Mit Polemik und Sarkasmus kommt man im harmoniebedürftigen Mittelrheintal selten weiter. Aber manchmal hilft es doch. Ein Beispiel ist ist der Kampf um das denkmalgeschützte Gerbhaus in Bacharach. Das über 200 Jahre alte Gebäude zwischen Holzmarkt und Malerwinkel rottete bei halb eingefallenem Dach so lange vor sich hin, bis die Nachbarschaft aktiv wurde. Es drohte nicht nur ein denkmalpflegerischer Totalschaden. Die Umgebung des morschen Gemäuers wurde zur Gefahrenzone, auf kurz oder lang hätte mindestens der Fußweg am Münzbach gesperrt werden müssen. Trotzdem blieb der Eigentümer ebenso unsichtbar wie die für Denkmalschutz und Bauaufsicht zuständige Kreisverwaltung. Im Frühjahr schaltete sich nach einem SOS-Ruf von Neu-Bacharacher Hans-Lothar Huhn ein bundesweit tätiger Aktivist ein: Frank Jermann von der Initiative zur Rettung historischer Bauten (IRHB), eine Art Terrier unter den Denkmalschützern. Jerman verbiss sich in das komplizierte Bacharach-Thema, zwang die Behörde zur Akteneinsicht und ätzte auf seiner Website gegen Untätigkeit, Desinteressse und Verantwortungsmikado. Er mobilisierte Medien, alarmierte den Rheinischen Verein und gewann den Verband Deutscher Kunsthistoriker als Unterstützer.
Jermann nervte, aber aus gutem Grund und mit einem ersten Erfolg: Am Freitag rückten Handwerker in Bacharach an, die das historische Gebäude einrüsteten und u. a. mit einer Dachfolie provisorisch sicherten. Den Auftrag erteilte die Verwaltung, für die Kosten wird gewöhnlich der Eigentümer herangezogen. IRHB, Mitteilung aus Bacharach
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