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Neustart am Günderodehaus: „Ruhetage hatten wir in den letzten Monaten genug“

Das Günderodehaus bei Oberwesel gehört zu den großen Erfolgsgeschichten im Welterbetal. Die Bad Sobernheimer Hotel-Dynastie Bolland entwickelte aus der „Heimat“-Filmkulisse ein Ausflugslokal mit Charme, Stil und Traumblick. Trotz Corona-Krise gehen Seniorchefin Elke Bolland und ihre Tochter Janine jetzt den nächsten Schritt: Neben dem Günderodehaus entsteht ein kleines Hotel. Im Interview mit Mittelrheingold-Gastbloggerin Marie-Luise Krompholz sprechen Elke und Janine Bolland über ihren Neustart nach dem Lockdown. 

Lust auf die neue Saison: Janine Bolland-Georg und Elke Bolland.
Lust auf die neue Saison: Janine Bolland-Georg und Elke Bolland. Foto: Privat

Elke, wie war die Saison 2020 für das Günderodehaus?

Unsere Gäste und wir waren heilfroh, als wir Mitte Mai endlich öffnen durften! Schon kurze Zeit später haben sich die Ordner mit der Corona-Gästedokumentation bei uns gestapelt …  Insgesamt ist es trotz aller Herausforderungen wieder eine schöne Saison gewesen. Die Gäste haben die Aussicht, die gute Luft und unser leckeres Essen sehr genossen. Wir haben von niemandem gehört, der sich bei uns mit Corona angesteckt haben könnte, auch aus unserem Team ist niemand an Corona erkrankt. 

Als Arbeitgeberin hast du im Günderodehaus ein besonderes Konzept: Du beschäftigst ganz bewusst auch ältere Menschen und gibst ihnen damit Wertschätzung. Musstest du Angestellte entlassen?

Nein, und ich habe auch das Kurzarbeitergeld der Festangestellten aufgestockt. Einige meiner älteren Mitarbeiterinnen sind mir aus meiner Zeit im BollAnts-Hotel in Bad Sobernheim gefolgt, mittlerweile im Rentenalter und arbeiten auf 450-Euro-Basis hier. Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, noch gebraucht zu werden und zu zeigen, was man kann. Von den selbstgebackenen Kuchen kann sich jeder Gast gerne überzeugen! Um Missverständnissen vorzubeugen: Hier sind nicht nur Senioren am Werk. Wir sind ein generationsübergreifendes Team, das zusammen arbeitet und sich auch gerne mal in der Freizeit trifft. 

 

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Wie beurteilst du die Corona-Hilfspakete der Politik?

Die Corona-Hilfspakete sind wichtig, aber die Auszahlung war oftmals zu langwierig. Ich hätte mir von der Politik grundsätzlich mehr Beachtung gewünscht, weil in dieser Branche doch immerhin 2 Millionen Menschen Arbeit finden. Im letzten Jahr hat mein Sohn das „Papa Rhein“-Hotel in Bingen neu eröffnet. Das Hotel ist seit mehreren Monaten geschlossen und die Öffnungsperspektive weiter unklar. Ich habe größte Hochachtung vor meiner Tochter, die sich davon nicht beirren lässt und hier am Günderodehaus weiter investieren will.

Wie bereitet ihr euch auf die Saison 2021 vor, mit den weiterhin bestehenden Corona-Unsicherheiten?

Elke: Darüber macht sich meine Tochter Janine gerade Gedanken und bringt neue Ideen ein.

Janine: In diesem Jahr wird die Außengastronomie weiterhin die Hauptrolle spielen. Bei gutem Wetter rechnen wir mit einem hohen Besucherandrang und werden zusätzlich einen Food-Trailer aufstellen, an dem sich unsere Gäste kleine Speisen abholen können. Ab 1. April wollen wir zumindest den Außenbereich wieder öffnen. Momentan sind wir optimistisch, dass das klappt, und sind dann täglich von 12 bis 18 Uhr für unsere Gäste da. Der Innenbereich folgt, sobald die Corona-Regelungen es erlauben. Ruhetage hatten wir in den letzten Monaten genug und können es kaum erwarten, wieder voll durchzustarten!

Für den Hotel-Neubau auf dem Günderodehaus-Areal hat der Stadtrat von Oberwesel im November grünes Licht gegeben. Was genau ist dort geplant?

Janine: Auf dem Gelände neben und hinter dem Günderodehaus wird ein kleines charmantes Hotel im Chalet-Stil entstehen, ein neuer Wohlfühlort für anspruchsvolle Naturliebhaber. Alle 18 Zimmer haben Balkon oder Terrasse und die meisten auch einen fantastischen Blick ins Mittelrheintal. Nach einem schönen Wander- oder Ausflugstag können die Hotelgäste im Infinity-Pool oder im Sauna-Haus relaxen und eine kleine gesunde Küche genießen. Außerdem wollen wir Yoga-Retreats und Achtsamkeitskurse für die Hotelgäste anbieten. Optisch nimmt das Hotel viel Bezug auf das Günderodehaus, zusammen wirken die Chalets wie ein kleines Dorf im modernen Fachwerkstil. Das wird ein ganz besonderes Schmuckstück und kein 08/15-Hotel! Die Pläne dafür stammen vom international renommierten und vielfach ausgezeichneten Architekturbüro Noa aus Südtirol, dessen Gründer Schüler des Stararchitekten Matteo Thun sind. Für die Bauausführung haben wir einen regionalen Partner als Generalunternehmer engagiert. Die Firma Ochs aus Kirchberg im Hunsrück ist auf Holzbau spezialisiert, wir arbeiten schon seit mehreren Jahren sehr gut zusammen.

Günderodehaus der Zukunft: Entwurf des Berliner Architekturbüros Noa.
Günderodehaus der Zukunft: Entwurf des Architekturbüros Noa.

Das Günderodehaus steht ja einer besonders reizvollen Lage. Was sagt ihr Menschen, die sich darum sorgen, dass diese schöne Örtlichkeit durch einen Hotelkomplex zugepflastert wird?

Janine: Wir bauen hier kein großes Tagungs-Resort, sondern eine kleine Wohlfühloase für Erholung suchende Individualurlauber. Weil wir diesen Ort so lieben und langfristig bewirtschaften wollen, achten wir sehr darauf, dass sich alles harmonisch in die Umgebung einfügt. Das war im Übrigen auch eine Voraussetzung für die Genehmigungen von Stadt, Welterbe Oberes Mittelrheintal und weiteren Behörden, dass das Hotel gut ins Landschaftsbild integriert wird.

Elke: Am Eingang des Günderodehauses hatten wir im letzten Jahr eine Voransicht des Hotels ausgestellt. Wir sind oft darauf angesprochen worden und haben viele positive Stimmen zu den Plänen gehört. Das hat uns sehr gefreut!

Wie ist der aktuelle Stand der Vorbereitungen? Wann beginnen die Bauarbeiten?

Janine: Der Bauantrag soll in Kürze gestellt werden. Ich hoffe, der erste Spatenstich kann im Spätsommer erfolgen.

Bleibt das Günderodehaus weiterhin als Ausflugslokal für alle Besucher geöffnet?

Elke: Ja, das neue Hotel und das Günderodehaus werden als zwei unterschiedliche Betriebe geführt. Das Günderodehaus mit Lokal und Filmmuseum steht weiter allen Besuchern offen. Auch das Getränke- und Speisenangebot im Günderodehaus bleibt so regional und hausgemacht, wie es unsere Gäste kennen und lieben. Die Preise müssen wir allerdings wegen der Corona-bedingten Mehrkosten in diesem Jahr leicht anheben, so wie viele andere Betriebe das auch tun.

Worauf freut ihr euch am meisten in den nächsten Monaten?

Janine: Auf nette Gäste, denen wir schöne Augenblicke außerhalb des Alltags schenken können. Das ist unsere Leidenschaft und unsere Herzenssache.

Elke: Und auf schönes Wetter, damit unsere lieben Gäste oft draußen sitzen und den wunderbaren Blick auf Oberwesel und den Rhein genießen können.

 

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Marie-Luise-Krompholz hat während der Pandemie noch weitere Macherinnen und Macher am Mittelrhein interviewt. Bisher erschienen:

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