Frank Zimmer

Die Loreley-Pläne: 7 Fragen an Mike Weiland

Gemunkelt wird schon länger, aber VG-Bürgermeisterkandidat Mike Weiland spricht es jetzt öffentlich aus: Hinter verschlossenen Türen wird über den Bau einer Hotelanlage in der Nähe der Loreley verhandelt. Es gebe nichtöffentliche Gespräche „zwischen einem Investor und dem Planungsverband Loreley“, bestätigte Weiland auf Anfrage von Mittelrheingold. Namen nennt er nicht, aber unter Insidern ist immer wieder von einem vergleichbaren Projekt im Ostseebad Travemünde die Rede. Weiland tritt bei der Wahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley am 15. März gegen Amtsinhaber Werner Groß an. Der SPD-Mann und enge Mitarbeiter von RLP-Innenminister Roger Lewentz fordert im 7-Fragen-Interview mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung rund um die Loreley.

Mike Weiland will Bürgermeister der VG Loreley werden. Foto: SPD Rhein-Lahn

Als Leiter des Ministerbüros von Roger Lewentz hast Du einen wichtigen Job im rheinland-pfälzischen Innenministerium. Warum willst du von Mainz nach St. Goarshausen wechseln?

Weil die Verbandsgemeinde Loreley meine Heimat ist. Das Leben dort hat mich geprägt, und ich mag die Menschen, das Gespräch und das freundschaftliche Miteinander. Darum bin ich auch schon seit mehr als 20 Jahren auf allen Ebenen der Kommunalpolitik ehrenamtlich aktiv. Beruflich bringe ich für die Verbandsgemeinde eine gute Mischung aus Verwaltungspraxis, Kompetenz, Erfahrung und Führungsverantwortung mit, um Dinge zielführend anzupacken. Ich möchte, dass sich etwas bewegt, dass wir unsere Heimat nach vorne entwickeln und unsere Verbandsgemeinde stark machen. Das schaffen wir am besten gemeinsam, im respektvollen Dialog, über Orts- und Parteigrenzen hinweg. Ich brenne für unsere Heimat und möchte ein Bürgermeister für alle sein.

Als Verbandsbürgermeister wärst du auch für den Loreley-Felsen zuständig. Was würdest du dort anders machen als der jetzige Bürgermeister?

Ich bin rund um die Loreley vielen klugen Köpfen und fleißigen Händen begegnet. Jetzt warten die Menschen auf den Beginn des zweiten Bauabschnittes, denn sie sagen, dass noch einige Dinge fehlen. Darum muss das Paket dringend endgültig geschnürt und schnellstens auf den Weg gebracht werden. Als erstes müssen wir die Sanierung und den Umbau des ehemaligen Turner- und Jugendheimes zum Gastronomiebetrieb angehen. Wir stehen hier gegenüber dem Pächter zeitlich im Wort. Es gibt noch viel zu tun: Wir müssen den  Ausstellungsraum, die  Mythenpunkte und die Multifunktionsfläche fertigstellen, und wir brauchen weitere Toiletten, damit es rundum ein vollendetes und gelungenes Bild ergibt. Vor allem brauchen wir eine neue Loreley-Statue. Erst wenn die Besucher das Ensemble als vollendet empfinden, können wir zufrieden sein. Aber: Neuer Kultur- und Landschaftspark und neue Loreley-Statue bedeutet für mich auch die Möglichkeit einer neuen Bürgerbeteiligung und Transparenz bei Projekten. Bei der Gestaltung der Statue können wir hier gleich den Anfang machen. Es geht aber auch um ganz alltägliche Dinge. Gemeinsam mit der Stadt St. Goarshausen und den Höhengemeinden rund um die Loreley möchte ich zum Beispiel eine ganzjährige Buslinie zwischen Tal und Höhen realisieren.

Angeblich gibt es Pläne für eine größere Hotelanlage in der Nähe der Loreley. Wie realistisch ist so etwas?

Es gibt die Lenkungsgruppe mit Vertretern aus beteiligten Behörden, Fachleuten und örtlicher Politik, die sich damit schon in mehreren Workshops auf Grundlage eines städtebaulichen Vertrags zwischen einem Investor und dem Planungsverband Loreley nichtöffentlich beschäftigt. Fest steht, dass ein solches Vorhaben mit den schutzwürdigen Belangen des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal einhergehen muss. Das ist gerade mit Blick auf die Größe, Form, Einsehbarkeit aus dem Tal, die verwendeten Materialien und vielem mehr nicht so einfach. Auch die weiteren Player des Loreley-Plateaus muss man hier möglichst unter einen Hut bekommen. Dazu gehört aber auch, für Transparenz zu sorgen, und die Bürger mitzunehmen.

Ein weiteres großes Loreley-Thema ist die Freilichtbühne. Warum ist es so schwer, zwischen der Kommune und dem Pächter zu vermitteln?

Ich bin bisher Mitglied des Verbandsgemeinderates und kein Bürgermeister. Damit habe ich keine Einsicht in die Akten zur Freilichtbühne und mir liegen keine entsprechenden Informationen vor, die Frage bewerten zu können. Das Thema ist eine Angelegenheit zwischen der Stadt St. Goarshausen und deren Pächter.

Für mich ist aber klar, dass hier der jüngsten Presseberichterstattung nach zu urteilen, offensichtlich nach wie vor höchst unterschiedliche Standpunkte von beiden Seiten vertreten werden. Für mich war es bislang sowohl in der Vereinsarbeit, als auch im Beruf als Führungskraft oder im privaten Leben im Umgang mit Mitmenschen immer wichtig, bei Bedarf eine vermittelnde Rolle einzunehmen, sich aktiv anzubieten, um gemeinschaftlich nach Lösungen für Herausforderungen zu suchen und zu ringen. Das werde ich im Falle meiner Wahl zum Bürgermeister auch beibehalten und zwar nicht nur wie in der konkreten Fragestellung für die Stadt St. Goarshausen, sondern wertschätzend für alle Themen, die auf mich in den 22 Gemeinden und Städten warten.

Wann warst du zuletzt als Konzertbesucher auf der Loreley?

Ich bin froh über jede tolle Veranstaltung mit möglichst vielen Besuchern, die auf der Loreley über   die Bühne geht. Leider kam ich in Vergangenheit selbst viel zu selten dazu, mit Freunden all die Konzerte zu besuchen, die etwas für meinen Musikgeschmack gewesen wären. Dennoch war ich von Jugend an immer wieder auf der Freilichtbühne zu verschiedenen Events zu Gast. Mein letzter Besuch war mit 14.000 Besuchern bei PUR. Unabhängig davon brauchen wir aber auch künftig Konzerte mit bekannten nationalen oder internationalen Acts  auf der Freilichtbühne sowie Kultur- und Musikangebote überall in unseren Gemeinden. Sie bereichern unsere schöne Heimat.

In St. Goar und St. Goarshausen gibt es Überlegungen für eine gemeinsame Tourismus-Organisation. Brauchen wir am Mittelrhein mehr flussübergreifenden Kooperationen?

Ja, wir brauchen am Mittelrhein mit Blick auf die Schlagkraft unserer Tourismusregion, die Buga 2029 und nicht zuletzt auch im Sinne unserer Unternehmen mehr Netzwerke, mehr flussübergreifende Kooperationen, mehr Miteinander und weniger Kirchturmdenken. Wir müssen mehr an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen, aber das nicht nur über den Rhein, sondern auch über die Landesgrenze nach Hessen hinweg. Ein gutes Beispiel aus jüngster Vergangenheit ist hierfür sicherlich der Zusammenschluss von Bacharach, Kaub, Lorch und Niederheimbach zu „BaKaLoNi“, um gemeinsame Events zu Wein, Kultur und Wandern anzubieten. Nur so kann die Region mehr zusammenwachsen.

Was den Blick auf unsere Verbandsgemeinde Loreley angeht, so ist es mir wichtig, die gesamte Verbandsgemeinde touristisch professionell aufzustellen und all die uns zur Verfügung stehenden Potenziale auszunutzen. Die 22 Orte von A wie Auel bis W wie Weyer sind immer eine Reise wert. Daher brauchen wir eine schlagkräftige Tourismus-GmbH, die unsere Heimat gemeinsam mit allen Akteuren stark als Markenprofil bewirbt. Davon profitieren die Hotellerie, die Gastronomie, Unternehmen und die gesamte Verbandsgemeinde. Auf dem Weg dorthin bedarf es jedoch zahlreicher Partner und Unternehmen, insbesondere aber im besten Falle die Teilnahme all unserer Gemeinden. Daher würde ich als Bürgermeister eine solche GmbH so aufstellen, dass sie auch tatsächlich allen Gemeinden Nutzen bringt und intensiv dafür werben, dass sich alle beteiligen. Gegen darüber hinausgehende rheinübergreifende Kooperationen von Gemeinden ist natürlich auch nichts einzuwenden.

Wie wichtig ist die Mittelrheinbrücke und wann kommt sie?

Die Mittelrheinbrücke ist ein seit Jahrzehnten angestrebter Mosaikstein zur Weiterentwicklung unserer Verbandsgemeinde und der gesamten Region. Sie ist für Pendler und Unternehmen von besonders wichtiger Bedeutung. Wir müssen gemeinschaftlich mit der Bürgerinitiative Pro Brücke, in der ich Gründungsmitglied bin, dem Bündnis Kulturlandschaft Romantischer Rhein  und mit den Verantwortungsträgern der linken Rheinseite zusammenarbeiten und immer wieder dafür einstehen. Die Verkehrszählung ist abgeschlossen. Das Raumordnungsverfahren ist in Vorbereitung. Das Land hat sich bereiterklärt, die Gesamtkosten des Raumordnungsverfahrens zu übernehmen, damit man es so schnell wie möglich durchführen und abschließen kann. Selbst wenn mit zügigen weiteren Planungsschritten und rascher Genehmigung der UNESCO die Brücke vorangebracht und gebaut wird, müssen wir realistisch sein, dass für die BUGA 2029 dringend alternative den Rhein querende Verkehrskonzepte geplant werden müssen.

Die Herrin der Bücher

Bingen bekommt nicht nur die modernste Stadtbibliothek, sondern auch eine neue Bibliotheksleiterin: Die Bopparderin Julia Löffler hat Satu Bode abgelöst. Löffer arbeitete bisher bei der Koblenzer Stadtbibliothek. Zu ihren Spezialgebieten gehören Manga-Comics. Demnächst bezieht die Binger Bibliothek ihr neues Gebäude in der Nähe der Basilika. Allgemeine Zeitung, bingen.de (über die Stadtbibliothek)

Was Sie über einen Mittelrhein-Pfarrer nicht wissen wollen

Vergangenes Jahr verschwand ein katholischer Pfarrer überraschend aus seiner Rheintal-Gemeinde. Der Pfarrgemeinderat informierte mit ungewöhnlicher Offenheit per Aushang: Der Mann war vom Dienst suspendiert worden, weil er am Mainzer Hauptbahnhof einem 14-Jährigen Geld für Sex geboten hatte. Laut „Rhein-Zeitung“ hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren mittlerweile eingestellt. Sie wertet es als „Vorbereitungshandlung“, die allein noch noch nicht strafbar sei. Seinen Job ist der Pfarrer trotzdem los: Die Kirche will ihn nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren lassen und setzt jetzt ihr eigenes Verfahren gegen ihn in Gang. Rhein-Zeitung

Rhein-Zeitung in Flammen

Die „Rhein-Zeitung“ ist die größte Regionalzeitung im Welterbe-Tal.  Mit ihren Lokalausgaben für den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Rhein-Lahn-Kreis deckt sie das Gebiet zwischen Koblenz und Oberwesel (linksrheinisch) bzw. Kaub (rechtsrheinisch) ab. Allerdings leidet sie so wie die meisten anderen Zeitungen an Auflagen- und Anzeigenschwund. Es ist kein Mittelrhein-Phänomen; das klassische Velagsgeschäft ist wegen digitaler Konkurrenten weltweit in der Krise. Bei Sparmaßnahmen war die „RZ“ schon immer erfindungsreich. Jetzt will sie die meisten ihrer Lokalredaktionen schließen und deren Redakteure auf 3 Standorte in Rheinland-Pfalz konzentrieren. Im Welterbe-Tal war schon seit ihrem Rückzug aus Boppard nicht mehr mit eigenen Büros präsent. Derzeit wird die Berichterstattung über die Lokalredaktionen Simmern und Bad Ems abgewickelt. swr.de

Erleuchtung in Rüdesheim

Wer schummeriges Licht liebt, ist am Rüdesheimer Rheinufer bestens aufgehoben. Vor allem an Sommerabenden sorgt das dichte Laub der Bäume für zwielichtige Atmosphäre. Die Stadt will jetzt für Erleuchtung sorgen und investiert 20.000 Euro in neue LED-Lampen. Am Hafenpark sollen Strahler in den Boden eingelassen werden. Wiesbadener Kurier

Ein Blick auf die Buga

Die „Wisper Trails“ haben das Zeug zur Mittelrhein-Attraktion. Bei einem Workshop in Lorch kam gerade zur Sprache, was die 15 zertifizierte Wanderwege auf insgesamt 209 Kilometern für den Tourismus bedeuten können – wenn man es richtig anstellt. Ein Hotelier aus der Eifel erklärte, wie neue Wanderangebote seine Region und seinen eigenen Betrieb vorangebracht haben. Allerdings seien Investitionen nötig: Die Gäste erwarteten zeitgemäße Unterkünfte und nicht das Bett, „in dem schon die Oma 1953 gestorben ist“, zitiert ihn der „Wiesbadener Kurier“. Die Hotel-Kapazitäten sind ein großes Thema für die Bundesgartenschau.  Bis 2029 sollen überall im Welterbetal Hotels modernisiert und neue Betriebe entstehen. Einer Studie zufolge fehlen mehrere 1000 Betten. Wiesbadener Kurier, buga2029.blog (Hotelstudie)

Video der Woche: Biber in Bingen

SWR-Wetterreporterin Kathrin Illig war in Bingen unterwegs und hat sich dort nicht nur mit der Meteorologie beschäftigt. Im Video spürt sie gemeinsam mit Naturschützer Michael Markowski einem Neubürger am Mittelrhein nach: dem Biber. Die Nager galten in der Region seit dem 19. Jahrhundert ausgestorben. Jetzt siedeln sie sich wieder in den Rheinauen an. swr.de (Video)

Mittelrhein-Zahl der Woche

Über 750 Arbeitsstunden haben die Oberdiebacher „Heinzelmänner“ im vergangenen Jahr für ihre Gemeinde geleistet. Die freiwillige Rentnertruppe unter dem Kommando von Karl-Heinz Stüber trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat. Mindestens 15 Power-Senioren ziehen dann los, um z.B. Wege freizuschneiden, Geländer zu streichen oder Bänke aufzustellen. Allgemeine Zeitung

Termine der Woche

Freitag in Braubach – Nachtumzug – 21. Februar, 19 Uhr. loreley-touristik.de

Samstag in Boppard – Maskendinner „Von Florenz nach Venedig“ im „Bellevue“ – 22. Februar, 18 Uhr 30. boppard-tourismus.de 

Samstag in Lahnstein – SWR Schlagerparty in der Stadthalle – 22. Februar, 20 Uhr. lahnstein.de

Sonntag ab Lorch – Wispertal-Wanderung mit Wolfgang Blum – 23. Februar, 10 Uhr 30. lorch-rhein.de

Sonntag in Boppard – Abendumzug – 23. Februar, 18 Uhr 11.boppard-tourismus.de

Dienstag in Lorch-Wollmerschied – Halefeuer – 25. Februar, 15 Uhr. lorch-rhein.de

Mittwoch in Bingen – „Ad Astra – Zu den Sternen“ im  Programmkino KiKuBi – 26. Februar, 20 Uhr 15. bingen.de 

Freitag in Rüdesheim – „Dibbegugger“ / Mittelrhein-Momente in Breuer’s Rüdesheimer Schloss – 28. Februar, 19 Uhr. mittelrheinmomente.de

Freitag in Bingen – „8 Frauen“ / Theraterabend in Büdesheim – 28. Februar, 19 Uhr 30. bingen.de

Freitag in Bingen – „Anderswo. Allein in Afrika“ im Programmkino KiKuBi – 28. Februar, 19 Uhr 30. bingen.de

Freitag in Bingen – The Johnny Cash Show in der Stadthalle – 28. Februar, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Foto der Woche

Das Beste zum Schluss

Die VG Rhein-Nahe war jahrzehntelang die unbeliebteste am Mittelrhein. Ihre Kommunen – von Bacharach bis Münster Sarmshein und Waldalgesheim – schienen geografisch und auch sonst nichts zu verbinden. Das ganze Konstrukt galt als Ausgeburt ignoranter Gebietsreformer. Das ändert sich gerade. Verwaltung und Bürger haben in vielen Workshops und Projektgruppen gute Ideen entwickelt. Eine davon ist das „Repair Café“, eine ehrenamtliche und kostenlose Reparaturwerkstatt, die durch die Orte tourt. Ältester Freiwilliger ist Johann Stubbe aus Bacharach-Neurath. Der 83-Jährige Schneider a.D. hat sich u. a. auf die Reparatur von Nähmaschinen spezialisiert. Allgemeine Zeitung

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2 Gedanken zu „Die Loreley-Pläne: 7 Fragen an Mike Weiland“

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