Frank Zimmer

„Wenn ich Landrat wäre, würden bei mir alle Alarmglocken angehen“

Boppard-Foto von Henry Tornow. / Romantischer Rhein

Der Koblenzer Landtagsabgeordnete Stephan Wefelscheid (FWG) warnt vor einer Schließung des Bopparder Krankenhauses und fordert mehr Engagement des Rhein-Hunsrück-Kreises. Boppard und Umgebung sind von der Krise des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GKM) direkt betroffen, denn das Heilig-Geist-Hospital ist seit 2003 Teil der Krankenhausgruppe. Mehr noch: Die Bopparder Stiftungen „Hospital zum Heiligen Geist“ und „Seniorenhaus zum Heiligen Geist“ gehören neben der Stadt Koblenz, dem Kreis Mayen-Koblenz und 2 weiteren kirchlichen Stiftungen zu den Eigentümern des GKM. Laut Wefelscheid wollen die Stiftungen ihre Anteile loswerden und an den privaten Krankenhauskonzern Sana verkaufen. Auch die Stadt Koblenz liebäugelt mit Sana; alternativ könnten auch die Johanniter einsteigen. FWG-Mann Wefelscheid dagegen schlägt in der „RZ“ einen Gegenentwurf zur Privatisierung vor. Demnach sollten die Stadt Koblenz und die Kreise Mayen-Koblenz, Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn die Stiftungen auszahlen und das GKM als rein kommunale Krankenhausgruppe weiterführen. Damit wäre das Worst-Case-Szenario ausgeschlossen: die Insolvenz und das Aus für die Standorte Boppard und Nastätten. Wefelscheid sieht neben Rhein-Hunsrück-Landrat Volker Boch auch dessen rechtsrheinischen Kollegen Jörg Denninghoff in der Pflicht. In Denninghoffs Rhein-Lahn-Kreis liegt das GKM-Krankenhaus Nastätten, wichtig auch für die Verbandsgemeinde Loreley. Sicher sei nur der Standort Koblenz, so Wefelscheid. O-Ton: „Wenn ich also Landrat im Hunsrück oder im Rhein-Lahn-Kreis wäre, würden bei mir alle Alarmglocken angehen“. Der Rechtsanwalt mit Landtagsmandat ist zugleich auch FWG-Fraktionschef im Koblenzer Stadtrat. Dort will er gegen einen Verkauf an Sana stimmen. In der Kreisverwaltung in Simmern wird man über Wefelscheids Vorstoß kaum begeistert sein. Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat sein eigenes Krankenhaus in Simmern längst an die Diakonie verkauft und 2020 die Übernahme der angeschlagenen Loreley-Kliniken in Oberwesel und St. Goar abgelehnt. Rhein-Zeitung (€)
Foto: Henry Tornow/ Romantischer Rhein

Politik mit Bart

Apropos Landtagsabgeordneter. Noch vor wenigen Monaten galt Roger Lewentz als der mächtigste Mann am Mittelrhein. Im November stürzte der langjährige RLP-Innenminister über amtliche Ungereimtheiten nach der Flutkatastrophe. Laut „RZ“ hat Lewentz den Karriereknick akzeptiert. Er vertritt weiterhin seinen Wahlkreis im Mainzer Landtag und bleibt Landeschef der SPD. Nach einer mehrwöchigen Auszeit in Dänemark, der Heimat seiner Frau, sei er mit „Vollbart, modische Brille, Anzug ohne Krawatte und etliche Kilos leichter“ wieder zurück, schreibt die „RZ“. Der Mann aus Kamp-Bornhofen soll demnächst verteidigungspolitischer Sprecher seiner Fraktion werden. Damit schließt sich ein Kreis: Lewentz arbeitete vor seinem Wechsel in die (Berufs-)Politik viele Jahre im damaligen Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. Rhein-Zeitung (€)

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1 Gedanke zu „„Wenn ich Landrat wäre, würden bei mir alle Alarmglocken angehen““

  1. Es ist bereits seit Jahren ausgemachte Sache. Die kleinen Kliniken sollen abgeschafft werden. Das wird kein Stadtrat und kein Landrat mehr aufhalten. Alles nur politisches Geplänkel. Krankenhäuser gehören in staatliche Hand und nicht in die Klauen von Investoren. Medizinische Versorgung ist ein Grundrecht und es ist traurig wie schlecht diese in unserem reichen und fortschrittlichen Land geworden ist.

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