Frank Zimmer

Corona am Mittelrhein: So kämpfen Gastronomen, Einzelhändler und Kommunalpolitiker

Der Gastronom: „Ostern fällt aus“

Im kleinen Oberheimbach gibt es eines der besten Hotels und Restaurants am Mittelrhein. Die Brüder Florian und Marc Lambrich haben ihr „Weinberg-Schlösschen“ mit viel Herzblut zum Vorzeigebetrieb für einheimische Genießer, anspruchsvolle Touristen und  internationale Tagungsgäste entwickelt. Jetzt stehen sie wie alle Mittelrhein-Gastronomen mit dem Rücken zur Wand. Florian Lambrich erzählt in der Extra-Ausgabe von Mittelrheingold, wie er die Corona-Krise erlebt.

Florian Lambrich (r.) betreibt das Weinbergschlösschen gemeinsam mit seinem Bruder Marc.
Florian Lambrich (r.) betreibt das Weinbergschlösschen gemeinsam mit seinem Bruder Marc.

Florian, wann hast du gemerkt, dass Corona ein ernsthaftes Problem für deinen Betrieb werden könnte?

Ende Januar, da war die erste Stornierung eines Geburtstages, der erst im Mai stattfinden sollte. Und natürlich konnten bei den Tagungen die chinesischen Gäste nicht mehr anreisen. Aber dieses Ausmaß habe ich nicht im Traum erahnen können.

Was steht bei euch auf dem Spiel?

Das kommt auf den Zeitraum an. Jetzt muss man einen kühlen Kopf behalten und klug handeln. Also erstmal alles, was auf Eis zu legen geht, stilllegen. Aber natürlich steht die Existenz auf einem Prüfstand. Was wir aushalten können, kann ich dir erst nach der Krise schreiben

Was erwartest du von der Politik?

Ich erwarte, dass die sich an den Kosten beteiligt. Ich höre jetzt die ganze Zeit, dass sie Kredite vergeben. Die muss man aber wieder zurückzahlen. Es gibt laute Worte,  dass die Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden soll. Das ist aber keine Soforthilfe. An den fixen Kosten beteiligen, wäre das hilfreichste. Für uns auf dem Land ist es auch nochmal eine ganz andere Situation wie in der Stadt. Die Öffnungszeiten bringen hier nichts, da die Gäste abends essen und nicht mittags. Geschäftsreisende gibt es nur in Form von Tagungen, die aber untersagt sind, und Privatreisen sind auch nicht erlaubt. So haben wir keinen Umsatz.

Womit wäre euch noch geholfen?

Offizielle Schließung der Gastro und der Hotels auf dem Land. Das hat versicherungstechnische Vorteile. Und natürlich an dem Schaden beteiligen, der jetzt noch nicht absehbar ist. Auch die Zeit nach Corona ist ja noch nicht sicher. Die Wirtschaft wird ja auch immer mehr lahm gelegt.

Das Welterbe-Tal lebt vom Tourismus. Was bedeutet es für die Region, wenn die ganze Saison ausfallen sollte?

Die meisten hier haben jetzt 3 bis 4 Monate Winterpause gehabt und sind seit Anfang März erst wieder geöffnet. Ostern fällt aus, dieses Jahr. Das ist ein enormer Schaden. Wenn jetzt Mai und Juni auch wegfällt, ist es nicht mehr aufzuholen. Das sind neben August und September die beiden stärksten Monate. Ich drücke alle meinen Kollegen die Daumen das wir es irgendwie schaffen. Kämpfer sind hier viele im Rheintal.

Die Kommunalpolitiker: Krankenhaus retten jetzt!

Im vergangenen Herbst versuchte der katholische Krankenhauskonzern Marienhaus, die Loreley-Kliniken zu schließen – eigenmächtig und ohne seine kommunalen Partner zu informieren. Offenbar ging es darum, im hart umkämpften Krankenhaus-Markt einen Konkurrenten für die Binger Heilig-Geist-Klinik auszuschalten, die ebenfalls zum Konzern gehört. Massive Bürgerproteste verhinderten es und sorgten für ein Jahr Aufschub. Jetzt sind überall Krankenhausbetten gefragt, und in Koblenz entsteht bereits ein Behelfs-Lazarett. Trotzdem zeigt sich Marienhaus an Kapazitäten für Oberwesel und St. Goar wenig interessiert. Die Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein und der Städte Oberwesel und St. Goar haben jetzt einen Brandbrief an die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler geschrieben. Sie fordern, die Klinik-Standorte für die Corona-Patienten zu nutzen und über 2020 hinaus zu finanzieren. Facebook

Der Einzelhändler: Service, Service, Service – und immer an das Internet denken

Im Welterbe-Tal ist wahrscheinlich kein Einzelhändler einfallsreicher als Franziskus Weinert vom Oberwesler Schreib -und Spielwarengeschäft Hermann. Im Fachmagazin „Das Spielzeug“ schildert er, wie er mit der Krise umgeht. Franziskus hat einen lokalen Lieferdienst aufgezogen, wirbt dafür in klassischen Anzeigenblättern und im Internet und hält die Kundschaft mit Video-Clips bei Laune. Außerdem gibt es günstige „Corona-Preise“. dasspielzeug.de

Das Beste zum Schluss

Katholische Priester im Bistum Trier sind nicht zu beneiden. Erst drückte ihr Bischof ihnen einen radikale Gebietsreform aufs Auge, jetzt lässt er sie wegen Corona Geistermessen vor leeren Kirchenbänken lesen. „Zur festgesetzten Zeit am angegebenen Ort“, lautet die Weisung aus der Zentrale. Boppards Dechant Hermann Josef Ludwig bittet seine Gläubigen jetzt um Selfies, die er ausdrucken und an ihre Plätze heften kann. „Ich vermisse euch. Bringt mir Fotos in die Kirche, damit ich weiß, für wen ich eine Messe halte“, zitiert ihn die „RZ“. Rhein-Zeitung