Die Mittelrheinbrücke ist für die Fährleute im Tal gerade das geringste Problem. Auf den Schiffen geht die Sorge um, noch nicht einmal die Buga 2029 zu erleben. Corona hat die Passagierzahlen abstürzen lassen und die Kosten laufen weiter. In der ZDF-Sendung „Drehscheibe“ kamen gerade Michael Schnaas von der Fähre Niederheimbach-Lorch und Bingen-Rüdesheimer-Chef Oliver Pohl zu Wort. Schnaas spricht von „starken Existenzängsten“ und blickt schon mit Sorge auf die Nachsaison: „Normalerweise würden wir jetzt Rücklagen für den Winter bilden“. Sein Neffe, Mitarbeiter und möglicher Nachfolger Jonas Rittweiler fragt sich, ob er überhaupt noch das Schifferpatent machen soll. Den Familienbetrieb gibt es seit 1892.
Größter Fähranbieter im Tal ist die Bingen-Rüdesheimer Reederei. Auch hier spitzt sich die Lage zu. Laut Geschäftsführer Oliver Pohl verbrennt sein Unternehmen jeden Tag bis zu 5.000 Euro. Die Corona-Hilfen der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz – je 25 Euro pro Betriebsstunde – seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Pohl im ZDF. Die Fähr-Krise offenbart ein jahrelanges politisches Versäumnis: Anders als z. B. in Frankreich sind die Betriebe nie als als öffentlicher Nahverkehr gefördert worden. Man verließ sich auf ein rein kommerzielles Modell und träumte ansonsten von der Mittelrheinbrücke. Die Kapitulation einzelner Fährbetriebe hätte verheerende Folgen für das Tal. Eine nachhaltige Subventionierung der Betriebe gilt als schwer vermittelbar, weil sich alles auf den Brückenbau konzentrieren soll – der ist aber erst in den 30er Jahren realistisch. ZDF (Video)
Niederheimbach und der tiefe Graben
Apropos Niederheimbach: Fast 2 Jahre nach der Kommunalwahl gleicht der Ort einem gallischen Dorf. Ortsbürgermeister Ole Wysotzki und seine Beigeordneten streiten öffentlich mit früheren Parteifreunden, die sich als „Freie Fraktion Niederheimbach“ von der dominierenden FWG abgespalten haben und den Haushaltsentwurf ablehnen. Ganz schlau daraus wird man auch nach der Lektüre der „AZ“ nicht, denn dort kommt nur die Bürgermeisterseite zu Wort. Sie droht mit Rücktritt und Neuwahlen, wenn die unliebsamen Gemeinderäte ihre Mandate nicht niederlegen. Allgemeine Zeitung
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Der Häusener Kran macht blau
Die gute Nachricht des Tages kommt aus St. Goarshausen. Dort ist der über 100 Jahre alte „Häusener Kran“ saniert und zum Schluss noch bugablau gestrichen worden. Eine Bürgerinitiative hatte jahrelang für die Rettung des Industriedenkmals gekämpft. Bund, Welterbe-Zweckverband, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und der Kran-Besitzer Rhenus legten zusammen und brachten rund 250.000 Euro auf. Jetzt geht der Kran in den Besitz der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz über. Der Standort ist ein Filetstück am Rheinufer: Ein für Mittelrhein-Verhältnisse ungewöhnlich großes und ebenes Gelände in Loreley-Nähe, das bisher nicht genutzt wird und Platz für Gastronomie und/oder Kultur bieten könnte. Rhein-Zeitung
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