Frank Zimmer

Koblenzer Seilbahn: Die nächsten 40 Jahre

Die Koblenzer Seilbahn war vielleicht das Beste, was rund um die Bundesgartenschau 2011 passieren konnte. Die 890 Meter lange Luftlinie hoch über dem Rhein sorgte nicht nur im Buga-Jahr für Begeisterung. Noch wichtiger ist, dass sie die Festung Ehrenbreitstein dauerhaft mit der Innenstadt verbindet – nur so wächst zusammen, was zusammengehört. Die Unesco tat sich mit dem Bau allerdings schwer und sie grummelt immer noch. Die ursprünglich geplante Demontage nach 3 Jahren ist längst vom Tisch, aber 2026 endet die Betriebserlaubnis. Technisch gesehen spricht nichts gegen eine Verlängerung. „50 oder 60 Jahre“ seien kein Problem, zitiert die „RZ“ Seilbahn-Geschäftsführer Eugen Nigsch. Demnach könnte die 2010 eröffnete Anlage also bis mindestens 2060 laufen. Spannend wird, ob die Unesco jetzt noch einen Konflikt mit der Stadt und der Bevölkerung riskiert. Sie brachte zuletzt eine Verlegung der Talstation ins Spiel, um den Blick auf die Basilika St. Kastor wiederherzustellen. Die Stadt lehnt das kategorisch ab, bietet aber eine Neugestaltung an Ort und Stelle an. Laut Nigsch entscheidet die Unesco bis September, ob die Seilbahn einfach weiterlaufen darf. Eine Ablehnung ist schwer vorstellbar, sie wäre die brutalstmögliche Krise für die Welterbe-Idee. Die Seilbahn ist so populär und die Idee einer Demontage nach 16 Jahren so absurd, dass sich kein Unesco-Vertreter mehr im Tal blicken lassen könnte. Auch für das Land ist die Seilbahn essentiell. Rheinland-Pfalz hat zu viel in die Festung Ehrenbreitstein investiert, um einen Abbruch des Besucherstroms zu akzeptieren. Für die Unesco blieben im Extremfall nur 2 Alternativen: Ein Mittelrhein ohne Welterbe-Titel oder ein Welterbe-Titel ohne Mittelrheiner. Beides wäre sinnlos. Rhein-Zeitung (€)
Foto: Henry Tornow / Romantischer Rhein Tourismus

Großer Bahnhof in Rüdesheim

Marode Infrastruktur, kein Plan, wenig Geld und viel Streit: Abseits der touristischen Highlights gilt Rüdesheim als eine Art Kosovo des Mittelrheintals. Aber in der Stadtentwicklung läuft nicht alles schief. Spätestens im Dezember 2027 bekommt Rüdesheim einen komplett neuen Bahnhof. Die Bahn baut ihn in zentraler Lage in der Nähe des Adlerturms. Er wird barrierefrei und bekommt laut „Wiesbadener Kurier“ extrabreite Bahnsteige. Insgesamt 6 Wartehäuschen schützen die Fahrgäste vor Regen und Wind. Der Neubau ist u. a. deshalb nötig, weil der denkmalgeschützte Bahnhof aus dem Jahr 1856 zwar bildschön ist, aber ein Alptraum für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen. Wiesbadener Kurier (€), Wikipedia (über den alten Bahnhof)

Foto des Tages

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1 Gedanke zu „Koblenzer Seilbahn: Die nächsten 40 Jahre“

  1. Koblenz:
    Die Seilbahn ist für Koblenz bei weitem wichtiger als der Welterbe-Titel, das sehe ich ebenso. Den großen Wandel in Koblenz hat die Bundesgartenschau gebracht, nicht die Aufnahme ins Kulturerbe.
    Rüdesheim:
    Im Gegensatz zum Kosovo sterben in Rüdesheim immerhin keine Nato-Soldaten, eventuell ist der Vergleich doch etwas weit hergeholt.
    Gut jedenfalls, dass sich der untragbaren Bahnhofssituation angenommen wird. Die Gefahr, die vom Status Quo ausgeht, ist immens und ein neuer Bahnhof ein Segen bei der Anzahl alkoholisierter und/oder vom Wandern geschwächter Touristen, die dort ein- und aussteigen.
    Zusätzlich wäre es toll, wenn die Bahn an möglichst vielen Stellen transparent machen würde, welche Bahnhöfe auf beiden Seiten des Tals Rollstuhlgerecht sind. Öfter schon habe ich erlebt, wie Rollstuhlfahrer, Elektroradfahrer, schwer bepackte Touristen und andere, wodurch auch immer, in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen, auf diesen „Inselbahnsteigen“ ankamen und ihnen keine andere Möglichkeit blieb, als andere Mitreisende um Hilfe zu bitten.

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