Frank Zimmer

Zeitenwende in Rüdesheim und Hilfe für die Loreley-Kliniken

Im mittelrheinischen Superwahljahr 2019 kommt es für die CDU knüppeldicke. Im Mai verlor sie die Mehrheit im Binger Stadrat und die Bürgermeister-Posten in St. Goar und St. Goarshausen, im Juni ging CDU-Bürgermeister Jürgen Helbing in Lorch unter. Jetzt ist die Partei auch in Rüdesheim geschlagen worden. Stadtchef Volker Mosler wurde am Sonntag mit einem überraschend deutlichen Ergebnis abgewählt. Er blieb in der Stichwahl gegen den unabhängigen Außenseiter-Kandidaten Klaus Zapp unter 40 Prozent. Zapp hatte sich im ersten Wahlgang mit einer hauchdünnen Mehrheit von 4 Stimmen gegen Ex-CDU-Mann Hansjörg Bathke durchgesetzt und war anschließen von ihm unterstützt worden. Auf der anderen Rheinseite in Bingen kann die Partei allerdings auf ein Happy End hoffen. Ihr Oberbürgermeister Thomas Feser muss in 2 Wochen zwar in die Stichwahl, trifft dort aber auf den wenig charismatischen SPD-Landtagsabgeordneten Michael Hüttner, der schon beim letzten Mal gegen ihn  verloren hatte. Den grünen Kandidaten Jens Voll nahmen die Binger Wähler gestern aus dem Rennen. Bei der gleichzeitigen Bürgerbefragung musste die CDU eine klare Niederlage hinnehmen. Ihre Pläne für einen Auto-Tunnel von der Innenstadt zum Rheinufer sind gestern abgeschmettert worden. Wiesbadener Kurier (Rüdesheim), Allgemeine Zeitung (Bürgerbefragung), Allgemeine Zeitung (OB-Wahl)

Klaus Zapp. Foto: Privat

Hilfe für die Loreley-Kliniken

Die Bürgerinitiative zur Rettung der Loreley-Kliniken hat gestern bei knackigem November-Wetter wieder knapp 800 Demonstranten mobilisiert, darunter 4 Bürgermeister: Neben VG-Chef Thomas Bungert („Ich bin jetzt im Kampfmodus“) sprachen bei der Kundgebung Marius Stiehl (Oberwesel), Falko Hönisch (St. Goar) und Peter Unkel, der designierte Bürgermeister der künftigen Groß-Verbandsgemeinde „Hunsrück-Mittelrhein“. Die Kommunalchefs und Minderheitsgesellschafter sehen wieder eine realistische Chance für den Weiterbetrieb und ermunterten zu weiteren Aktionen. Laut Bungert hat der heftige Widerstand der Bevölkerung den kirchlichen Klinikbetreiber Marienhaus ebenso überrascht wie die Landesregierung (vermutlich auch die Bürgermeister selbst). Vor allem Oberwesels Stadtchef Marius Stiehl zeigte sich optimistisch: „Es geht weiter!“

„Es geht weiter!“ – Oberwesels Bürgermeister Marius Stiehl. Foto: Petra Dittmann

Stiehl und Bungert setzen jetzt auf Zuckerbrot und Peitsche. Sie wollen mit allen möglichen Akteuren und Trägern verhandeln, gleichzeitig aber sämtliche juristischen Instrumente einsetzen, die ihnen zur Verfügung stehen. Der St. Goarer Falko Hönisch dagegen lehnte eine weitere Zusammenarbeit mit der Marienhaus-Gruppe kategorisch ab. In den kommenden Wochen sollen Spenden gesammelt werden, um die Krankenhaus-Rücklagen aufzufüllen oder im äußersten Fall einen Rechtsstreit mit dem Marienhaus-Konzern zu finanzieren. Der Oberweseler Handwerksmeister Christian Jäckel (Elektro-Jäckel) machte den Anfang und legte 10.000 Euro auf den Tisch. Facebook (Live-Streaming von Franziskus Weinert, moderiert von Christian Büning)

„Du mutierst zur Spielernatur“

Rhein-Hunsrück-Landrat Marlon Bröhr stößt bei seinem Griff nach der CDU-Spitzenkandidatur in Rheinland-Pfalz auf Unverständnis und Widerstand. Sogar in der eigenen Region distanziert sich Parteifefreunde. Der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Licht hat gerade in einem offenen Brief mit dem „lieben Marlon“ abgerechnet und rät ihm, „dass du aus deinen Träumen erwachst“. O-Ton: “ Mögliche Konsequenzen, Einschätzungen zu deiner Reputation hat dein engerer Freundeskreis dir oft genug vor Augen geführt, währenddessen du im Gegenzug aber immer mehr zur reinen Spielernatur mutierst“. Bröhr sieht sich nach kommunalen Wahlerfolgen in Kastellaun und im Kreis als Siegertyp für das gesamte Bundesland. Er will in einer parteiinternen Urwahl um die Spitzenkandidatur gegen Oppositionsführer Christiann Baldauf durchsetzen und bei den Landtagswahlen 2021 Ministerpräsidentin Malu Dreyer aus dem Sattel heben. Rhein-Zeitung (offener Brief als PDF)

Mittelrheiner des Tages: Marco Wiersch und Bernd Kissel

Das Kreativ-Duo hat im Lorcher Hilchenhaus sein Comic über den legendären Freistaat Flaschenhals vorgestellt. Wiersch lebt als Drehbuchautor in Hamburg, Kissel als Zeichner und Illustrator im Saarland. Ihre „Graphic Novel“ erzählt die wilde Geschichte von Lorch und Kaub in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. „Freistaat Flaschenhals“ ist im Carlsen-Verlag erschienen und kostet 20 Euro. carlsen.de, Wiesbadener Kurier

Zahl des Tages

55.000 Euro soll eine Studie kosten, die Möglichkeiten für eine Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim auslotet. Laut „AZ“ könnten die Ergebnisse Ende kommenden Jahres vorliegen. Anders als das lokale Brückenprojekt bei St. Goar gilt die Rheingau-Variante als überregional relevant, weil sie die stark frequentierte Schiersteiner Brücke entlasten würde. Allgemeine Zeitung

Termin des Tages

Boppard – „Ballon“ / Cinema in der Stadthalle. 11. November, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Foto des Tages

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