Ulrich Lautenschläger ist auf der Loreley für Geschäft und Glamour zuständig. Seine Firma betreibt die Freilichtbühne und holt Stars wie Marius Müller-Westernhagen und die Kelly Family nach St. Goarshausen. In der Stadt gilt er als harter Geschäftsmann, der rigoros seine Interessen durchsetzt. Lautenschläger selbst sieht sich seinem Unternehmen verpflichtet und geht dabei keinem Konflikt mit den Behörden aus dem Weg. 7 Fragen an einen Manager mit Klartext-Gen.
Wie lange hast du die Bühne auf der Loreley-Bühne schon gepachtet?
In der Frage liegt schon der erste Fehler. Nicht ich habe die Bühne gepachtet, sondern die Loreley Venue Management GmbH, deren Geschäftsführer ich bin. Seit dem Jahr 2009 sind wir Vertragspartner der Stadt St. Goarshausen.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt St. Goarshausen?
Es ist wie in einer Ehe. Man lebt miteinander, man fühlt sich pudelwohl miteinander, und man streitet auch mal miteinander. Von allem ist irgendwie etwas mit dabei. Sagen wir es mal so: Wenn alle tatsächlich an einem Strang ziehen würden, dann könnte man gemeinsam mehr erreichen. Diese Feststellung beziehe ich aber nicht nur auf die Stadt St. Goarshausen, sondern auf alle Player auf dem Loreley-Felsen, besonders auf die Verbandsgemeinde Loreley.
Trifft es zu, dass ihr euch über die Zahlung der Pacht momentan nicht ganz einig seid?
Wie gesagt, es ist wie in einer Ehe. Und worüber wird in einer Ehe am meisten gestritten? Richtig. Über‘s Geld. Ja, es gibt da Differenzen, zu denen ich mich aber nicht weiter äußern möchte, kann und darf, da hier auch juristische Auseinandersetzungen anhängig sind.
Um auf das Thema Ehe noch einmal einzugehen: Wenn einer der Partner zur Hochzeit dem anderen einen Porsche verspricht, es aber ein Fiat wird („Fehler in allen Teilen“), was wird dann wohl passieren? Noch dazu hat jener, der den Porsche erwartet hat, seine komplette Mitgift und noch mehr eingebracht und darauf vertraut, dass 2014 alles fertig ist … Nun ist die Situation im Jahr 2019 so, wie sie ist. Wir sitzen mit einem Fiat auf der Loreley, würden gerne mehr für die Region und die Freilichtbühne tun, scheitern aber immer wieder an irgendwelchen Heckenschützen und Neidern. Da werden dann oftmals die wildesten Gerüchte in die Welt gesetzt. Und immer heißt es: „Der Lautenschläger zahlt nicht!“
Sorry, ich bin Geschäftsführer einer GmbH und trage ein hohes Maß an Verantwortung für dieses Unternehmen, das sich in einem Haifischbecken bewegt und in den vergangenen Jahren in der Hoffnung auf eine gute Zukunft auf der Loreley Unsummen investiert hat. Wir haben zum Beispiel die „Loreley Cola“ ins Leben gerufen und damit die Marke „Loreley“ wirklich weltweit noch bekannter und attraktiver gemacht. In Los Angeles trinken Menschen „Loreley Cola“. Und hier? Rennen sie der Plörre von amerikanischen Großkonzernen hinterher. Ich erwarte ja keine Lobeshymnen, aber Wertschätzung, Anerkennung und Fairness, das wäre mal ein guter Anfang. Stattdessen: „Der Lautenschläger zahlt nicht!“
Was hältst du von der Neugestaltung des Loreley-Plateaus?
Fakt ist, die Loreley hatte eine Modernisierung dringend nötig. Aber dass man hier gleich so mit dem Bagger alles platt machen muss, verstehe ich nicht. Noch weniger verstehe ich, dass man uns als Betreiber der Freilichtbühne von Anfang an ziemlich außen vor gelassen hat. Der Eingang zum neuen Kultur- und Landschaftspark liegt direkt im Einfahrts- und Wendebereich für die Trucks, die in die Freilichtbühne einfahren. Diesen Eingang hätte man einfach nur einige Meter weiter nach oben verlegen müssen und alles wäre gut. So ist es für uns nun mit enormem Aufwand verbunden, die Lkw in die Bühne rein zu bekommen, müssen wir doch jedes Mal sicherstellen, dass keiner von den erwarteten 300.000 Besuchern vorne im Kultur- und Landschaftspark unter die Räder kommt.
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Kritiker des neuen Loreley-Konzepts bemängeln u. a. das neue weiße Zeltdach über der Bühne, das vom Tal aus deutlich zu sehen ist. Was sagst du dazu?
Bei dem Dreck, der durch die Rheinschiffe vom Tal nach oben gepustet wird, dauert es nicht mehr lange, bis das Dach immer grauer wird. Das kann man im Übrigen jetzt schon sehen.
Aber Spaß beiseite. Im Zuge der Ertüchtigung brauchte die Bühne dringend ein neues Dach, das den modernen Anforderungen gerecht wird und für die Veranstaltungen in der Zukunft ausgelegt ist. Bei der Vorstellung durch die „Fachplaner“ wurde eine Visualisierung vorgestellt, bei der das neue Dach von Bäumen umgeben ist. Heute wissen wir, dass diese Bäume erst wieder in 30 Jahren das Dach verstecken werden, denn die alten wurden abgeholzt. Ich denke, in 30 Jahren braucht man wieder ein neues Dach. Errare humanum est.
Du bist Konzertveranstalter, und mit Matthias Pflugradt kandidiert ein Künstler-Agent für das Amt des Bürgermeisters von St. Goarshausen. In welcher Geschäftsbeziehung steht ihr zueinander?
Matthias hat ja selbst Konzerte veranstaltet. Eine Geschäftsbeziehung zwischen uns beiden gibt es nicht und gab es auch nie. Es wird ja immer wieder behauptet, Matthias sei in seinen Entscheidungen zu seiner Zeit im Stadtrat befangen. Das ist absoluter Quatsch. Fakt ist, wir verstehen uns sehr gut und unterhalten uns auf Augenhöhe, weil er als ehemaliger Konzertveranstalter um die Probleme der Branche weiß. Da unterhält man sich natürlich über ganz andere Dinge als zum Beispiel mit einem Verbandsbürgermeister oder Landrat.
In 10 Jahren ist die Buga im Oberen Mittelrheintal. Was wünschst du dir für 2029?
In Bezug auf die Buga wünsche ich mir vor allem, dass man hier im Mittelrheintal von diesem kleinkarierten Kirchturmdenken wegkommt. Das ist noch wie früher, als die Grafen ihre Zölle erhoben haben. Jeder sichert seine Pfründe und denkt kaum über den eigenen Tellerrand hinaus. Da gibt es immer noch ganz scharf gezogene Grenzen zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen. Selbst zwischen St. Goar und St. Goarshausen gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Im Moment habe ich als Außenstehender – mein Lebensmittelpunkt ist Potsdam – das Gefühl, dass sich das Tal und die Menschen, die hier leben, in vielen Dingen selbst ausbremsen.
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Schlussredaktion: Natascha Meyer
Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen
Claudia Schwarz (Tourismus-Managerin und Welterbe-Repräsentantin aus St. Goar) – Sonja Spano (Restaurant-Einrichterin und Raumausstatterin in Boppard) – Marcel D’Avis (Banker und Designer aus Oberwesel) – Gero Schüler (Winzer und Student aus Steeg) – Marlon Bröhr (Landrat des Rhein-Hunrück-Kreises) – Matthias Pflugradt (Medienprofi, Bestatter und Loreley-Rebell aus St. Goarshausen) – Heinz-Uwe Fetz (Weinbau-Präsident, Winzer und Gin-Macher aus Dörscheid) – Michael Maul (Sprecher der Fährbetriebe am Mittelrhein) – Martin Nickenig (Bäckermeister in Boppard) – Walter Bersch (Bürgermeister von Boppard) – Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein(Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach)
Termine des Tages
Koblenz – Wein im Schloss – 5. Mai, wein-im-schloss.de
Lorch – Maifest mit Oldie Sunday im Lansdmuseum Ransel – 5. Mai, 10 – 15 Uhr. Stadt Lorch
Oberwesel – Orgelmatinee in der Liebfrauenkirche – 5. Mai, 11 Uhr 30. oberwesel.de
Bingen – „Recharge im Park“ / E-Musik im Park am Mäuseturm – 5. Mai, 13 Uhr. bingen.de
Rüdesheim – „Hildegard Wein Walk“ mit Wolfgang Blum – 5. Mai, 13 Uhr 30. ruedesheim.de
Bacharach – „Bacharach und Clemens Brentano“ / Welterbe-Führung mit Horst Maurer – 5. Mai, 15 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de
Lahnstein – Tenorkonzert mit Volker Bengl – 5. Mai, 17 Uhr. lahnstein.de
Bingen – „Unser Rhein – Im Bann des Stroms“ und „Burgengeschichten“ / Vorpremiere der beiden SWR-Fernsehproduktionen mit den Regisseuren Harold Woetzel und Günther Klein sowie Eva Witte, Andreas Fath und anderen Protagonisten der Filme im Programmkino KiKuBi – 5. Mai, 18 Uhr. kikubi.de
Boppard – „Monsieur Claude 2“ / Cinema in der Stadthalle – 5. Mai, 20 Uhr. boppard.de
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12 Gedanken zu „„Und immer heißt es: Der Lautenschläger zahlt nicht““
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