Wolfgang Blum alias „Wolfgang im Welterbe“ ist zertifizierter Natur- und Landschaftsführer im Oberen Mittelrheintal. Außerdem wirbt er als „Welterbebotschafter“ für die Region. Schon wenn man mit ihm mailt, spürt man neben Wanderlust auch unbändige Freude an Sprache und an Geschichten. Da ist das Mittelrheintal nicht nur das „alpinste in Mitteleuropa außerhalb der Alpen, sondern auch das …. das weinigste.“ Eine weitere Blum’sche Wortschöpfung ist die „Rückmaildung“ auf eine elektronische Nachricht hin. Wie vielseitig Wolfgang ist, zeigt seine Website – falls man vor Verzückung über die schönen Fotos dort überhaupt dazu kommt, die Touren-Angebote zu studieren. (Hardcore-Fans gehen mit ihm am kommenden Samstag ab 4 Uhr 30 – ! – auf eine 12-stündige Rheingauer-Klostersteig-Wanderung). Aber ich schweife ab. Wolfgang hat netterweise den 7-Fragebogen von Mittelrheingold ausgefüllt. Hier erklärt er, warum es am Mittelrhein mehr als schön ist und wie viele Leute (inkl. Riesling, Brot, Wildwurst und Käse) auf seinen Lieblings-Aussichtspunkt passen.
Was machst Du am Mittelrhein?
Ich gehöre seit 2008 zum Kreis der sogenannten „Zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Oberes Mittelrheintal“. Dieser Zungenbrecher weist mich als Gästeführer im Gebiet zwischen Flusskilometer 526 (Rüdesheim) und Flusskilometer 593 (Koblenz) aus.
Warum genau dort?
Ich bin Wiesbadener von Geburt, Rheingauer aus Überzeugung, vor allem aber Mittelrheiner mit Leib und Seele. Für mich ist das Welterbetal nicht nur das alpinste in Mitteleuropa außerhalb der Alpen, sondern auch das romantischste, das weinigste, das burgenreichste, das sportlichste, das erlebnis- und genussreichste – die Liste ließe sich leicht verlängern.
Was wünschst Du Dir für den Mittelrhein?
Viele Gespräche mit Einheimischen erinnern mich an das biblische Zitat: „Im eigenen Land gilt der Prophet meist wenig!“. Eigentlich schade, denn Hunderttausende Touristen pro Jahr können doch nicht irren: Am Mittelrheintal ist es schön – falsch: wunderschön. Das darf mach auch ruhig so sagen. Besser noch: Man sollte es weitertragen. Nach innen und nach außen. Ich bin mir sicher, dass die geplante Bundesgartenschau hilft, die Menschen zusammenzuschweißen. Mein ganz persönliches Highlight wäre es, wenn zur Eröffnung 2031 eine Himalaya-Hängeseilbrücke zwischen dem Loreleyfelsen und dem Aussichtspunkt Maria Ruh schwingt – man wird doch wohl noch träumen dürfen.
Und was tust Du dafür?
Auf meinen geführten Wanderungen versuche ich, den besonderen „Spirit“ des Mittelrheintals auf meine Gäste zu übertragen und in ihnen das Feuer der Begeisterung für unser Welterbetal zu wecken. Die prächtigen Panoramablicke auf die historischen Orte, die vielen Burgen sowie in die tolle Landschaft beeindrucken meine Mitwanderer – und überlagern die offenkundigen Mängel des Mittelrheintales (Bahnlärm, Überalterung, Investitionsstau), an deren Beseitigung wir weiterhin arbeiten müssen.
Was würdest Du hier sehr vermissen, dass Du es unbedingt erhalten möchtest?
Das Mittelrheintal ist seit mehr als zwei Jahrtausenden nicht nur eine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft. Sie wird wesentlich vom Weinbau geprägt – der meist steil und anstrengend ist. Ich wünsche mir, dass es auch in den Generationen nach mir noch immer Menschen gibt, die den Weinbau in den steilen Hängen nicht nur als Last, sondern auch als Lust begreifen. Steil ist geil.
Welcher Laden und welches Lokal gefällt Dir besonders gut?
Der schönste Laden ist für mich die Rüdesheimer Rhein-Wein-Welt im ehemaligen Asbach-Firmengelände. Annette Perabo erzählt in den begehbaren Weintanks die Geschichte von 76 ambitionierten Winzerinnen und Winzern, die eines gemeinsam haben: Ihre Weinberge zwischen Nierstein und Königswinter verneigen sich vor Vater Rhein. Entstanden ist ein vinologisches Gesamtkunstwerk .
Großes Glück empfinde ich, wenn ich am Günderodehaus oberhalb von Oberwesel sitze und einen Riesling genieße. Edgar Reitz hat nicht nur den Begriff der „Heimat“ aus der Schmuddelecke geholt, sondern sein Filmhaus auch an einer der schönsten Stellen am Mittelrhein aufgestellt. Der Blick auf den Rhein ist in Worten nicht zu beschreiben. Doch wer ihn erlebt, wird ihn nie vergessen.
Welcher Ort am Mittelrhein ist Dein Geheimtipp?
Mein Geheimtipp liegt keine 2 Gehminuten von der Rheinsteigrast am Leiselsfeld (nahe der Loreley) entfernt. Ich meine nicht den spektakulären Blick vom Spitznack auf die Engstelle unterhalb des Sehnsuchtsfelsens der Deutschen. Sondern ich meine die kleine Kanzel, auf der man landet, wenn man von der Geländekante am Leiselsfeld auf einem schmalen Pfad keine 100 Schritte direkt in Richtung Rhein absteigt. Wer hier mit ein paar guten Freunden (mehr als zehn sollten es nicht sein, dann wird es eng) einen Mittelrhein-Riesling genießt, dazu ein Stück Brot bricht und Wildwurst oder Käse serviert, bekommt die Antwort auf die millionenfach gestellte Frage: Darum ist es am Rhein so schön.
Bisher in der Reihe „7 Fragen an … “ erschienen:
Sebastian Busch (Landtagskandidat aus Lorch)
Christian Büning (Designer aus Oberwesel)
Sandra Bruns (Instagrammerin und Journalistin aus Emmelshausen)
Hasso Mansfeld (PR-Berater und Brücken-Aktivist aus Bingen)
Peter Theis (Gastronom und Shop-Betreiber in St. Goar)
Esther Pscheidt (Treibholzkünstlerin aus Lorch)
Termine des Tages
Lorch – Wispertaunus-Wanderung „In vino veritas“ – 18. März, 13 Uhr 30. lorch-rhein.de
Boppard – Soul Kitchen nach Fatih Akin (Landestheater Detmold) in der Stadthalle –
Foto des Tages
Videos auf Mittelrheingold
Es gibt jetzt eine YouTube-Playlist mit ausgewählten Videos über das Welterbe-Tal. Zu finden auf der neuen Video-Seite von Mittelrheingold. Dort laufen auch Mittelrhein-Clips und -Reportagen des SWR aus der ARD-Mediathek. Die Liste wird fortlaufend erweitert. Mittelrhein-Fensehen gibt’s hier
Mittelrheingold per Mail
Der wöchentliche Newsletter „Mittelrheingold Auslese“ sammelt die besten Artikel, Videos und Termine. Hier geht’s zur Anmeldung.
13 Gedanken zu „7 Fragen an Wolfgang Blum“
Kommentare sind geschlossen.