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Wer ist reif fürs Bopparder Krankenhaus?

Bei der Privatisierung des Bopparder Krankenhaues schien alles klar: Das traditionsreiche „Hospital zum Heiligen Geist“ sollte ebenso wie die anderen Standorte des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GMK) an den Münchner Sana-Konzern übergehen. Sana führt bereits die Geschäfte und galt bis jetzt als einziger Kaufinteressent. Der scheinbar alternativlose Plan sieht vor, dass die bisherigen Eigentümer – die Stadt Koblenz, der Kreis Mayen-Koblenz und mehrere historische Stiftungen, darunter 2 aus Boppard – nur noch als Minderheitsgesellschafter an Bord bleiben und Sana die Mehrheitsanteile überlassen. Laut SWR und „RZ“ liegt jetzt aber ein weiteres Angebot vor: Die Johanniter GmbH mit Sitz in Berlin will ebenfalls einsteigen. Das Unternehmen gehört zum evangelischen Johanniterorden und betreibt deutschlandweit u. a. 9 Krankenhäuser, darunter in Bonn. Ähnlich wie der katholische Malteserorden sind die Johanniter eine spezielle Mischung aus kirchlicher Einrichtung, karitativer Organisation und Herrenclub. An der Spitze steht traditionsgemäß ein Mitglied des früheren preußischen Königshauses als „Herrenmeister“, momentan – O-Ton- „Seine Königliche Hoheit Oskar Prinz von Preußen.“

Boppard-Foto von Henry Tornow. / Romantischer Rhein
Boppard-Foto von Henry Tornow. / Romantischer Rhein

Was eine Übernahme durch die Johanniter für Boppard und die anderen GMK-Häuser bedeuten würde, bleibt offen. Sicher ist nur, dass die Transaktion jetzt noch komplizierter wird. Im Koblenzer Stadtrat fordern die Freien Wähler bereits eine europaweite Ausschreibung. „Was wir brauchen, ist ein transparentes, bedingungsfreies, diskriminierungsfreies, europaweites Veräußerungsverfahren“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dagegen wollen kommunale Entscheider wie der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner den Verkauf möglichst noch in diesem Jahr durchdrücken. Ihr Horrorszenario  ist, dass Sana abspringt und sich aus der Geschäftsführung zurückzieht, ehe ein anderer Käufer gefunden ist. Die Klinikgruppe wäre führungslos und ihre kommunalen Eigentümer fachlich und finanziell überfordert. Unter ähnlichem Druck standen vor einigen Jahren die Städte Oberwesel und St. Goar, als die katholische Marienhaus GmbH die Loreley-Kliniken aufgab. Der Verkauf des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein betrifft übrigens nicht nur Boppard und Umgebung. Zum Verbund gehört auch das Krankenhaus in Nastätten. Rhein-Zeitung (€), Johanniter Gmbh (digitale Broschüre), Organigramm der obersten Johanniter-Leitung („Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“)

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