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Die Kammer des Schreckens

Es gibt am Mittelrhein Sehenswürdigkeiten, denen man früher nicht zu nahe kommen wollte. Ein Beispiel ist der „Scharfe Turm“ in Rhens. Gebaut wurde er im vermeintlich finsteren Mittelalter, aber seine dunkelste Zeit begann erst im Zeitalter von Renaissance und Reformation. „Während der Rhenser Hexenprozesse von 1545 bis 1647 war der Turm Folterkeller und Gefängnis zugleich“, heißt es in der Sammlung „Besondere Orte im Welterbe Oberes Mittelrheintal“, die für die Bundesgartenschau 2029 zusammengetragen wurde. Kommenden Sonntag, am bundesweiten „Tag des Denkmals“, kann die Kammer des Schreckens besichtigt werden. Der Hexenverfolgung in Rhens fielen 26 Menschen zum Opfer, zuletzt Margarete Altenhofen, die Frau des Rhenser Bürgermeisters. Anders als populären Mythen verbreitet, war die Hexenverfolgung kein rein mittelalterliches oder ausschließlich katholisches Phänomen. Die meisten Prozesse und Hinrichtungen fanden erst in der frühen Neuzeit statt, auch in evangelischen Territorien. Historiker vermuten einen Zusammenhang mit der sogenannten „kleinen Eiszeit“, die im 16. und 17. Jahrhundert zu Missernten und Hungersnöten führte. Niemand verstand den Klimawandel, „schwarze Magie“ war die einfachste Erklärung – vor allem, wenn man mit eine Anklage wegen Hexerei unliebsame Nachbarn, Gläubiger oder auch Randgruppen loswerden konnte. Wem der „Scharfe Turm“ in Rhens zu gruselig ist: Am „Tag des offenen Denkmals“ sind vor allem auf der linken Rheinseite Orte zu besichtigen, die nicht jeden Tag öffnen, zum Beispiel der „Steeger Turm“ in Bacharach, die Clemenskapelle in Trechtingshausen und der Propsteigarten in Hirzenach, wo der Förderverein Kaffee und Kuchen auffährt und Führungen anbietet. Rhein-Zeitung (€), Wikipedia (Rhenser Hexenprozesse), Tag des offenen Denkmals, Rheinburgenweg (über den „Scharfen Turm“)
Foto: Romantischer Rhein Touristik

Boppard muss bremsen

Die „kleine Eiszeit“ ist seit ca. 1800 vorbei, heute gibt es das entgegengesetzte Problem. Laut „RZ“ sind die Klima-Schäden im Bopparder Stadtwald so gravierend, dass Forstamtsleiter Axel Henke das Projekt „Kur- und Heilwald“ in Frage stellt. Die Erholungsfläche sollte oberhalb des Forsthauses Buchenau entstehen. Wegen der letzten Trockenjahre sei dort aber jede fünfte alte Buche oder Eiche eingegangen, heißt es. Henke rät dem Stadtrat, abzuwarten und die weitere Entwicklung zu beobachten. Zum Glück gab es 2023 wieder deutlich mehr Niederschläge.

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