Kein Mittelrhein-Politiker versteht mehr von großen Auftritten als Falko Hönisch. Der ehrenamtliche Stadtbürgermeister und professionelle Opernsänger hat schon seine Amtseinführung 2019 anders als üblich zelebriert und nutzt auch beim Abschluss des Rheinfels-Deals die Gelegenheit, die Stadt (und sich selbst) zu inszenieren. Für den 19. September hat Hönisch eine royale Feierstunde mit dem so genannten Chef des Hauses Hohenzollern angesetzt: Georg Friedrich Prinz von Preußen und seine Frau Sophie kommen nach St. Goar, um den Kooperationsvertrag zwischen Kommune und Kira-von-Preußen-Stiftung zu besiegeln. Die Stiftung wird dadurch an den städtischen Eintrittsgeldern für Burg Rheinfels beteiligt. Das Geld soll in soziale Projekte für St. Goar fließen. Es sind auch Benefiz-Konzerte geplant. Zum Event in der katholischen Kirche erscheinen laut Einladung auch der frühere Ministerpräsident und Bundesminister Rudolf Scharping – als Ex-Mann und Swimming-Pool-Genosse einer angeheirateten Gräfin Pilati ebenfalls ein bisschen blaublütig sozialisiert – und „weitere Mitglieder des deutschen Adels“.
Der Hohenzollern-Deal ist in St. Goar nicht unumstritten. Hönisch setzte ihn durch, um die Besitzansprüche der Stadt an Burg Rheinfels ein für allemal zu klären. Georg Friedrich Prinz von Preußen hatte zuvor erfolglos auf Übergabe der Burg geklagt. Kritiker argumentieren, dass der Hohenzoller auch in weiteren Instanzen chancenlos geblieben wäre und der Stiftungs-Kompromiss unnötig sei. Von dem geplanten Event in St. Goar profitieren beide Seiten: St. Goar kommt in die Medien und der Prinz kann sein ramponiertes Image polieren. Für ihn war St. Goar immer nur ein Nebenkriegsschauplatz. Die eigentliche Auseinandersetzung findet in Berlin statt, wo es um viel Geld und öffentliche Kunstschätze geht. Per Mail, Wikipedia (Entschädigungsforderungen der Hohenzollern)
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