Frank Zimmer

Die Reichenstein-Retter: 7 Fragen an Lambert Lensing-Wolff und Till Gerwinat

Ein Zeitungsverleger und ein Koch haben Burg Reichenstein aus dem touristischen Koma geholt. Lambert Lensing-Wolff, Chef des Dortmunder Medienhauses Lensing („Ruhr-Nachrichten“) und Till Gerwinat, der frühere Küchenchef des „Deidesheimer Hofs“, entwickeln die Burg in Trechtingshausen zum Vorzeigebetrieb. 7 Fragen an ein ungewöhnliches Duo mit Mittelrhein-Mission.

Till Gerwinat (l,) und Lambert Lensing-Wolff. Foto: Burg Reichenstein GmbH & Co. KG
Till Gerwinat (l,) und Lambert Lensing-Wolff. Foto: Burg Reichenstein GmbH & Co. KG

Wie kommt ein Zeitungsverleger aus Dortmund auf die Idee, eine Burg im Mittelrheintal zu kaufen?

Lambert Lensing-Wolff: Auf Burg Reichenstein verbrachte ich schon in meiner Kindheit viele spannende Tage. Sie war bis Mitte der 80er Jahre im Besitz meiner Familie, meine Großmutter ist hier aufgewachsen. Mein Onkel hatte sie schließlich 1986 an einen Gastronomen aus Bacharach verkauft. Als dieser die Burg 2014 aufgeben wollte, haben meine Familie und ich uns einen Plan für die langfristige Nutzung und Erhaltung gemacht, ein Business-Konzept entwickelt und passende Mitstreiter bzw. Mitunternehmer gesucht. Die haben wir dann glücklicherweise in Katrin und Till Gerwinat gefunden.

Wer ein altes Gebäude übernimmt, erlebt fast immer unangenehme Überraschungen. Wie war das auf Reichenstein?

Lambert Lensing-Wolff: Von ganz bösen Überraschungen sind wir Gott sei Dank bislang verschont geblieben. Meine Urgroßeltern hatten die Burg um 1900 zum Glück sehr solide instandgesetzt. Zwei Dinge haben uns dennoch erhebliche Schwierigkeiten gemacht: Bei der Renovierung des Hotels und der Gastronomie hat uns sowohl unser damaliger Planer für Heizung und Sanitär als auch der diesbezügliche Handwerker erheblichen Schaden zugefügt. Darunter leiden wir noch heute. Darüber hinaus haben wir den zeitlichen und finanziellen Aufwand unterschätzt, den die Abstimmung und Begutachtung denkmalrechtlicher Aspekte erfordert. Das war für mich vorher unvorstellbar.

Zum neuen Nutzungskonzept gehören das Restaurant und das Hotel unter Leitung von Till Gerwinat. Wie hat er dich überredet, Till?

Till: Ich musste unter keinen Umständen überredet werden, sondern wurde von einem durchdachten Konzept und visionärem Denken begeistert. Das hat sich bis heute nicht geändert. Wir alle lieben und leben unsere tägliche Arbeit.

Dem Mittelrheintal fehlen bis zur Buga noch viele Hotelzimmer. Stimmt es, dass ihr zusätzliche Kapazitäten in Trechtingshausen schafft?

Lambert Lensing-Wolff: Konzepte für weitere 25 Zimmer – wir haben derzeit 24 – stecken noch in den Kinderschuhen. Für eine langfristige Überlebensfähigkeit des Betriebs und damit auch der Burg sind diese jedoch unbedingt notwendig. Von der lokalen und regionalen Politik erfahren wir für unsere Idee bislang erfreulicherweise ausschließlich große Unterstützung. Das ist extrem motivierend für uns alle.

Fast alle Hoteliers und Gastronomen am Mittelrhein klagen über Personalmangel. In Boppard schließt deshalb sogar das Weinhaus in der Kurfürstlichen Burg. Wie löst ihr das Problem?

Till Gerwinat: Wir haben diesbezüglich kein Problem, das  wir lösen müssten. Wir haben aktuell ein großartiges 18-köpfiges Team, das unser vollstes Vertrauen genießt. Das ist auch der Grund, warum wir seit fast einem Jahr nicht mehr aktiv auf dem Arbeitsmarkt tätig sein mussten. Es kommen etliche Initiativbewerbungen, die beweisen, dass wir ein attraktives Unternehmen sind. Wir sind in den letzten 4 Jahren sehr schnell gewachsen und diese Entwicklung setzen wir fort. Bei uns kann sich jedes Teammitglied aktiv einbringen und mitgestalten. Auf veraltete und verkrustete Strukturen hat niemand mehr Lust. In der Gastronomie und Hotellerie  hat vor einigen Jahren ein Reinigungsprozess begonnen, von dem unsere Branche langfristig profitieren wird.

Was sagen die persönlichen Gäste von Lambert Lensing-Wolff, wenn sie zum ersten Mal auf Burg Reichenstein kommen?

Till Gewinat: Das Gleiche wie der allergrößte Teil unserer aktuell knapp 22.000 jährlichen Besucher und Gäste. Sie sind begeistert über den jetzigen Zustand unserer Location. Sei es der gastronomische Bereich des Restaurant Puricelli oder die liebevoll  gestalteten Zimmer, der entstaubte und teilweise neu konzipierte Museumsbereich oder die gesamten Außenanlagen.

Lambert Lensing-Wolff: Alle sind von der Location und dem großartigen Service total angetan.

Abgesehen von Reichenstein: Welche Orte am Mittelrhein würdet ihr unbedingt empfehlen?

Lambert Lensing-Wolff: Puhh, da gibt es so viele schöne Möglichkeiten: Wenn man nur einen Tag Zeit hätte, würde ich jedem empfehlen, von der Reichenstein über das Morgenbachtal zur Rheinstein zu wandern, von dort eine kleine Schiffsreise zu starten, dann in Bacharach die Weingüter Jost und Ratzenberger zu einer Weinprobe besuchen, und sich die Altstadt anzuschauen, genauso wie die von Oberwesel. Am frühen Abend kommt man zurück zur Reichenstein, spielt auf der historischen Kegelbahn mit guten Freunden eine Runde, und wer dort gewinnt, lädt dann den Rest zu einem wunderbaren Menü ins Restaurant Puricelli bei Till und seiner großartigen Mannschaft ein, mit dem schönsten Blick auf den Rhein. Wer mehr erleben möchte, der schaut sich die vielen weiteren Tipps auf unserer Website an.

Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen

Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein(Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach) – Ulrich Lautenschläger (Konzertveranstalter auf der Loreley) – Ivo Reßler(Bürgermeister-Kandidat in Lorch) – Jean-Marc Petit (Hausbesitzer und Denkmalpfleger in Bacharach) – Anne Kauer (Winzerin in Bacharach) – Gerd Benner (Manager und Hobby-Köhler aus Boppard) – Markus Kramb (Metzger aus St. Goar) – Mary-Ann Gellner (Hauptkommissarin der Wasserschutzpolizei St. Goar) – Ilka Heinzen (Einzelhändlerin und Stadträtin in Bingen) – Jan Bolland (Hotel-Investor in Bingen) – Pater Eryk(Franziskaner im Kloster Bornhofen) – Mareike Knevels (Kommunikationsdesignerin und Burgenbloggerin) – Willy Praml (Theatermacher „An den Ufern der Poesie) – Sebastian Hamann           (Beigeordneter der Stadt Bingen) – Johannes Lauer (Dachdeckermeister und Kommunalpolitiker in Lahnstein) – Almut Lager (Unternehmerin und Denkmalschützerin in Bacharach) Maximilian Siech (Sportler und Projektleiter beim Zweckverband Welterbe)

Werbung: Das Beste zum Schluss

Wenn die Festival-Saison schon zu Ende gehen muss, dann richtig: Rheinfels-Hotelier Gerd Ripp holt für das letzte Open-Air-Konzert des Jahres die legendären „Schürzenjäger“ nach Urbar. Das große Finale der „Maria Ruh Classix 2019“ startet am Freitag ab 18 Uhr 30 (Einlass). maria-ruh.deadticket (Tickets)

Termine des Tages

Sonntag in Oberwesel – Weinmarkt – 15. September. oberwesel.de

Sonntag in Bingen – „Recharge im Park“ / E-Musik am Mäuseturm – 15. September, ab 13 Uhr. bingen.de

Sonntag in Rhens – „Modern(e): Villenartige Wohnhäuser des
sog. ‚Historismus‘ aus dem 19. Jahrhundert in Rhens“ / Welterbe-Führung mit Franz-Josef Schmillen – 15. September, 14 Uhr 30. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de

Samstag in Boppard – „Musik zum Sonntag in der Pfarrkirche St. Severus – 15. September, 15 Uhr. boppard.de

Foto des Tages

 

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Blick auf Burg Katz . . . #mittelrheintal #stgoarshausen #burgkatz #rheinsteig #rheinromantik #riverrhine #mittelalter

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