Neben der mächtigen Köln-Düsseldorfer gibt es am Mittelrhein mehrere kleinere Reedereien, die Touristen und einheimische Ausflügler über den Rhein schippern. Eine davon ist die Bopparder Hebel Linie. Joachim Noll und seine Tochter Susanne Pander führen das Familienunternehmen in 4. und 5. Generation. Nach über 100 Jahren Firmengeschichte legt man Wert auf Nachhaltigkeit: Noll lässt neuerdings rußfreien Kraftstoff auf Erdgas-Basis tanken und Pander denkt schon heute an die Bundesgartenschau in 11 Jahren. 7 Fragen an Traditionalisten mit Zukunft.
Hebel, Noll, Pander: 3 Namen für ein Familienunternehmen. Wie lange gibt es eure Firma schon, und was waren eure persönlichen Meilensteine?
Joachim Noll: Das Gründungsjahr der Hebel Linie war 1891 durch Philipp Hebel. Im Jahr 2018 feiern wir also 127 Jahre Hebel Linie. Meine persönlichen Meilensteine waren Eintritt in die Firma mit 19 Jahren nach der Bundeswehr-Zeit als Sohn von Heino Noll, dann die Eigenständigkeit mit 2 Schiffen (MS Ursula & MS Rheinfels) und ab 1996 die Übernahme der Geschäftsleitung.
Susanne Pander: Bei mir war es der Bau unserer Gästeyacht „Rheinkrone“. Ich durfte damals als Ururenkelin des Firmengründers die „Rheinkrone“ taufen. Die Taufe fiel unglücklicherweise auf den Tag meiner Schulentlassung. Aber heute weiß ich, wie wichtig dieser Tag war. Für die Familientradition, für das Unternehmen und auch prägend für mein Leben.
Habt ihr euch jemals gefragt, ob ihr einen anderen Job machen wollt als den im Familienbetrieb?
Susanne Pander: Als Unternehmerkind in einem Saisonbetrieb habe ich lange nicht die Vorteile einer Selbstständigkeit gesehen. Das Familienunternehmen stand in der Saison immer an erster Stelle, und dann erst kam die Familie. Wir Kinder haben früh mitgeholfen, wie das in einem Familienunternehmen wohl normal ist. Als es an die Berufswahl ging, war es meinen Eltern sehr wichtig, dass ich erst einmal meine eigenen Erfahrungen in der Arbeitswelt mache fernab vom Familienunternehmen. So habe ich über 10 Jahre einen anderen Job gemacht, bevor ich mich entschlossen habe, die Werte und die Tradition, die hinter der Hebel Linie stehen, weiterzutragen und mitzugestalten.
Joachim Noll: Eigentlich nicht, denn die persönlichen Freiheiten verbunden mit viel Arbeitseinsatz haben mich schon immer gereizt. Selbstständig sein bedeutet nun mal „selbst“ und „ständig“.
Joachim Noll, du warst früher selbst Juniorchef der Hebel Linie. War das Verhältnis zwischen Senior und Junior früher ein anderes als heute?
Joachim Noll: Ja, früher war das Verhältnis zwischen den Generationen härter und schärfer. Es gab keine Diskussionen; was der ALTE sagte, wurde gemacht. Heute hingegen ist der Dialog zwischen den Generationen zwar auch nicht immer gegeben, aber doch ist es einfacher, da es in der Familie bleibt.
Zwischen Köln und Mainz ist die „Köln-Düsseldorfer“ die Macht am Rhein. Wie ist euer Verhältnis zum großen Konkurrenten und wie hebt ihr euch von ihm ab?
Joachim Noll: Das Verhältnis zum großen Kollegen ist seit Jahren immer freundlich, man hilft sich bei Problemen gegeneinander aus und respektiert sich. Hier wird ein klares Miteinander und Füreinander gelebt.
Wir heben uns durch Flexibilität ab. Unsere „Rheinkrone“ ist für mich der schönste Stern im funkelnden Nass hier im Mittelrheintal. Durch ihr Fassungsvermögen mit bis zu 150 Plätzen ist sie das perfekte Schiff für Feiern jeglicher Art. Ob Firmenevents, Familienfeiern, Geburtstage oder Hochzeiten. Wir haben uns mit dem Herzen auf den Gast ausgerichtet.
2018 ist die Saison des extremen Niedrigwassers. Wie stark beschäftigt euch das Thema Klimawandel?
Joachim Noll: Klimawandel und Umwelt sind bei uns ein großes Thema. Aus diesem Grunde betanken wir unser Schiff mit GTL Dieselkraftstoff aus Erdgas. Dies erzeugt keine Rußablagerung und ist besonders umweltfreundlich. Hier sind wir der Vorreiter. Das Produkt ist zwar etwas teurer, aber wir tun es zum Wohle unsere Kinder.
Das derzeitige Niedrigwasser führt dazu, dass wir an verschiedenen Stationen nicht mehr anlegen können
Spätestens 2031 findet die Bundesgartenschau statt. Was sollte bis dahin am Mittelrhein passieren?
Susanne Pander: Der Zweckverband geht von insgesamt 1,8 Millionen Besuchern aus. Diese Schätzung ist aber eher vorsichtig. Für das Mittelrheintal heißt das: An starken Tagen werden etwa 20.000 Menschen auf den 67 Kilometern zwischen Koblenz und Bingen bzw. Rüdesheim unterwegs sein.
Eine enorme Chance für uns alle, uns zu präsentieren und auf uns aufmerksam zu machen.
Ich würde mir wünschen, dass wir Mittelrhein-Gastgeber die Chance nutzen, einen kollektiven, gästefreundlichen Denkansatz miteinander zu entwickeln und Hand in Hand zu arbeiten.
Zum Schluss der Mittelrhein-Geheimtipp. Welches Lokal, welches Geschäft und welchen Aussichtspunkt besucht ihr besonders gern, wenn ihr an Land seid?
Susanne Pander: Oh, ich mag es besonders, mich in der Saison unter die Touristen zu mischen. Die Atmosphäre des Mittelrheintals, der Rhein, der Wein und die Landschaft. Das ist wie Urlaub. Als Tipp – puh, das ist schwierig! Ich gehe in Boppard gerne in den Karmeliterhof, nach Oberwesel in die Historische Weinwirtschaft oder nach Koblenz ins Pegelhaus. Ich liebe aber auch die vielen Cafés hier am Rhein.
Joachim Noll: Ich habe eigentlich keinen Geheimtipp. Ich sitze gerne bei einem guten Glas Wein und gutem Essen irgendwo am Rheinufer und schaue den Schiffen zu. Höre dann den Touristen zu, lasse mich inspirieren und denke mir irgendetwas Neues aus.
Schlussredaktion: Natascha Meyer
Bisher in der Reihe „7 Fragen an …“ erschienen:
Sebastian Busch (Landtagskandidat aus Lorch) – Christian Büning (Designer aus Oberwesel) – Sandra Bruns (Instagrammerin und Journalistin aus Emmelshausen) – Hasso Mansfeld (PR-Berater und Brücken-Aktivist aus Bingen) – Peter Theis (Gastronom und Shop-Betreiber in St. Goar) – Esther Pscheidt (Treibholzkünstlerin aus Lorch) – Wolfgang Blum (Wanderführer und Welterbe-Botschafter auf dem Rheinsteig) – Markus Fohr (Brauereibesitzer und Bier-Sommelier aus Lahnstein) – Christin Jordan und Lars Dalgaard (Journalisten und Winzer in Eltville und Oberdiebach) – Nadya König-Lehrmann (Welterbe-Managerin in St. Goarshausen) – Jörg Lanius (Winzer in Oberwesel) – Mario Link (Lebensmittel-Händler in Boppard) – Rolf Mayer (Kultur- und Event-Manager in Boppard) – Uwe Girnstein (Hotelier in Kamp-Bornhofen) – Stefan Herzog (Tourismus-Berater und früherer Marketingchef für die Region Rheinhessen) – Horst Maurer (Welterber-Gästeführer aus Oberdiebach) – Gerd Ripp (Gastronomie-Unternehmer auf Schloss Rheinfels und Maria Ruh) – Niko Neuser (Kommunalpolitiker aus Boppard) – Christof A. Niedermeier (Krimi-Autor aus Frankfurt und Schöpfer von „Jo Weidinger“) – Stefan, Andreas und Markus Wanning (Gin-Macher aus Münster-Sarmsheim) – Christoph Bröder (Burgenblogger auf Sooeneck) – Hubertus Jäckel (Architekt aus Oberwesel) – Bernd und Marion Stahl (Gastronomen in Boppard) – Markus Hecher (Burgherr auf Rheinstein) – Timo Ahrens (Strandbar-Gründer aus Oberwesel) – Philipp Loringhoven (Kommunalpolitiker aus Boppard) – Carolin Riffel (Winzerin aus Bingen) – Sarah Hulten – Ex-Weinkönigin, Winzerin und Riesling-Influencerin aus Leutesdorf – Walter Mallmann(Politiker aus St. Goar) – Franziskus Weinert (Einzelhändler und E-Commerce-Experte aus Oberwesel) – Klaus Becker (Präsident der TH Bingen) – Marek Gawel (Hotelier aus Boppard) – Andreas Roll (Initiator der Bopparder „Stolpersteine, Kommunalpolitiker und Verkehrsplaner) – Rolf Wölfert (Tourismuschef in Rüdesheim)
Termine des Tages
Koblenz – Schängelmarkt – 16. September. koblenz-stadtmarketing.de
Bingen – Familienprogramm „Feuerspeiende Vulkane“ – 16. September, 14 Uhr 30. bingen.de
Rhens – „Unbekannte Ecken der Rhenser Altstadt / Welterbe-Wanderung mit Franz-Josef Schmillen – 16. September, 14 Uhr 30. gaesteführer.welterbe-mittelrhein.de
Bingen – „Sputnik“ / Programmkino Kikubi – 16. September, 15 Uhr. bingen.de
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Rüdesheim – „Nacht der Lichter“ in der Wallfahrstkirche St. Hildegard – 16. September, 20 Uhr. ruedesheim.de
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