Frank Zimmer

Die neue Tourismus-Chefin am Mittelrhein: 7 Fragen an Kristina Neitzert

„Romantischer Rhein“ steht für die mächtigste Tourismus-Organisation am Mittelrhein. Die halbstaatliche GmbH mit Sitz in Koblenz ist nicht nur für den größten Teil des Welterbe-Gebiets zuständig. Sie kümmert sich auch um das so genannte „Untere Mittelrheintal“ zwischen Koblenz und der nordrhein-westfälischen Landesgrenze. 2021 geht die „Romantische Rhein Tourismus“ (RRT) mit einer neuen Geschäftsführerin ins Buga-Jahrzehnt: Kristina Neitzert, Jahrgang 1983, folgt auf Jeanette Dornbusch-Gunst. Neitzert hat sich als Tourismus- und Marketingchefin der Stadt Andernach einen Namen gemacht. In ihrem ersten Interview erklärt sie, was sie für ihren neuen Job mitbringt, wie sie die Saison 2021 einschätzt, bei wem das Wort „Romantik“ besonders gut ankommt, und was ihr am Mittelrhein wichtig ist.

Mittelrhein-Touristikerin Nummer eins: Kristina Neitzert setzt sich seit Jahren für die Region ein und übernimmt am 1. Februar der „Romantischen Rhein Tourismus“. Foto: Stadt Andernach.

Kristina, du bist die neue Geschäftsführerin der Romantischen Rhein Tourismus und damit auch für das Welterbetal zuständig. Wann fängst du an?

Schon in wenigen Wochen geht es los, am 1. Februar 2021.

Was bringst du aus Andernach mit?

Ich habe in Andernach 13,5 Jahre für die städtische Tochtergesellschaft gearbeitet, die für Tourismus, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung zuständig ist und davon die letzten zehn Jahre die Geschäftsfelder Tourismus und Stadtmarketing geleitet. Zu meinen Aufgaben gehörten strategische Planung, die Konzeption und Weiterentwicklung touristischer Produkte, die Entwicklung von Marketingstrategien und die Realisierung von Marketingprojekten und Projekten aus dem Bereich der touristischen Infrastruktur, Mitwirkung bei der Konzeption und Organisation von Veranstaltungen, touristische Lobbyarbeit sowie die intensive Netzwerkarbeit mit Akteuren aus der Übernachtungs-, Gastronomie- und Freizeitbranche, Gästeführern, Einzelhandel, den politischen Gremien und der Verwaltung. Die touristische Entwicklung der letzten Jahre ist mir in der Region in ihren vielen positiven Facetten, aber auch mit den bestehenden Herausforderungen daher gut bekannt. Vor allem bin ich aber der Überzeugung, dass erfolgreiche Tourismusarbeit nur funktioniert, wenn die Akteure zusammenarbeiten und nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht. Daher war es mir auch während meiner Arbeit auf der lokalen Ebene immer sehr wichtig, mit den touristischen Partnern aus der Region, mit Nachbarkommunen und speziell auch mit der Romantischen Rhein Tourismus GmbH eng zusammenzuarbeiten. Insbesondere aber habe ich durch meine Arbeit in Andernach meine Liebe zum lokalen und regionalen Tourismusgeschehen am Mittelrhein entdeckt.

In Andernach bist du auch für das Stadtmarketing zuständig. Wie viel Regionalmarketing steckt in deinem neuen Job und wie grenzt sich das vom Zweckverband Welterbe ab, der in einer ähnlichen Mission unterwegs ist?

Stadtmarketing oder auch Regionalmarketing lässt sich aus meiner Sicht nicht komplett vom Tourismusmarketing trennen. Vielmehr empfinde ich das Tourismusmarketing und die Realisierung touristischer Projekte, also die primären Aufgaben des Romantischen Rheins, immer als einen Teil des Stadt- bzw. Regionalmarketings. Eine qualitätsvoll entwickelte Tourismusdestination hat meiner Meinung nach auch immer einen Nutzen für die Bevölkerung. Der Zweckverband Welterbe ist ein sehr wichtiger Partner des „Romantischen Rheins“. Dahinter verbirgt sich keine Doppelstruktur und schon gar keine Konkurrenz. Vielmehr kommt die Arbeit des Zweckverbandes, hinter der ja noch weitaus mehr steckt als eine rein touristische Ausrichtung, dem Tourismus in der gesamten Region zugute. Umgekehrt sollte auch der Zweckverband von der touristischen Marketing- und Projektarbeit der Romantischen Rhein Tourismus GmbH profitieren können. Eine intensive Kommunikation zwischen den beiden Akteuren ist natürlich extrem wichtig.

Corona bleibt auch im Neuen Jahr ein Thema. Wie kommt der Tourismus trotzdem wieder in die Gänge?

Ich wünsche mir sehr, dass die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie endlich die notwendige und vor allem auch anhaltende Wirkung zeigen, und dass Rahmenbedingungen möglich sind, die den Tourismus spätestens zum Frühjahr wieder in Schwung bringen. Sobald das der Fall ist, bin ich überzeugt, dass sich insbesondere der Deutschland-Tourismus vergleichsweise schnell wieder erholt und wir auch im Mittelrheintal davon profitieren. Ähnliches hat sich ja in den Sommermonaten 2020 bereits gezeigt. Natürlich müssen wir vorbereitet sein – mit entsprechenden Marketing- und Kommunikationsstrategien sowie passenden touristischen Produkten. Aber auch wenn wir schnell wieder zur Normalität zurückkehren wollen: Das Thema Corona wird uns leider noch eine Weile begleiten. Ich hoffe dennoch, dass das Reisen bald wieder grundsätzlich möglich sein wird, auch wenn es vielleicht noch mit Einschränkungen verbunden sein wird. Auch darauf müssen wir in der Kommunikation mit unseren Gästen angemessen reagieren. Die Vermittlung eines sicheren Reisegefühls, Maßnahmen zur Besucherlenkung an touristischen Hotspots oder auch die Ansprache von Gästen, für die das Reisen innerhalb Deutschlands bislang nicht an erster Stelle stand, könnten die Themen sein, auf die wir uns verstärkt einzustellen haben. Alles in allem sehe ich aber auch Chancen. Zum Beispiel, dass wir die Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen erhöhen können oder durch neue Produkte verstärkt Gäste in bislang besucherschwachen Zeiten erreichen.

Bisher hat Tourismus-Marketing am Mittelrhein sehr stark auf den Begriff „Romantik“ gesetzt. Passt das noch in eine Zeit, in der jüngere Gäste eher wegen der Wanderwege, Klettersteige und anderer Outdoor-Möglichkeiten kommen?

Ich denke, wir werden in Zukunft verstärkt auf Themenmarketing z.B. für das Wandern, Radfahren, den Wein oder die Kulinarik setzen müssen. Und klar unsere Destination – den Mittelrhein – transportieren. Hiervon hat der Gast eine geografische Vorstellung. Dennoch sehe ich auch die „Romantik“ nach wie vor. Es kommt allerdings darauf an, in welchem Kontext. In Großbritannien z.B. zieht der Begriff absolut. Auch im Rahmen spezieller Kampagnen gibt es sicherlich genügend Potenzial, „Romantik“ so zu bespielen, dass sich auch jüngere Gäste angesprochen fühlen.

Ihr vermarktet ein Gebiet, das weit über das Welterbe-Tal hinausgeht und bis an die nordrhein-westfälische Landesgrenze reicht. Die Bundesgartenschau findet aber nur im südlichen Teil statt. Wie schwierig ist es, das ganze lange Mittelrheintal von Trechtingshausen bis Königswinter unter einen Hut zu bringen? Und wie sinnvoll?

Natürlich ist es eine Herausforderung, das gesamte Mittelrheintal unter einen Hut zu bringen. Es sind schließlich 63 Städte und Gemeinden. Keine Frage, dass es hier auch mal unterschiedliche Interessen geben kann. Dennoch bin ich absolut kein Freund von Diskussionen zwischen südlichem und nördlichem Mittelrheintal, Welterbe oder nicht. Nach meiner Auffassung sind wir eine Destination, die zwar unterschiedliche Schwerpunkte setzt, in der man aber voneinander profitieren kann. Darum macht die gemeinsame Vermarktung auch absolut Sinn. Ja, die Buga 2029 ist „nur“ in einem Teil der Gesamtdestination, was ich aber nicht als Nachteil für die nördliche Teilregion sehe. Im Gegenteil: Die Buga 2011 in Koblenz hat bewiesen, welche Strahlkraft entwickelt werden kann, und wie auch die Umgebung profitiert. Ähnliches erwarte ich auch für 2029. Ziel wird es sein, die Gäste der Buga 2029 zu einem längeren Aufenthalt am Mittelrhein, weiteren Aktivitäten oder einem Wiederholungsbesuch zu motivieren. Wichtig ist, dass wir als Gesamtregion an einem Strang ziehen und ich bin sicher, dass wir das können. Diesen Strang zusammenzuhalten und somit die unterschiedlichen Interessen und Themen bestmöglich zu verknüpfen, sehe ich als zentrale Aufgabe des „Romantischen Rheins“ an.

Du musst als oberste Tourismuschefin natürlich neutral sein und jeden Ort am Mittelrhein gleich gut finden. Verrätst du trotzdem deinen persönlichen Lieblingsplatz im Welterbe-Tal?

Das ist wirklich keine einfache Frage, denn um all meine Highlights der Region aufzuzählen würde der Platz hier definitiv nicht ausreichen … Ich erlaube mir vorweg auch, die Frage in etwas angepasster Form zu beantworten, denn wie schon deutlich wurde, werde ich für das Mittelrheintal und nicht ausschließlich für das Welterbetal zuständig sein. Erlaube mir daher, dass ich stellvertretend für alle Highlights der Region eine kleine Auswahl meiner Lieblingsplätze benenne und hierbei den nördlichen Abschnitt des Mittelrheintals mit berücksichtige. Meine bisherige Wirkungsstätte Andernach ist mir in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen und wird in all ihren Facetten definitiv auch in Zukunft ein Lieblingsplatz bleiben. Auch den Leutesdorfer Weinbergen auf der gegenüberliegenden Rheinseite bin ich sehr verbunden, und einen besonders schönen Ausblick bietet seit dem letzten Sommer die dortige Weinbergschaukel. In Koblenz fasziniert mich die Festung Ehrenbreitstein, insbesondere beim Besuch diverser Veranstaltungen, immer wieder und im Welterbetal kehre ich bei Wanderungen entlang des Rheinburgenwegs besonders gern im Günderodehaus oberhalb von Oberwesel ein. Der Ausblick von dort ist einfach traumhaft. Und selbstverständlich bin ich auch gerne an Bord eines Schiffes in verschiedenen Abschnitten des Mittelrheintals unterwegs. Ich bin sicher es werden in den nächsten Jahren auch noch viele weitere Lieblingsplätze hinzukommen.

 

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Mittelrhein 2021: Was bisher geschah

In Oberwesel ist eine „Illustrierte Chronik der Stadt“ erschienen. Autor ist der frühere Stadtkämmerer Werner Klockner, die Gestaltung übernahm Kommunikationsdesigner Christian Büning. Manches klingt sehr aktuell. O-Ton 1720: „Wegen Seuchen in Frankreich und Polen werden auf churfürstlichen Befehl vom 20. November mehrere Stadttore und die Reisenden stärker kontrolliert. Auf den Landstraßen wird eine doppelte und auf den Nebenstraßen eine einfache Wache postiert. Nach Schließung der Stadttore werden die Wirtshäuser visitiert.“ Rhein-Zeitung

An der Trechtingshäuser Burg Reichenstein wächst wieder Wein: Besitzer Lambert Lensing-Wolff hat auf rund 1,5 Hektar fast 4000 Rebstöcke pflanzen lassen. Für Hege und Pflege sorgt der Steeger VDP-Winzer Jochen Ratzeberger. Allgemeine Zeitung

Apropos Wein: Der Weinbauverband Mittelrhein hat die Bilanz für 2020 vorgelegt. In den Weinbergen war es zwar wieder zu trocken, aber die Pflanzen blieben überwiegend gesund, die Menge hat gestimmt und der Most verspricht einen guten 20er-Jahrgang. Weinbaupräsisdent Heinz-Uwe Fetz aus Dörscheid appelliert in der „RZ“: „Kauft regional und direkt beim Winzer!“ Rhein-Zeitung

In Bad Salzig ist die Grundschule ausgebrannt. Die Bopparder Polizei ermittelt gegen 3 Jugendliche, die am Gebäude gezündelt haben sollen. Rhein-Zeitung

Am Neujahrstag musste die Bopparder Feuerwehr zu einem weiteren Großeinsatz ausrücken. Beim Brand eines Mehrfamilienhauses unweit des Klosters Marienberg verletzten sich 21 Personen. Rhein-Zeitung

In Bornich hat sich Pfarrer Wilfried Steinke in den Ruhestand verabschiedet. Der Höhenort unweit der Loreley verfügt noch über ein eigenes evangelisches „Pfarramt“. Steinke war allerdings schon für mehrere Kirchengemeinden zuständig; er predigte auch in Patersberg und Reichenberg. Rhein-Zeitung, Evangelisches Dekanat Nassauer Land (Liste der Kirchengemeinden)

Mittelrhein-Winzerin Ida Didinger ist Thema in der „Rhein-Zeitung“. Die Juniorchefin des Weinguts Didinger in Osterspai nimmt für ihren Betrieb noch mehr auf sich als im Steillagen-Weinbau ohnehin schon üblich: Sie muss für jede Fahrt in den Wingert über den Rhein, weil ihre Weinberge auf der gegenüberliegenden Flussseite im Bopparder Hamm liegen. Rhein-Zeitung

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