Jörg Lanius hat aus einer unbedeutenden Landwirtschaft in Oberwesel ein großes Weingut gemacht. Es gilt als die Nummer 1 in Ort und gehört zu den Spitzenbetrieben am Mittelrhein. Das in Berlin erscheinende Magazin „Gourmetwelten“ wählte Lanius-Knab im März zum „Weingut des Monats“. Der Chef hat nicht nur ein Händchen für Wein, sondern auch viel Sinn für Kultur: Gerade engagiert er sich für ein Projekt zu Ehren des deutsch-britischen Maler Carl Haag (1820 – 1915), der in Oberwesel lebte und starb. Eine gerade vorgestellte Wein-Sonderedition mit Haag-Motiven auf den Etiketten (6 Flaschen für 69,80 Euro) kommt der Initiative zugute. Gut ein Drittel des Verkaufserlöses fließen in ein Carl-Haag-Projekt in Oberwesel. Dazu in den kommenden Tagen mehr. Für heute hat Jörg Lanius die einfachen „7 Fragen“ von Mittelrheingold beantwortet.
Was machst Du am Mittelrhein?
Nun ja, als Winzer natürlich Wein. Aber das ist vielleicht zu kurz gedacht. Ich pflege ein Stück Kultur. Angefangen von der herrlichen Landschaft, die wir in Ordnung halten, bis hin zum Wein, der ja nicht nur gut schmecken soll, sondern in dem sich die Landschaft „wiederschmeckbar“ für den Gast mit nach Hause nehmen lässt.
Warum genau dort?
Ich bin hier geboren. Damit bin ich natürlich mit meiner Heimat verbunden. Aber auch ohne das hat das Mittelrheintal eine besondere Ausstrahlung und Anziehungskraft. Am besten erlebt man es, wenn man in der Ferne war und dann zurück ins Mittelrheintal kommt. Man sollte sich fahren lassen, damit man die Landschaft voll auf sich wirken lassen kann. Ich wollte schon immer daran mitarbeiten, dieses Stückchen Land weiter nach vorne zu bringen.
Was wünschst Du Dir für den Mittelrhein?
Dass die Region endlich eine Einheit wird. Sowohl in den Köpfen der Menschen, als auch politisch, und dass es schneller voran geht. Denn gemeinsam können wir am meisten erreichen. Niemand außerhalb des Mittelrheins versteht, dass Oberwesel etwas anderes sein soll als St. Goar, Bacharach oder Boppard.
Und was tust Du dafür?
Ich beschäftige mich sehr intensiv mit den Dingen, die den Mittelrhein und die Menschen am meisten belasten: Bahnlärm und Oelsbergtunnel. Auch wenn es vielleicht von außen nicht so leicht ersichtlich ist: die Bürgerinitiativen haben schon einiges erreicht. Trotzdem bleibt immer noch viel zu tun. Auch bei diesem Thema gilt: Gemeinsam erreichen wir am meisten. Jeder Mittelrheiner ist dabei gefordert.
Was würdest Du hier so sehr vermissen, dass Du es unbedingt erhalten möchtest?
Das was am meisten gefährdet ist: Die Weinberge natürlich. Sie prägen das Bild des Mittelrheins seit Jahrhunderten. Nicht zuletzt wegen der Weinberge wurde der Mittelrhein zum Weltkulturerbe ernannt. Trotzdem sind sie gefährdet. Die Produktion am Steilhang ist aufwendig und teuer, steht aber im Wettbewerb zu allen Weinen dieser Welt. Die Winzer geben ihr Bestes und bringen herausragende Weine in die Flasche. Trotzdem wird der Mittelrhein, wegen seiner geringen Mengen, in der Weinwelt oft vergessen. Hier wünschte ich mir eine stärkere Unterstützung auch über den Mittelrhein hinaus.
Welcher Laden und welches Lokal gefällt Dir besonders gut?
Wir haben jede Menge gute Adressen im Tal. Eine davon herauszupicken, wäre unfair. Was sie vereint ist das Engagement, Dinge, die nicht alltäglich sind, umzusetzen und zu organisieren. Manches geht nicht immer sofort, aber alles ist möglich.
Welcher Ort am Mittelrhein ist Dein Geheimtipp?
Der ganze Mittelrhein ist ein Geheimtip! Ich erlebe es immer wieder wenn ich ausländischen Gästen unsere Landschaft und Weine erkläre. Einfach mit einer guten Flasche Wein im Weinberg sitzen und den Wein und die Landschaft genießen. Das ist kaum zu überbieten.
Bisher in der Reihe „7 Fragen an … “ erschienen
Sebastian Busch (Landtagskandidat aus Lorch)
Christian Büning (Designer aus Oberwesel)
Sandra Bruns (Instagrammerin und Journalistin aus Emmelshausen)
Hasso Mansfeld (PR-Berater und Brücken-Aktivist aus Bingen)
Peter Theis (Gastronom und Shop-Betreiber in St. Goar)
Esther Pscheidt (Treibholzkünstlerin aus Lorch)
Wolfgang Blum (Wanderführer und Welterbe-Botschafter auf dem Rheinsteig)
Markus Fohr (Brauereibesitzer und Bier-Sommelier aus Lahnstein)
Christin Jordan und Lars Dalgaard (Weinliebhaber, Journalisten und Nebenerwerbswinzer in Eltville und Oberdiebach)
Nadya König-Lehrmann (Welterbe-Managerin in St. Goarshausen)
Termin des Tages
Kamp-Bornhofen – Wanderung auf dem Naturlehrpfad von Kamp-Bornhofen nach Filsen – 15. April, 10 Uhr 30 ab Hotel Rheingraf. Facebook
Foto des Tages: Frühling in Filsen
Videos auf Mittelrheingold
Es gibt jetzt eine YouTube-Playlist mit ausgewählten Videos über das Welterbe-Tal. Zu finden auf der neuen Video-Seite von Mittelrheingold. Dort laufen auch Mittelrhein-Clips und -Reportagen des SWR aus der ARD-Mediathek. Die Liste wird fortlaufend erweitert. Mittelrhein-Fensehen gibt’s hier
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7 Gedanken zu „„Alles ist möglich“ – 7 Fragen an Jörg Lanius“
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