1,17 Meter zeigte der Pegel Kaub am Freitagmorgen. Die Fähren kommen mit dem Wasserstand noch klar, aber der Frachtverkehr lahmt schon. Viele Schiffe können nicht mehr mit voller Ladung fahren. Der Rheinpegel im Welterbetal ist ein volkswirtschaftlicher Faktor geworden. Sinkt er zu tief und zu lange, steigen für Industrie und Verbraucher die Preise. Leider ist die Überwasser-Logistik nicht das einzige Problem. Das wurde diese Woche auf einer Konferenz im „Museum am Strom“ in Bingen klar, organisiert vom Kompetenzzentrum Kulturlandschaft der Hochschule Geisenheim und unterstützt u. a. vom Rheinischen Verein, der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal. Sorgen machen z. B. der Grundwasserspiegel und die Auswirkungen auf historische Gebäude. Talburgen wie die Rüdesheimer Brömserbug etwa stehen auf Fundamenten mittelalterlicher Holzpfähle. Das geht so lange gut, bis Sauerstoff ans Material kommt und Verrottung in Gang setzt. Die zunehmende Wechselwirkung zwischen Klima und Architektur überrascht selbst einen erfahrenen Forscher wie den Geisenheimer Professor Eckhard Jedicke. O-Ton: „Für mich war neu, wie stark Bauwerke durch Verwitterung und Schäden in Parks betroffen sind.“ Noch mehr treibt das Thema Erosion durch Starkregen um. „Wir müssen noch stärker die Hänge über und unter unseren Burgen im Blick haben“, zitiert die „AZ“ GDKE-Chefin Heike Otto. Schnelle Lösungen und schmerzlose Allheilmittel wird es nicht geben, aber Dinge neu zu denken, wäre schon mal ein guter Anfang. Tobias Flessenkemper vom Rheinischen Verein fordert den Abschied von 60er-Jahre-Fantasien. Für ihn liegt die Zukunft des Tals nicht in möglichst viel Autoverkehr, möglichst breiten Betonpisten und möglichst schnellem Güterverkehr, sondern in nachhaltigem Tourismus und lebenswerter Kulturlandschaft: „Wir müssen endlich das 20. Jahrhundert hinter uns lassen“. Allgemeine Zeitung (€), Hochschule Geisenheim (Konferenzprogramm „Vom Mittelmeer zum Mittelrhein“)
Foto: Henry Tornow
Zu Besuch bei der Buga-Bloggerin
Buga-Bloggerin Marie-Luise Eberhardt hat sich auf Burg Sooneck eingerichtet und erkundet längst das Tal. Die „Rhein-Zeitung“ hat sie hoch über dem Rhein besucht und ein erstes Video gedreht. Film ab: YouTube (Video)
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