Mittelrhein-Orte ohne Weinbau? Das kommt im Welterbe-Tal gar nicht so selten vor. Zum Beispiel in Kamp-Bornhofen, wo in den 70er Jahren der letzte Winzer aufgab. Markus Kalkofen will die Tradition weitertragen. Der Polizeibeamte pflegt einen kleinen Weinberg, der vor einigen Jahren freigeschnitten und neu angepflanzt wurde. Am kommenden Wochende gibt es sogar wieder ein Weinfest im Ort. 7 Fragen an einen, der anpackt.
Markus, in Kamp-Bornhofen gibt es keinen einzigen Winzer mehr. Warum stellst du dich in den Wingert und fängst da an, wo andere aufgehört haben?
Es begann vor vielen Jahren mit der Herstellung von Obstweinen, Kirschwein, Brombeerwein, Holunderbeerwein, Apfelwein, und dem Konservieren von Früchten. Ich habe dazu viele nützliche Dinge wie Maischefässer oder Einmachgläser von Kamper Mitbürgern geschenkt bekommen, weil sie dort nicht mehr benötigt wurden. Mit der aktiven Tätigkeit im Verein für Heimatgeschichte, vorrangig mit dem Projekt „Freilegung der Giesflötz“, kam die Idee, einen Teil des Geländes für einen Weinberg zu nutzen. Es ist schon eine anstrengend Tätigkeit, und so manches Mal dachte ich in einer kurzen Ruhephase: “ Und damit haben deine Vorfahren ihren Lebensunterhalt bestritten und diese Mühen fast jeden Tag auf sich genommen“. Früher, bis zur Umstellung auf den Kirschenanbau, war der ganze Hang bis zur Fähre mit Reben bestückt. Auch aus diesem Grund lohnt es sich, zumindest diesen kleinen Weinberg zu erhalten.
Wie groß ist der kleine Weinberg?
100 Quadratmeter.
Warum ging es mit dem Weinbau in Kamp-Bornhofen so bergab?
Nach der vorherrschenden Meinung soll die Reblaus der Auslöser gewesen sein. Der 1. Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte Dr. Winfried Monschauer erklärte mir allerdings, dass die Reblaus in Kamp-Bornhofen nie nachgewiesen wurde. Schuld dürfte wohl eher der Bau der Eisenbahn im Zuge der Industrialisierung gewesen sein. Mit der Eisenbahn wurden zunehmend billigere Weine aus Südeuropa importiert.
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Am kommenden Wochenende soll bei euch trotzdem wieder ein Weinfest stattfinden. Wie kam es dazu?
Uns fehlt beim Verein für Heimatgeschichte der Nachwuchs, insbesondere bei körperlich schwierigen Arbeiten wie im Weinberg. Mit Uwe Girnstein haben wir jemanden gewonnen, der sich für die Geschichte des Ortes und für den Weinbau interessiert und auch anpacken kann. Er hilft mir im Weinberg und hatte die Idee, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen.
Glaubst du, dass es irgendwann wieder einen Winzer am Ort gibt?
Das glaube ich nicht. Es wäre zwar eine Toplage, der Hang bis zur Fähre, aber das geht nur hauptberuflich, wäre ein langer, harter Weg und mit erheblichen unternehmerischen Risiken verbunden.
2029 findet die Buga statt. Gibt es schon Ideen für Kamp-Bornhofen? Mit Innenminister Roger Lewentz habt ihr immerhin einen der Väter der Buga-Idee im Ort.
Ideen gibt es schon viele, konkret ist momentan nur die Buga-Fläche im Rheinvorgelände in Planung, aber wer weiß was in den nächsten Jahren noch alles passiert.
Abgesehen vom neuen Wingert in Kamp-Bornhofen: Was ist dein persönlicher Mittelrhein-Geheimtipp?
Der Rheinsteig. Ich gehe sehr oft Walken, nach Bornhofen, dann die Himmelstreppe hoch bis zur Himmelswiese und die „Hohl“ wieder runter. Auch für mich als Einheimischen ist es jedes Mal ein toller Blick von oben in unser wunderschönes Tal.
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Zuletzt in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen
Robert Wurm (Ex-Manager und Winzer in Lorch) – Marcus Schwarze (Journalist, Digitalberater und Buga-Blogger) – Tristan Storek (Düsseldorfer Jungwinzer und Techniktalent in Steeg) – Andreas Nick (Lehrer, Kommunalpolitiker und Hostel-Besitzer in Bad Salzig) – Jean-Michel Malgouyres (französischer Küchenchef in Rüdesheim) – Natascha Meyer (Kanzlei-Managerin, Lektorin und Boppard-Botschafterin) – Heiner Monheim (Verkehrsforscher und Bahnlärm-Bekämpfer) – Carolin Weiler (Winzerin und „FAZ“-Liebling aus Lorch) – Petra Bückner (Tourismuschefin in Lahnstein) – Michael Stein (Kommunalpolitiker aus Bingen) – Falko Hönisch (Opernsänger und Bürgermeisterkandidat in St. Goar) – Kathrin Büschenfeld (Apothekerin in Lorch) – Dieter Stein (IT-Manager und Konzertveranstalter aus St. Goar) – Peter Henrich (Archäologe in Koblenz) – Martin Bredenbeck (Geschäftsführer des Rheinischen Vereins) – Markus Patschke (Energieberater in Bacharach) – Ulrich Lautenschläger (Konzertveranstalter auf der Loreley) – Ivo Reßler(Bürgermeister-Kandidat in Lorch) – Jean-Marc Petit (Hausbesitzer und Denkmalpfleger in Bacharach) – Anne Kauer (Winzerin in Bacharach) – Gerd Benner (Manager und Hobby-Köhler aus Boppard) – Markus Kramb (Metzger aus St. Goar) – Mary-Ann Gellner (Hauptkommissarin der Wasserschutzpolizei St. Goar) – Ilka Heinzen (Einzelhändlerin und Stadträtin in Bingen) – Jan Bolland (Hotel-Investor in Bingen) – Pater Eryk (Franziskaner im Kloster Bornhofen) – Mareike Knevels (Kommunikationsdesignerin und Burgenbloggerin) – Willy Praml (Theatermacher „An den Ufern der Poesie) – Sebastian Hamann (Beigeordneter der Stadt Bingen) – Johannes Lauer (Dachdeckermeister und Kommunalpolitiker in Lahnstein) – Almut Lager (Unternehmerin und Denkmalschützerin in Bacharach) – Maximilian Siech (Sportler und Projektleiter beim Zweckverband Welterbe) – Till Gerwinat und Lambert Lensing-Wolff (Unternehmer auf Burg Reichenstein) – Christiane Speth (Exil-Bopparderin und Udenhausen-Patriotin an der Schweizer Grenze) – Christian Albrecht (Feuerwehr-Profi aus Oberwesel)
Termine des Tages
Braubach – Winzerfest – 6. Oktober – loreley-touristik.de
Loreley – „Loreley Fanatasy-Märchen- und Sagenmarkt“ – 6. Oktober, 11 – 19 Uhr. loreley-touristik.de
Festung Ehrenbreitstein – Federweißer-Fest – 6. Oktober, ab 11 Uhr. tor-zum-welterbe.de
Boppard – Flechtkurs für Stühle und andere Möbelstücke im Museum in der Kurfürstlichen Burg – 6. Oktober 11 Uhr 15 – 18 Uhr. boppard-tourismus.de
Boppard – Weinfest – 6. Oktober, ab 12 Uhr. boppard-tourismus.de
Bingen – „Riesling-Terroir am Binger Rochusberg“ / Geologie- und Weinführung mit Andreas Stolz – 6. Oktober, 15 Uhr. bingen.de
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