Redaktion

Alternativlos in Oberwesel

Oberwesel aus Sicht von Henry Tornow. (Romantischer Rhein Tourismus)

Die Vision klang groß: Ärzte aus Oberwesel und Umgebung sollten sich mit neuen Kolleginnen und Kollegen zusammentun, um gemeinsam ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) aufbauen. Es hätte das Oberweseler Krankenhaus nicht zurückgeholt, aber den Kahlschlag erträglicher gemacht. Jetzt, zweieinhalb Jahre nach der Schließung des Krankenhausbetriebes, scheint die Vision eines MVZ in der Hospitalgasse zum Greifen nah. Nur anders als gedacht: Statt eines Netzwerks regional verankerter Mediziner zieht ein irischer Investor mit hohen Renditeerwartungen ein. Die Firma Centric Health mit Sitz in Dublin hat sich auf die Übernahme von Arztpraxen und den Betrieb von Versorgungszentren spezialisiert. Nach SWR-Recherchen wird sie über eine Private -Equity-Gesellschaft in Luxemburg von der Rothschild-Bank finanziert. Gesundheitspolitiker und die Kassenärztliche Vereinigung sehen das Modell kritisch. Sie befürchten, dass es den Investoren vor allem um schnelles Geld geht.

Auch die niedergelassenen Ärzte in Oberwesel fragen sich, wo der Umsatz herkommen soll und wer am Ende zahlt. „In einem pauschalen System kann ich nur mehr Geld verdienen, wenn ich mehr Pauschalen einnehme“, zitiert der SWR den Allgemeinmediziner Axel Strähnz. Er vermutet, dass das MVZ-Management u. a. auf private Extra-Leistungen ohne Kostenübernahme der Krankenkassen setzt.

Für die Eigentümerin des Krankenhausgeländes und des angeschlossenen Seniorenheims, die „Krankenhausgesellschaft Oberwesel“, ist der Deal alternativlos – wie so oft, wenn es in Oberwesel um Klinikfragen geht. Das ganze Konstrukt ist ohnehin nur in Oberwesel denkbar. Anders als vom SWR dargestellt, ist die Krankenhausgesellschaft kein kommunales Unternehmen, sondern mehrheitlich im Besitz des lokalen „Kolping-Fördervereins“. Geschäftsführer ist der gebürtige Oberweseler Michael Brahm, ein Verwandter des Trierer Weihbischofs Robert Brahm. Der Förderverein hatte 2021 die Mehrheit übernommen, nachdem die katholische Marienhaus GmbH ausgestiegen war . Minderheitsgesellschafter sind die Stadt Oberwesel und die Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein. Laut Brahm würde es ohne Centric Health „jetzt keine Klinik mehr in Oberwesel geben“, zitiert ihn der SWR. Brahms Vertragspartner Centric Health betont, dass man an einem langfristigen Engagement interessiert sei. SWR

Artikelbild: Henry Tornow fotografierte die Altstadt von Oberwesel für die Tourismusorganisation Romantischer Rhein

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2 Gedanken zu „Alternativlos in Oberwesel“

  1. Wir versuchen seit über einem Jahr für meinen Mann einen Termin in der Orthopädie zu bekommen.
    Wenn man kein Privat Patient ist, wird man abgewimmelt, es besteht noch nicht einmal die Möglichkeit einen Termin für Monate im voraus zu bekommen. Uns wurde bisher 2 x mitgeteilt, das man sich telefonisch zu einem bestimmten Termin wieder melden soll, tut man es wird man wieder um Monate vertröstet usw. Unglaublich ist das !

  2. Krankenhäuser, Pflege- , Altenheime und Arztpraxen müssen Privat oder Staatlich betrieben werden. Die Staatlichen müssen kostendeckend betrieben werden, brauchen aber keinen Gewinn abzuwerfen. Das Geld ist in Deutschland vorhanden!!! Auf alle Fälle MUSS verhindert werden, das solche Einrichtungen als Kapitalanlage für Investoren verramscht werden.

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