Frank Zimmer

7 Fragen an Sebastian Busch

Wenn es nach Sebastian Busch geht, stellt die Stadt Lorch ab Herbst einen Abgeordneten im Hessischen Landtag. Die SPD hat den 31-Jährigen für den Wahlkreis 28 nominiert (Wahlkreis 28 = Rheingau plus Staatsbäder und Heidenrod). Bei den Landtagswahlen am 28. Oktober tritt er gegen Petra Müller-Klepper von der CDU an.

Egal, wie man zu dem Lorcher Nachwuchstalent  politisch steht: Junge, engagierte, gut ausgebildete Menschen, die in ihrer Heimat etwas bewegen wollen, kann der Mittelrhein immer gebrauchen. Darum eröffne ich mit Sebastian Busch eine neue Serie auf Mittelrheingold: „7 Fragen an ….. “

Wenn möglich, erscheint jede Woche eine neue Folge mit jeweils einem anderen Macher von Mittelrhein. Vorschläge gerne an post@mittelrheingold.de.

Weil ich für dieses Blog nur außerhalb meiner Arbeitszeiten schreiben kann, sind Telefon- oder persönliche Gespräche realistischerweise nicht möglich  – dazu fehlt leider die Zeit. (Mündlich geführte Interviews haben nämlich den Nachteil, dass man hinterher alles abtippen muss). Darum werden die „7 Fragen an …..“ in der Regel per Mail oder Messenger gestellt und beantwortet. So auch im Fall von Sebastian Busch. Los geht’s:

Der Lorcher Sebastian Busch (l.) gilt als Nachwuchsstar der SPD im Rheingau-Taunus-Kreis. Das Foto zeigt ihn mit dem hessischen SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel.
Der Lorcher Sebastian Busch (l.) gilt als Nachwuchsstar der SPD. Das Foto zeigt ihn mit dem hessischen SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel (M.).

Mittelrheingold: Wer mit 31 Jahren in einen Landtag will, dem sagt man gerne nach, vom Hörsaal in den Plenarsaal zu wechseln. Was haben Sie seit der Schule gemacht?

Sebastian Busch: Bei mir trifft das Klischee von Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal nicht zu.  Nach Abschluss der Realschule begann ich mit 16 Jahren eine Lehre als Elektroniker bei einem Druckmaschinenbauer in Geisenheim. Nach der Werksschließung musste ich meine Lehre bei einem anderen Betrieb – einem Automobilzulieferer in Wiesbaden – beenden, wo ich bis heute tätig bin.

Im Anschluss an die Ausbildung habe ich dort ein Jahr als Instandhaltungselektroniker in Schicht gearbeitet. Das Fachabitur habe ich erst im Anschluss erworben. Der Betrieb ermöglichte mir im Anschluss einen Studentenvertrag, wodurch es mir möglich war Technikerstudienabschlüsse in Elektrotechnik und technischer Betriebswirtschaft zu erreichen. Im Anschluss daran arbeitete ich sechs Jahre als Prozessingenieur mit globalem Einsatzbereich in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Im vergangenen Jahr habe ich die Abteilungsleitung Qualitätssicherung am Standort in Wiesbaden übernommen.

Auch wenn mich Politik schon von Kindheitstagen an interessierte, so hätte ich beim Einstieg in den Berufsalltag nie gedacht, 15 Jahre später für den Hessischen Landtag zu kandidieren. Umso größer ist die Ehre und die Verantwortung, dieser Herausforderung gerecht zu werden.

Hat es Sie nie gereizt, aus dem Rheingau wegzugehen?

Gereizt hat es mich nicht. Der Rheingau hat, weit über meine eigenen Bedürfnisse, viel zu bieten. Es gibt herrliche Freizeitangebote. Im Sommer fahre ich gerne mit dem Kajak auf dem Rhein, fahre Fahrrad in den Wäldern oder jogge durch die Weinberge. Ein idealer Ausgleich in der Natur.  Durch den Beruf bin ich in den letzten Jahren viel gereist. Ob USA, China, Russland, Korea, ich durfte schon viel sehen. Aber ich liebe diese Region, die meine Familie bereits seit 1740 beheimatet und in der ich nun mit meiner Frau und unserer zweijährigen Tochter lebe. Hier fühlen wir uns wohl. Hier sind wir zu Hause.

Reden wir vom Mittelrhein. Was verbinden Sie mit diesem Begriff?

Der Rheingau und das Mittelrheintal stehen für mich nicht nur für Rheinromantik. Für mich sind es Regionen, die durch harte Arbeit geprägt wurden, die sich immer im Wandel der Zeit weiterentwickelten und gleichzeitig ihre Traditionen bewahrten.  Der Rhein steht sinnbildlich für den Lebensfluss einer Region. Wandel und Erneuerung sind per se nichts Schlechtes,  und es gelang schon vielen Generationen vor uns, die Region zu prägen und das Leben für die Menschen hier zu verbessern. Daran möchte ich anknüpfen. Darum lautet mein Slogan für die Landtagswahl am 28. Oktober: „Aus Tradition der Zukunft verpflichtet“.

Der Mittelrhein gilt ja manchmal als arm, aber sexy. Brücken und Windräder könnten beides ändern. Wie stehen Sie zur Mittelrheinbrücke und zur Windkraft rund um das Welterbe-Tal?

Wenn ich auf den Balkon meines Elternhauses stehe, sehe ich die Windräder über Niederheimbach. Stehe ich in Lorchhausen auf dem Hochfeld, sehe ich einige Windparks auf Rheinland-Pfälzer Seite.

Ich habe mich in den letzten Jahren, sowohl in Lorch als auch auf Kreisebene immer dafür eingesetzt, dass es kein generelles Windkraftverbot im Rheingau geben darf. Ich bin der Meinung, dass der regionale Ausbau der Windkraft eine lokale Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger sowie ihrer politischen Vertreter vor Ort ist. Ein generelles Verbot lehne ich ab.

Während in Oestrich-Winkel oder Eltville eine Mehrheit beim Bürgerentscheid gegen Windkraft stimmte, haben sich in Heidenrod, dass ebenfalls im Wahlkreis 28 liegt, die BürgerInnen schon zweimal mit großer Mehrheit für Windenergie ausgesprochen – zum Wohl und Nutzen der Gemeinde. In Lorch standen alle lokalen Parteien zur Windkraft. Dennoch mussten wir die Planungen im letzten Jahr niederlegen. Dadurch fehlt Geld für die Verbesserung der Verhältnisse vor Ort. Die Grundsteuer B musste erneut erhöht werden. Dem „Schutzschirm“ der Hessischen  Landesregierung fielen schon zwei Spielplätze und eine Kindertagesstätte zum Opfer. Steigende Steuern stellen aber nicht nur die Familien, sondern auch unsere Betriebe vor große Herausforderungen und tragen zur Attraktivität der Stadt nicht bei. Lorch soll keine abgehängte Kommune werden, sondern Heimat mit Zukunft. Darum müssen solche Entscheidungen vor Ort und unabhängig getroffen werden dürfen.

Die Zukunft sehe ich nicht mit einer Brücke in Rüdesheim. Die Brücke wurde bereits vor Jahrzehnten gefordert, damals war mein Opa noch im Kreistag. Politik hat die Aufgabe, auf heutige Herausforderungen so zu regieren, dass mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, Verbesserungen erzielt werden sollten, die möglichst rasch realisierbar sind und helfen. Darum fordert die SPD im Rheingau-Taunus-Kreis die 24-Stunden-Fähre in Rüdesheim. Ein Projekt, das dann bezahlbar wird, wenn sich die Länder und die anliegenden Kreise die Kosten teilen.

Was ist Ihre Vision für das Mittelrheintal?

Dass es uns gelingt, die Schönheit der Region zu bewahren, ohne uns den Herausforderungen der Zukunft zu verweigern. Das Mittelrheintal soll auch zukünftig Platz für alle Generationen bieten und u.a. durch günstige Fährverbindungen und hoffentlich weniger Bahnlärm weiter an Attraktivität gewinnen.

Was würden Sie in der Region so sehr vermissen, dass sie es unbedingt erhalten möchten?

Die Schönheit unserer heimischen Natur, sowie der Ideenreichtum der Bewohner, beides zieht Gäste wie Einheimische schon Generationen vor uns bis heute immer wieder in ihren Bann.

Und was ist Ihr Geheimtipp am Mittelrhein?

Noch ist es ein Geheimtipp! Der „Premiumwanderweg Wispertaunus“. Er befindet sich gerade in der Zertifizierungsphase, dann wird er sicherlich höher frequentiert werden. Das Besondere an dem Wanderweg ist nicht nur das waldreiche und naturbelassene Gebiet entlang der Wisper, entlang des Wispertalsteigs. Es ist auch das verbindende Element der Strecke. Sie führt die beiden Unesco-Welterbestätten Oberes Mittelrheintal und Obergermanisch-Raertischer Limes zusammen. Sicherlich auch für Besucher der BUGA 2031 ein Highlight und ein Sinnbild für die Vernetzung unserer Schnittstellenregion.

Sebastian Busch im Netz: Facebook, Twitter, Website