Frank Zimmer

Der Mann für die Mittelrhein-Morde: 7 Fragen an Christof A. Niedermeier

Wenn am Mittelrhein Blut fließt und der Mörder der Polizei durch die Lappen geht, dann schlägt die Stunde von Jo Weidinger. Der junge Koch vom „Waidhaus“ gegenüber der Loreley ermittelt seit 2015 in den Regionalkrimis von Christof A. Niedermeier. 2 Bände sind bisher im Ullstein-Verlag erschienen: „Waidmannsgrab“ und „Mörderisches Menü“. Demnächst kommt Nr. 3 im Gmeiner Verlag heraus ( „Tödliches Sushi“).  Niedermeier betreibt das Krimi-Geschäft im Nebenewerb; eigentlich ist er Pressesprecher einer Frankfurter Bank. 7 Fragen an einen Krimi-Autor,  der über Mittelrhein-Morde schreibt und das Leben dort liebt.

Christof A. Niedermeier: "Einen Großteil meiner Wochenenden verbringe ich ohnehin schon seit vielen Jahren im Mittelrheintal."
Christof A. Niedermeier hat den Mittelrhein zum Krimi-Schauplatz gemacht. Foto: Dagmar Thiel.

Du stammst aus Bayern und arbeitest in Frankfurt. Wie bist du auf den Mittelrhein gekommen?

Mit Anfang 20 bin ich zum ersten Mal ins Mittelrheintal gekommen und habe mich spontan in diese einzigartige Landschaft verliebt. Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat, dass ich schon als Kind ein großer Fan von Burgen und Rittern gewesen bin. Seitdem bin ich schon unzählige Male hier gewesen und kann mich trotzdem nie daran satt sehen. Als ich mich mit dem Gedanken getragen habe, einen Krimi zu schreiben, wusste ich sofort, dass ich ihn im Mittelrheintal ansiedeln will.

Was gefällt dir besonders gut an der Gegend?

Eigentlich alles – die steilen Weinbergshänge und die zahlreichen Burgen, der Fluss mit seinen vielen Windungen, die Aussichtspunkte und Wanderwege hoch über dem Tal, die einem immer wieder einen völlig neuen Blick ermöglichen…Gelegentlich sitze ich am Rhein und sehe den vielen Schiffen und Ausflugsbooten zu, wie sie den Fluss hinauf und hinunter tuckern. Es hat etwas unheimlich beruhigendes und vermittelt einem ein Gefühl von heile Welt. Tja, und dann passiert auf einmal ein grausamer Mord, der einen jäh aus allen Träumen reißt – zumindest in meiner Fantasie. Das finde ich schriftstellerisch sehr reizvoll.

Was sollte man am Mittelrhein unbedingt verbessern?

Zum einen sollte es endlich eine halbwegs akzeptable Lösung für den Bahnlärm geben. Das ausgerechnet in einer Weltkulturerberegion eine der am stärksten befahrenen Bahntrassen Europas verläuft, ist für mich nicht nachvollziehbar. Zumal auch der gesamte Güterverkehr durchs Tal rattert.

Erhebliches Verbesserungspotential sehe ich auch in der Vermarktung der Region. Während andere Regionen, wie beispielsweise Rheinhessen, sich deutlich weiterentwickelt haben und für Besucher eine Vielzahl attraktiver Angebote bereithalten, habe ich manchmal den Eindruck, dass man im Mittelrheintal etwas den Anschluss verloren hat. Natürlich ist es nicht einfach, wenn man 2 Bundesländer und 5 Landkreise unter einen Hut bringen muss. Aber ich hoffe, dass die Bundesgartenschau alle handelnden Personen an einen Tisch zusammenbringt und es endlich ein gemeinsames, modernes Vermarktungskonzept gibt. Dann könnte das Tal wieder das werden, was es einmal war – ein Anziehungspunkt für Besucher und Touristen aus aller Welt!

Dein Romanheld Jo Weidinger lebt, kocht und arbeitet ungefähr da, wo das Restaurant Maria Ruh steht. Gibt es ein reales Vorbild für ihn oder andere Mittelrhein-Figuren in deinen Büchern?

Die Frage bekomme ich bei Lesungen immer wieder gestellt. Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass ich unbewusst Charakterzüge von Personen aus der Region in die Romanfiguren mit einfließen lasse. Aber es handelt sich bei allen Charakteren in meinen Büchern um fiktive Personen. Das gilt insbesondere für Jo. Wieso habe ich mich für einen Restaurantbetreiber und Küchenchef als Hauptfigur entschieden? Ich wollte einen Ermittler, der in der Region verwurzelt ist und jeden Tag mit den Menschen vor Ort im Austausch steht. Ein Polizist hätte da meines Erachtens nicht so gut gepasst. Außerdem fand ich es spannend, eine Figur zu schaffen, die sich nicht ausschließlich auf die Ermittlertätigkeit konzentrieren kann. Der Beruf des Kochs ist enorm anstrengend und fordert einem eine Menge ab. Insoweit muss Jo sich den Freiraum für seine Ermittlungen immer ein stückweit erkämpfen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, mit Jo Weidinger eine authentische Figur zu schaffen, an der meine Leserinnen und Leser ihren Spaß haben. 

Wie nimmst du die Gastronomie im Tal wahr? Wo kehrst du selber gerne ein?

Für einen leckeren Kuchen und guten Kaffee schaue ich gerne im Restaurant Loreleyblick Maria Ruh vorbei. Neben der einzigartigen Aussicht hat dieser Ort für mich durch meine Kriminalromane eine ganz persönliche Bedeutung. Wenn man den besonderen kulinarischen Genuss sucht, sollte man unbedingt bei Sternekoch Mike Schiller in seinem Restaurant in Koblenz einkehren. Er verbindet regionale Produkte mit traditionellen Zubereitungsarten aus aller Welt. Ein Highlight ist auch das Restaurant „Auf Schönburg“ in Oberwesel. Das Team um Johann und Hermann Hüttl zaubert jedes Mal raffinierte und frisch zubereitete saisonale Gerichte auf den Teller und bietet leckere Menüs an. Und natürlich gibt es den Rhein entlang etliche Straußwirtschaften, die hervorragende Weine ausschenken und dazu kleine Köstlichkeiten anbieten. Insgesamt würde ich mir aber noch das eine oder andere zusätzliche Angebot wünschen, vor allem, was die gehobene Küche angeht.

Was kannst du noch am Mittelrhein empfehlen?

Die meisten Besucher kennen das Rheintal von einer Fahrt mit dem Auto, dem Motorrad oder dem Schiff. Man kann die Region aber auch auf verschiedenen Wanderwegen erkunden – zum Beispiel auf dem Rheinsteig oder dem RheinBurgenWeg. Mein persönlicher Favorit ist der Oelsbergsteig zwischen Oberwesel und Urbar. Auf schmalem Pfad geht es vorbei an Weinbergen und Felsen. Unterwegs hat man eindrucksvolle Aussichten auf den Rhein und die Steillagen. Und ich bin gerne mit dem Fahrrad unterwegs – dabei hat man die Wahl, ob man gemütlich am Rhein entlang radeln will, oder ob man sich die steilen Weinbergshänge hinauf bemüht.

Kannst du dir vorstellen, hier zu leben?

Absolut. Einen Großteil meiner Wochenenden verbringe ich ohnehin schon seit vielen Jahren im Mittelrheintal. Auch die Ideen zu meinen Kriminalromanen entstehen meist vor Ort. Manchmal beobachte ich eine Situation oder sehe etwas – ein Gebäude, ein Wahrzeichen der Region oder etwas auf dem Rhein, und habe spontan eine Idee: hier könnte ein Mord passiert sein. Oft sehe ich es fast bildlich vor Augen. Und ich frage mich – wer wurde hier ermordet und warum? Also man könnte sagen, das Mittelrheintal ist eine permanente Inspiration für mich. Schon allein deshalb werde ich dem Tal immer eng verbunden sein.

Niedermeier im Web und bei Weinert:

Website

Facebook-Seite 

Die Krimis sind  u.a. in Franziskus Weinerts Schreib-, Spielwaren- und Buchhandlung Hermann in Oberwesel erhältlich. Franziskus hat in „Mörderisches Menü“ sogar einen Gastauftritt als Jo Weidingers Buchhändler.

Bisher in der Reihe „7 Fragen an ….“ erschienen:

Bisher in der Reihe „7 Fragen an ….“ erschienen:

Sebastian Busch (Landtagskandidat aus Lorch) – Christian Büning (Designer aus Oberwesel) – Sandra Bruns (Instagrammerin und Journalistin aus Emmelshausen) – Hasso Mansfeld (PR-Berater und Brücken-Aktivist aus Bingen) – Peter Theis (Gastronom und Shop-Betreiber in St. Goar) – Esther Pscheidt (Treibholzkünstlerin aus Lorch) – Wolfgang Blum (Wanderführer und Welterbe-Botschafter auf dem Rheinsteig) – Markus Fohr (Brauereibesitzer und Bier-Sommelier aus Lahnstein) – Christin Jordan und Lars Dalgaard (Weinliebhaber, Journalisten und Nebenerwerbswinzer in Eltville und Oberdiebach) – Nadya König-Lehrmann (Welterbe-Managerin in St. Goarshausen) – Jörg Lanius (Winzer in Oberwesel) – Mario Link (Lebensmittel-Händler in Boppard) – Rolf Mayer (Kultur- und Event-Manager in Boppard) – Uwe Girnstein (Hotelier in Kamp-Bornhofen)  – Stefan Herzog (Tourismus-Berater und früherer Marketingchef für die Region Rheinhessen) – Horst Maurer (Welterber-Gästeführer aus Oberdiebach) –Gerd Ripp (Gastronomie-Unternehmer auf Schloss Rheinfels und Maria Ruh) – Niko Neuser (Kommunalpolitiker aus Boppard)

Termine des Tages

Lahnstein – Spinnen- und Insektenausstellung – 3. Juni, 10 – 17 Uhr. lahnstein.de

Bacharach-Medenscheid – Tag der offenen (Rosen)-Gärten – 3. Juni, 11 bis 17 Uhr. medenscheider.de

Bacharach – Kulturerbe Schieferbruch / Trockenmauern – Wanderung mit Horst Maurer. 3. Juni, 11 Uhr. Welterbe-Zweckverband

Nochern – Dorfflohmarkt „Kram un Krembel“ – 3. Juni. VG Loreley

Bingen – Internationales Begegnungsfest – 3. Juni, 12 – 18 Uhr. bingen.de

Lorch – Tag der Offenen Tür im Hilchennhaus – 3. Juni, 13 -17 Uhr. lorch-rhein.de

Bingen – Vorführung des alten Rheinkrans – 3. Juni, 14 Uhr. bingen.de

Filsen – „Opas Kirschbaum und Omas Kirschsuppe / Kirschengeschichte erleben und schmecken / Großeltern und Enkel unterwegs auf dem Filsener Kirschenpfad“ . 3. Juni, 14 Uhr. VG Loreley

St. Goarhausen – Streichtrios auf Burg Maus (Villa Musica) – 3. Juni, 17 Uhr – Villa Musica

Boppard – Rheinische Philharmonie / Bläserserenade – 3. Juni, 19 Uhr 30. boppard-stadthalle.de

(Bewegt-)Bild des Tages

Der neue Burgenblogger Christoph Bröder ist auf Sooeneck eingezogen. Hier sein erste Instagram-Post vom Mittelrhein:

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