonja Spano (Restaurant-Einrichterin und Raumausstatterin in Boppard) – Marcel D’Avis (Banker und Designer aus Oberwesel) – Gero Schüler (Winzer und Student aus Steeg) – Marlon Bröhr (Landrat des Rhein-Hunrück-Kreises) – Matthias Pflugradt (Medienprofi, Bestatter und Loreley-Rebell aus St. Goarshausen) – Heinz-Uwe Fetz (Weinbau-Präsident, Winzer und Gin-Macher aus Dörscheid) – Michael Maul (Sprecher der Fährbetriebe am Mittelrhein) – Martin Nickenig (Bäckermeister in Boppard) – Walter Bersch (Bürgermeister von Boppard) – Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein (Kommunalpolitiker aus Bingen)

Die komplette und alphabetische Übersicht über alle „7 Fragen“ seit Februar 2018 gibt es hier

Termine des Tages

Rüdesheim -Sonderführung in Siegfrieds Mechanischem Musikkabinett mit Stummfilmkinovorführung – 17. März, 14 Uhr. ruedesheim.de

Bingen – „Corina Ratzel: Die Schatzsuche“ / Kinder-Theater in der Binger Bühne – 17. März, 14 Uhr (Einlass). bingerbuehne.de

Bingen – „Wie Brüder im Wind“ / Kinderkino im KiKuBi – 17. März, 15 Uhr. bingen.de

Bingen  – Orgelmusik bei Kerzenschein – 17. März, 16 Uhr. bingen.de

Oberdiebach – „Frühlingserwachen mit jungen Chören“ – 17. März, 19 Uhr 30. rhein-nahe-touristik.de 

Boppard – „Der Junge muss an die frische Luft“ / Cinema in der Stadthalle – 17. März, 20 Uhr. boppard.de

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