Frank Zimmer

Es liegt jetzt an Oberwesel

Seit Monaten versucht der katholische Marienhaus-Konzern, gegen den Widerstand der Bevölkerung die Loreley-Kliniken zu schließen. Bisher vergeblich. Aber jetzt könnte ihm ausgerechnet die Stadt Oberwesel zum Erfolg verhelfen. Oberwesel ist der größte kommunale Minderheitsgesellschafter und hat genug Anteile, um gemeinsam mit der Stadt St. Goar jeden Angriff auf die Krankenhäuser abzuwehren. Der Stadtrat von St. Goar hat sich positioniert: Er lehnt die Schließung ab und hat Bürgermeister Falko Hönisch mit einem entsprechenden Votum in der Gesellschafterversammlung beauftragt. Demnach wird Hönisch bei der entscheidenden Sitzung am Gründonnerstag gegen einem möglichen Antrag der Marienhaus GmbH stimmen, die Krankenhäuser stillzulegen. Wenn Oberwesel mitzieht, wären die Kliniken vorerst gerettet. Doch danach sieht es nicht aus.  In Oberwesel gibt es noch nicht einmal einen Beschlusss des Stadtrates. Der ehrenamtliche Stadtbürgermeister Marius Stiehl hat in diesem Jahr noch keine Sitzung einberufen und entscheidet heute ohne demokratische Legitimation. Schon seine Enthaltung könnte das Aus für die Krankenhäuser bedeuten.

Krankenhaus-Demo im Dezember: Oberwesels Bürgermeister Marius Stiehl forderte damals die Rettung der Kliniken. Heute liegt es in seiner Hand. Foto: Petra Dittmann.

Stiehl folgt der Marienhaus-Gruppe

Damit liegt die Entscheidung bei dem Bürgermeister, der sich beim Kampf um die Kliniken bisher am meisten im Hintergrund gehalten hat, am wenigsten mit eigenen Initiativen aufgefallen ist und traditionell das größte Verständnis für den Marienhaus-Konzern zeigt. In der Donnerstagsausgabe der „Rhein-Zeitung“ argumentiert Stiehl wie die Marienhaus GmbH. Es gehe darum, „eine Insolvenz zu verhindern“. Bisher hat die Gefahr einer Insolvenz zwar noch niemand darlegen können, aber die Marienhaus-Gruppe schürt gerade die Angst vor der Pleite, um die ungeliebten Krankenhäuser loszuwerden und an ihrer Stelle ein lukrativeres Seniorenzentrum zu betreiben.

Die Alternative zur Schließung wäre eine zeitweilige Verstaatlichung oder Kommunalisierung. Dann würde der Kreis einspringen. Für Stiehl scheint diese Variante unvorstellbar. Einen Plan B hat er nicht. Rhein-Zeitung, SWR