Mario Link war einer der ersten Leser, mit denen ich in Kontakt kam. Kurz nach dem Start von Mittelrheingold im Januar schrieb er mir, er stamme aus Boppard, sei Vertriebsleiter bei Develey in Oberbayern und wolle zurück an den Mittelrhein. Er plane, dort ein eigenes Lebensmittelgeschäft zu eröffnen. Ob das ein Thema für mein neues Blog sein könnte? Natürlich interessierte mich das. Einen guten Job im reichen München aufgeben, um sich ausgerechnet am Mittelrhein in das Abenteuer Einzelhandel zu stürzen, das klang nach einer ungewöhnlichen Geschichte. Vergangenen Monat später hörte ich, dass „Feinkost Link“ an den Start gegangen sei. Seitdem habe ich es leider noch nicht in die Bopparder Oberstraße geschafft, aber in Mails und Messages mit Mario wurde klar, mit wieviel Herzblut (und Humor) er bei der Sache ist. 7 Fragen an jemanden, der das Obere Mittelrheintal nie abgeschrieben hat.
Was machst Du am Mittelrhein?
Ich lebe hier meinen Traum. Während meines bisherigen fast 30-jährigen beruflichen Werdegangs habe ich viel über den Handel mit Lebensmitteln gelernt und nie den Spaß daran verloren. Jetzt möchte ich diese Kenntnisse in mein eigenes Unternehmen einbringen. Wir verkaufen Lebensmittel vor allem aus der Region, ergänzt durch Feinkost aus dem europäischen Ausland. Hiermit folge ich einer langen Familientradition am Standort Boppard. Schon meine Oma, in Boppard besser bekannt als „Linke Mudda“, verkaufte ab ca. 1960 Lebensmittel in den damals ortsansässigen Lebensmittelmärkten. Ihr folgte mein Vater und nun erfülle ich diese Bestimmung.
Warum genau dort?
Am Mittelrhein, genauer in Boppard, bin ich geboren und aufgewachsen. Auch wenn mich berufliche Herausforderungen durch die verschiedensten Regionen Deutschlands getrieben haben, ist „Heimat“ doch etwas ganz Besonderes. Deshalb war es für mich nie eine Frage, dass die Realisierung dieses Projektes nur am Mittelrhein stattfinden kann.
Was wünschst Du Dir für den Mittelrhein?
In meinem Feinkostmarkt habe ich schon kurz nach der Eröffnung sehr viele interessante Gespräche führen können. Natürlich geht es häufig um Ernährung und um die Qualität unserer Lebensmittel. Ich wünsche mir für unsere Region, dass wir der nationale Vorreiter werden für ein noch größeres Bewusstsein für gute und gesunde Nahrungsmittel. Wir alle sollten den großen Konzernen im Lebensmittelhandel und der Lebensmittelproduktion zeigen, dass nicht der letzte gesparte Cent die Hauptpriorität ist, sondern dass die Qualität an erster Stelle steht. Wir sind am Mittelrhein allgegenwärtig verbunden mit der Geschichte. „Früher war alles besser“ ist sicher eine abgedroschene Floskel, die nicht auf jede Facette des Lebens anzuwenden ist. Aber Nahrungsmittel … die waren früher tatsächlich besser.
Und was tust Du dafür?
Wir bieten genau diese Lebensmittel bei uns an. Brot, dass tatsächlich noch richtig gebacken und nicht nur „aufgewärmt“ wird. Fleisch, das nach dem Braten oder Grillen noch genau so viel Volumen hat, wie in frischem Zustand. Obst und Gemüse, das in Erde gewachsen ist, und nicht computergesteuert mit der errechneten optimalen Menge an Wachstumsbeschleunigern in Gewächshäusern. Honig, bei dem die Bienen hier in Boppard von Blüte zu Blüte fliegen … ich könnte das noch mit zahlreichen weiteren Beispielen untermauern, aber ich fürchte das würde den Rahmen sprengen.
Was würdest Du hier so sehr vermissen, dass Du es unbedingt erhalten möchtest?
Das weiß ich sehr gut. Nach fast 20 Jahren in Baden-Württemberg und Bayern habe ich Dinge vermisst. Um zunächst im kulinarischen Bereich zu bleiben: Nirgendwo gibt es nach meiner Meinung eine so gute Fleischwurst wie am Mittelrhein. Düppekuchen gab es – getreu der Familientradition und individuellem Rezept – auch in Bayern regelmäßig selbstgemacht. Dennoch muss ich fairerweise zugeben, dass manche Speisen einfach in eine gewisse Region gehören. Düppekuchen gehört an den Mittelrhein wie die Weißwurst nur in Bayern schmeckt. Wenn ich zurückdenke an die zwar häufigen, aber dennoch zu seltenen Heimfahrten ins Mittelrheintal, war es stets ein tolles Gefühl, „zurück nach Hause“ zu kommen. Sei es über die A3/A48 mit dem tollen Blick auf das Koblenzer/Neuwieder Becken oder auch über die A61 Abfahrt Emmelshausen über Rheinbay nach Bad Salzig. Der Anblick des Rheintals kurz vor Weiler hat in mir stets die Sehnsucht nach „Heimat“ erweckt. Wer es nicht kennt: es ist absolut sehenswert!
Welcher Laden und welches Lokal gefällt Dir besonders gut?
Im Rahmen der Mitgliedschaft in der Werbegemeinschaft in Boppard lernte ich Thomas Oesterberg kennen. Er ist ein ortsansässiger Fotoartist und zaubert aus ganz normalen Fotos ganz unfassbar tolle Motive. Seinen „Laden“ findet man unter www.your-epic-picture.com. Im näheren Umkreis gibt es zahlreiche wirklich gute Lokale. Wenn ich nur eines erwähnen sollte, wäre dies wohl der „Eiserne Ritter“ in Boppard-Weiler. Der Spagat aus Regionalität und qualitativ sehr gutem Essen gelingt dem Team außergewöhnlich gut.
Welcher Ort am Mittelrhein ist Dein Geheimtipp?
Der Rheinsteig umfasst – falls ich mich richtig erinnere – insgesamt über 300 km Wander- und Spazierwege. Dazu kommen vermutlich über 1000 weitere Kilometer schönster mittelrheinischer Wanderlandschaft links und rechts des Rheins. Mein Geheimtipp ist es, einzelne dieser Wege zu erkunden – vielleicht auch nur etappenweise – und die Landschaft zu genießen. Gute Gespräche mit Gleichgesinnten ergeben sich hier automatisch.
Bisher in der Reihe „7 Fragen an ….“ erschienen:
Sebastian Busch (Landtagskandidat aus Lorch)
Christian Büning (Designer aus Oberwesel)
Sandra Bruns (Instagrammerin und Journalistin aus Emmelshausen)
Hasso Mansfeld (PR-Berater und Brücken-Aktivist aus Bingen)
Peter Theis (Gastronom und Shop-Betreiber in St. Goar)
Esther Pscheidt (Treibholzkünstlerin aus Lorch)
Wolfgang Blum (Wanderführer und Welterbe-Botschafter auf dem Rheinsteig)
Markus Fohr (Brauereibesitzer und Bier-Sommelier aus Lahnstein)
Christin Jordan und Lars Dalgaard (Weinliebhaber, Journalisten und Nebenerwerbswinzer in Eltville und Oberdiebach)
Nadya König-Lehrmann (Welterbe-Managerin in St. Goarshausen)
Jörg Lanius (Winzer aus Oberwesel)
Termine des Tages
Bingen – Stadtführung: Die Geschichte der Mainzer Straße – 22. April, 10 Uhr 30. bingen.de
Bingen – „Recharge im Park“ – Elektronische Musik und Picknick – 22. April, ab 13 Uhr 30. bingen.de
Boppard-Weiler – Mittelrhein-Momente im „Eisernen Ritter“ mit den „Schmachtigallen“ 22. April, 18 Uhr 30. mittelrheinmomente.de
Foto des Tages: Ente gut, alles gut in Bacharach
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