Frank Zimmer

Ein Modernisierer am Mittelrhein: 7 Fragen an Markus Patschke

Das kleine Niederheimbach soll in den kommenden Jahren groß rauskommen. Fördermittel für die Energiewende könnten den Ort zur mittelrheinischen Öko-Gemeinde Nr. 1  machen. Markus Patschke ist der Kopf hinter der Idee. Der Energieberater lebt seit 5 Jahren im Tal und hat schon unzählige Sanierungs- und Energiepar-Projekte begleitet. 7 Fragen an den Mann für die Mission Klimaschutz.

Alle in einem Boot: Markus Patschke beim Bacharacher Ruderverein. Foto: Privat.
Alle in einem Boot: Markus Patschke beim Bacharacher Ruderverein. Foto: Privat.

Markus, du willst Niederheimbach zur Modell-Kommune für die Energiewende machen. Wie lässt sich dort Strom erzeugen?

Wie andere Gemeinden auch hat Niederheimbach einige Möglichkeiten, die kombiniert werden können: Es gibt die Hausdächer und brachliegende Grundstücke, auf denen man Photovoltaik-Anlagen installieren kann. Dann fließt bei uns als stetige Quelle der Rhein vorbei, in dem Strombojen installiert werden können, wie es z.B. demnächst in St. Goar gemacht wird. Die Strombojen unterscheiden sich technisch deutlich von dem Stromfloß, das zur Zeit zum Abwracken vor Niederheimbach liegt.

Es gibt dazu die Möglichkeit, Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung zu erzeugen. Wenn Biogas oder Power-to-Gas-Technologie genutzt wird, die überschüssigen Windstrom in Gas verwandelt, ist das nahezu klimaneutral.

Die ergiebigste Quelle wäre Windenergie, die man trotz der Restriktionen, die der Weltkulturerbe-Status mit sich bringt, nicht aus den Augen verlieren sollte.

Wärmedämmung ist ein weiterer wichtiger Baustein. Wie finanziert das ein Hauseigentümer, der seine Immobilie schon jetzt kaum erhalten kann?

Tatsache ist, dass einige Eigentümer 2 und mehr Monatseinkommen ausgeben müssen, um ihre Häuser halbwegs behaglich zu halten.

Im Gegenzug gibt es eine ganze Reihe bezahlbarer Maßnahmen, mit denen man den Wärmebedarf seines Hauses dritteln oder sogar vierteln kann. Mit der Energiekostenersparnis lässt sich Einiges langfristig finanzieren. Die KfW fördert solche Maßnahmen mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen. Auch unser Landkreis gibt etwas dazu.

Du bist als Energieberater im ganzen Tal unterwegs. In welchen Orten sind die Probleme am größten?

Das lässt sich nicht genau verorten. Wie nahezu überall hat auch das Mittelrheintal einen gewaltigen Sanierungsstau im Gebäudebereich. Insbesondere der unsanierte Altbaubestand, der u. a. den romantischen Charme des Mittelrheintals ausmacht, ist zurzeit noch eine Energieschleuder ersten Ranges.

Das Ganze hat auch eine demografische Dimension: Man investiert normalerweise einmal im Leben in seine Immobilie und hofft, dies nicht noch einmal tun zu müssen. Darum sind die Probleme am größten, wo das vor 40 bis 50 Jahren passiert ist, und die Leute in ihren Häusern alt werden.

Dort, wo Häuser verkauft oder von Erben übernommen werden, wird häufig auch saniert. Und wenn schon saniert wird, ist die energetische Sanierung Teil davon.

Probleme gibt es auch dort, wo Sanierungen unter strengen Denkmalschutzauflagen erfolgen. Häufig bleibt dann kein Geld mehr für energetisch sinnvolle Maßnahmen übrig.

Die Energiewende geht nicht ohne Eingriffe in das Landschaftsbild ab. Wie viele Windräder würdest du im Welterbe-Gebiet bauen?

Haha! So wenig, wie für die Eigenversorgung nötig ist.

Immerhin kann man in gut integrierten Energiesystemen auf Wärmepumpenbasis mit einem Megawatt Windleistung etwa 40.000 Quadratmeter unsanierte Wohnfläche CO2-frei beheizen. Bei sanierten Gebäuden ist es leicht die doppelte bis dreifache Fläche.

Die Nutzung erneuerbarer Energien verstehe ich als Chance für das Welterbe und nicht als Gegensatz dazu. Ich kann mir vorstellen, dass Windkraft- und Solaranlagen landschaftsgestaltend ins Mittelrheintal integriert werden können. Wenn das gelingt, haben wir einen wichtigen Beitrag zu unserem kulturellen Welterbe geleistet. Zum Kulturerbe gehört nicht nur die Erhaltung eines antiken Bestands, sondern auch die Weiterentwicklung für zukünftige Generationen.

Und wie viel mehr Strom würde damit produziert?

5 größere Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 21 Megawatt erzeugen jährlich etwa 22.500.000 Kilowattstunden. Das reicht für etwa 6.500 Haushalte!

Was tust du privat für den Klimaschutz?

Möglichst viel mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, Besorgungen möglichst vor Ort tätigen, das Auto stehen lassen, wann immer es geht, sparsame Stromverbraucher einsetzen, Räume nicht überheizen, regelmäßig und stoßweise lüften, LED-Leuchtmittel einsetzen, nicht mehr Energie verbrauchen, als nötig, wenig Fleisch, dafür besseres von artgerecht gehaltenen Viechern essen

Apropos privat: Welche Lokale und welche Winzer kannst du am Mittelrhein besonders empfehlen?

Da ich erst seit 5 Jahren am Mittelrhein lebe, habe ich noch lange nicht alles ausprobiert, was empfehlenswert ist.

Die „Kurpfälzische Münze“ in Bacharach natürlich und gegenüber den „Grünen Baum“,  die „Alte Mühle“ in Steeg, das Gasthaus Böhler in Oberheimbach, wenn man dort Platz bekommt, Musik in Bernies Blues Bar.

Beim Wein will ich keine Empfehlung abgeben. Das muss jeder selbst ausprobieren. Die meisten Winzer erzeugen mindestens einen Tropfen, wie man ihn sonst nirgendwo findet.

Im Moment sind Jörg Lanius, Randolf Kauer, Friedrich Bastian und Cäcilia Jost meine Favoriten. Doch wie gesagt: Fast jede Woche finde ich weitere grandiose Weine hier im Tal 😉

 

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Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Claudia Schwarz (Tourismus-Managerin und Welterbe-Repräsentantin aus St. Goar) – Sonja Spano (Restaurant-Einrichterin und Raumausstatterin in Boppard) – Marcel D’Avis (Banker und Designer aus Oberwesel) – Gero Schüler (Winzer und Student aus Steeg) – Marlon Bröhr (Landrat des Rhein-Hunrück-Kreises) – Matthias Pflugradt (Medienprofi, Bestatter und Loreley-Rebell aus St. Goarshausen) – Heinz-Uwe Fetz (Weinbau-Präsident, Winzer und Gin-Macher aus Dörscheid) – Michael Maul (Sprecher der Fährbetriebe am Mittelrhein) – Martin Nickenig (Bäckermeister in Boppard) – Walter Bersch (Bürgermeister von Boppard) – Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein(Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich(Archäologe in Koblenz) Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins)

Termine des Tages

Bingen – Römertag  – 28. April, 10 – 17 Uhr. bingen.de

Assmannshausen – Assmannshäuser Kräutermarkt – 28. April, 10 -18 Uhr. ruedesheim.de

Boppard – Weinfrühling – 28. April, ab 10 Uhr 30. boppard.de

Niederheimbach – „Blühendes Wochenende“ in der Burggärtnerei – 28. April, 11 – 18 Uhr. VG Rhein-Nahe

Bacharach – Flohmarkt und Erlebnistag in Medenscheid und Neurath –  28. April, ab 12 Uhr. VG Rhein-Nahe

Boppard – „Die Goldfische“ / Cinema in der Stadthalle“ – 28. April, 20 Uhr. boppard.de

Festung Ehrenbreitstein – Festungsleuchten – 28. April, 20 Uhr. tor-zum-welterbe.de

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Zwischenstopp in #boppard auf dem Weg nach #frankfurtammain

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11 Gedanken zu „Ein Modernisierer am Mittelrhein: 7 Fragen an Markus Patschke“

  1. Ergänzung zur Frage nach den Lokalen.
    Manches liegt so nahe, dass man es vergisst zu erwähnen: Im Hof des Weinguts Heidrich, gegenüber in der Oberstraße in Bacharach sitze ich zum Feierabend während des Sommers natürlich am liebsten.
    Markus‘ Kerner gehört natürlich auch zu meinen Wein-Favoriten. 😉

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