Frank Zimmer

Besondere Orte: Der Logenplatz am Mittelrhein

Die Bundesgartenschau 2029 ist Regionalentwicklungsprojekt für das ganze Obere Mittelrheintal. Bei der Buga-GmbH mit Sitz in Oberwesel nimmt man das genau: Dort ist eine Datenbank mit über 1.100 besonderen Orten im Welterbetal entstanden. Jede einzelne Kommune zwischen Rüdesheim / Bingen und Koblenz ist mehrmals vertreten, von A wie Auel bis W wie Wiebelsheim Es dürfte die größte und am am besten erschlossene Sammlung von Highlights, Ausflugszielen und Geheimtipps sein, die jemals über das Mittelrheintal zusammengetragen wurde. Mittelrheingold stellt einige davon in einer Serie vor. Den Anfang macht die Wernerkapelle in Bacharach. Marita Schnepf-Orth, der Kopf hinte der 1.100-Orte-Idee, beschreibt sie als „herausragendes gotisches Bauwerk“ und erzählt die ungewöhnliche Geschichte der Ruine.

Zuerst war die Wernerkapelle Wallfahrtskirche für ein angebliches Ritualmordopfer und Profiteurin antisemitischer Pogrome, dann katholischer Fremdkörper in einer evangelisch gewordenen Stadt, dann Kollateralschaden französischer Verbrannte-Erde-Taktik. Trümmer der gesprengten Burg Stahleck zerstörten 1689 das Dach , der Bau verfiel. Erst als Ruine wurde die Wernerkapelle weltberühmt. Seit dem 19. Jahrhundert gilt sie als Symbol der Rheinromantik und als inoffizielles Wahrzeichen des Mittelrheintals. Zeitweise hat man es mit der ruinösen Karriere übertrieben; um 1970 war die Kapelle so marode, dass der Einsturz drohte. Eine Bürgerinitiative unter Leitung des Bacharachers Peter Keber sammelte Geld, organisierte die Sicherungsarbeiten, stellte sich der schwierigen Geschiche und machte den Weg für die Zukunft frei. „Nachdem wir fast 20 Jahre ohne Unterbrechung restauriert hatten , konnte die hochgotische Ruine nicht sich selbst überlassen werden. Sie musste mit Leben erfüllt werden“, sagt Keber heute..

Seit den späten 90ern wird die Wernerkapelle für Konzerte der Stiftung „Villa Musica“ geöffnet, für Theater-Aufführungen und für ausgewählte Weinproben. Es muss nicht immer Hochkultur sein. Laut Keber haben auch „junge Winzerinnen und Winzer die Möglichkeit, ihre Erzeugnisse und vielleicht sogar Erstlingswerke zu präsentieren, solange die Würde des denkwürdigen Ortes gewahrt bleibt.“ Der Ort mit seinem spektakulären Doppelt- und Dreifach-Panorama – Rhein, Dächer der Stadt und durch die offene Ruine in den Himmel – bleibt besonders. Wer ihn am Wochenende selbst erleben will: Gero Schüler darf am Samstag (2. September) in der Wernerkapelle seine erste „Weinlounge“ veranstalten. 7 junge Talente präsentieren ab 18 Uhr ihre Weine aus den Anbaugebieten Mittelrhein (Bacharach, Oberwesel, Leutesdorf), Rheingau (Lorchhausen) und Rheinhessen. Tickets gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse. Romantischer Rhein Tourismus (Event), Stadt Bacharach (über die Wernerkapelle)
Foto: Peter Weller / Creative Commons

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