Der Name Fetz aus Dörscheid beherrscht heute die Mittelrhein-Schlagzeilen, auch wenn Weinbaupräsident Heinz-Uwe Fetz und die gleichfalls aus Dörscheid stammende neue Loreley Tasmin Fetz laut „RZ“ weder verwandt noch verschwägert sind. Heinz-Uwe, der Wein- und Destillations-Profi, produziert den neuen Loreley-Gin der Startup-Brüder Markus, Andreas und Stefan Wanning, die mir gerade 7 Fragen beantwortet haben.
„Wir sind einfach zu Herrn Fetz gefahren“
Stefan, Andreas, Markus: Loreley klingt für jüngere Leute nicht unbedingt trendy, und Euer Heimatort Münster-Sarmsheim liegt eher an der Nahe als am Mittelrhein. Warum vermarket Ihr uren Gin unter dem Label „Loredry“?
Wir kommen zwar „von der Nahe“, aber das Mittelrheintal war ja immer präsent, und wir haben dort regelmäßig Radtouren und Burgenbesichtigungen unternommen. Außerdem sind wir alle in Bingen zur Schule gegangen, und viele Freunde kamen aus Orten aus dem Mittelrheintal. Gerade wenn man von zu Hause wegzieht, merkt man erst, wie schön es doch daheim wirklich ist…und genau das ist uns allen passiert. Wir glauben einfach, dass das Tal sehr viel bietet, sei es von gemütlichen Spaziergängen und Radtouren bis hin zu großen Wanderungen oder gar Downhill-Fahren, es ist einfach für Jung und Alt was dabei. Mit unserem Gin möchten wir das Mittelrheintal nun auch in der jungen Bar-Szene repräsentieren.
Wie lange habt Ihr an der Rezeptur herumprobiert und wie kam der Kontakt zu Eurem Destillerie-Partner Heinz-Uwe Fetz zustande?
Die Rezepturfindung war in der Tat eine langwierige Geschichte. Als wir uns vor über eineinhalb Jahren entschlossen haben einen eigenen Gin zu kreieren, wussten wir zwar ungefähr wie er schmecken sollte, aber wie wir das genau anstellen sollten, das war uns unklar.
Stefan (promovierter Apotheker): Ich bin das Problem dann so angegangen, wie ich auch meine Doktorarbeit begonnen habe: Literaturrecherche. Also habe ich Bücher gewälzt, Artikel gelesen und mich so gut es ging über das Gin-Destillieren und die Rezepturbestandteile informiert. Danach bin ich einem wissenschaftlichen Versuchsaufbau gefolgt und habe über 100 unterschiedliche Kompositionen getestet. Am Ende gab es dann drei Favoriten die gebrannt werden sollten. Schon während der Rezepturfindung war für uns natürlich eine der wichtigsten Fragen: Wer kann das überhaupt für uns brennen? Die Antwort war dann aber schnell gefunden, denn wenn es ums Destillieren geht kommt man im Mittelrheintal um Heinz-Uwe Fetz einfach nicht rum. Also sind wir relativ spontan, ohne jegliches Konzept und nur mit einer Demo-Flasche bewaffnet, zu Herrn Fetz gefahren und haben ihm unsere Idee vorgestellt. Warum genau er dann zugesagt hat, müsst ihr ihn dann selbst fragen 😉
Loredry gibt es in Eurem Online-Shop und in der Region. Welche Händler und Gastronomen machen schon mit?
Wir sind gerade dabei, unser Händlernetzwerk auf- und auszubauen. Mit Feinkost Link in Boppard und Heimat No.5 in Bingen konnten wir erste Feinkostgeschäfte für uns gewinnen und sind unheimlich froh, dass sie an unsere Idee glauben und den Gin in ihr Sortiment aufgenommen haben. Weiterhin möchten wir in der lokalen Gastronomieszene Fuß fassen und haben im „Zollamt Bingen“ und Johann Lafers „Stromburg“ in Stromberg prominente Partner gefunden. Eine aktuelle Liste aller Loredry-Quellen findet man auf unserer Homepage. Unser Traum ist es, dass man überall im Mittelrheintal Loredry trinkt.
Ihr macht das alles nebenberuflich. Wie viel Zeit geht dafür drauf?
Ja, das ist schon einiges an Zeit, die wir investieren. Weil es uns aber allen sehr viel Spaß macht, merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht. In der Projektierungsphase waren es noch 1 – 2 Abende pro Woche. Als es dann konkreter wurde und die Geschmacksentwicklung anstand, wurde fast täglich am Gin gefeilt. Jetzt haben wir mit dem Release den Höhepunkt erreicht und arbeiten nach Feierabend täglich am Gin. Die Wochenenden gehen gerade vor allem für die Promo-Touren durchs Tal drauf – und das ist echt länger als man denkt. Wir hoffen natürlich, dass uns die Bewohner des Mittelrheintals bei unserer Vision vom regionalen Gin unterstützen und die Idee nach außen tragen, damit möglichst viele in den Genuss kommen können.
Wie oft schafft Ihr es an den Mittelrhein und was gefällt Euch dort besonders?
Andreas wohnt ja in Münster-Sarmsheim und ist mindestens einmal die Woche am Mittelrhein. Sei es zum Radfahren oder auf Tour für den Gin. Markus und Stefan sind mindestens einmal im Monat in der Heimat, um in den Genuss dieser wundervollen Landschaft zu kommen.
Das Tal hat einige Probleme. Was muss anders werden?
Wir als junge Menschen sehen das Problem hauptsächlich in der Infrastruktur. Man kommt nicht „mal eben“ zum Mittelrheintal, die großen Zugangspunkte sind Bingen und Koblenz. Alle anderen Ortschaften werden entweder von dort aus über die Bundesstraße oder über kurvige Landstraßen von den benachbarten Autobahnen erreicht. Weiterhin ist der Güterverkehr auf der Schiene eine große Belastung für das Tal. Da sitzt man gemütlich auf einer Parkbank, schaut den Schiffen auf dem Rhein zu und genießt das Panorama, und dann poltert ein Zug durch das Tal, so dass man meint, es würde gleich ein Steinschlag ausgelöst. Hier gibt es definitiv Verbesserungspotential. Wir schauen gespannt auf die kommende Buga. Für Bingen am Rhein hat sich die Landesgartenschau definitiv gelohnt, und das Rheinufer konnte in neuem Glanz erstrahlen.
Ihr habt das Startup-Gen. Könnt Ihr Euch vorstellen, am Mittelrhein noch andere Dinge außer dem Loredry-Projekt anzupacken?
Mit Loredry sind wir alle natürlich jetzt erstmal gut ausgelastet und möchten uns auch zu 100% darauf konzentrieren, um dem großen Namen auch gerecht zu werden. Wir hoffen, dass wir dem Tal mit unserem Gin noch etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen können und wollen im Rahmen des Projektes lokale Ideen so gut es geht unterstützen.
Die neue „Loreley“ ist Rettungsschwimmerin
Das kleine Dörscheid hat nicht nur den Präsidenten der Weinbauregion Mittelrhein und den Mittelrhein-Gin hervorgebracht, sondern auch die neue „Loreley“ – die natürlich auch Fetz heißt. Tasmin ist am Freitag als Nachfolgerin von Theresa Lambrich vorgestellt worden. Die neue Loreley-Botschafterin hat im Frühjahr in St. Goarshausen Abitur gemacht und startet demnächst eine Ausbildung in der Chemieindustrie. Während die Loreley aus der Sage Schiffer ertrinken lässt, läuft das im echten Mittelrhein-Leben genau andersherum: Tasmin Fetz ist nämlich Hobby-Rettungsschwimmerin bei der DLRG. Dass sie sich für den Loreley-Job beworben hat, geht übrigens auf einen weiteren Fetz aus Dörscheid zurück: Marcus, den Bruder von Heinz-Uwe. Marcus betreibt das gerade frisch renovierte und erweiterte Landgasthaus Blücher, wo Tasmin nach ihrer Schulzeit kellnert. Er ermutigte sie zur Bewerbung. Rhein-Zeitung, SWR (mit Video)
Das SWR-Video mit Tasmin Fetz:
Termine des Tages
Rüdesheim – Eibinger Weinwanderung – 9. Juni, 12 Uhr. ruedeheim.de
Bacharach – „Auf der Mauer, auf der Lauer“ / Stadtmauer-Wanderung mit Gerhard Becker – 9. Juni, 14 Uhr. Zweckverband Welterbe (Gästeführer-Programm)
Bingen – Park Qigong am Mäuseturm – 9. Juni, 14 Uhr. bingen.de
Trechtingshausen – „TopTropfen – Spitzenweine, Kulinarik und Klänge“ auf Burg Reichenstein – 9. Juni, 15 Uhr. burg-reichenstein.com
Rüdesheim – Waldromantik-Wanderung – 9. Juni, 15 Uhr. ruedesheim.de
Lorchhausen – Kerb – 9. Juni, ab 16 Uhr. Stadt Lorch
Oberwesel – Hoffest bei Lanius-Knab – 9. Juni, ab 16 Uhr. lanius-knab.de
Bingen – Binger Comedy Nights – 9. Juni. bingen.de
Perscheid – Orgelkonzert mit Kreiskantor Joachim Schreiber – 9. Juni, 18 Uhr. VG St. Goar-Oberwesel
Bingen – Markt der Sinne im Hindenburgpark – 9. Juni, 18 Uhr. bingen.de
Boppard-Weiler – „Die wunderbare Welt der Gewürze“ – 9. Juni, 18 Uhr. Mittelrhein Momente
St. Goar – „10 Weine – 5 Gänge“/ Kulinarischer Abend im Gewölbekeller. 9. Juni, 18 Uhr 30. Mittelrhein Momente
Bingen – Kulinarisches Whiskytasting in der Vinothek – 9. Juni, 19 Uhr. bingen.de
Boppard – „Bach am Rhein“ / Konzert in der Kurfürstlichen Burg – 9. Juni, 19 Uhr. boppard.de
Foto des Tages: Goodbye, Loreley
Was ist los am Mittelrhein?
Konzerte, Wanderungen, Weinproben, Ausstellungen: Im Terminkalender von Mittelrheingold stehen ausgewählte Veranstaltungen im Welterbe-Tal. Ich freue mich über Tipps an post@mittelrheingold.de oder im Messenger von Mittelrheingold auf Facebook. Hier geht es zur Terminliste „1 Woche Mittelrhein“.
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