Zuerst die gute Nachricht: Der Welterbestatus ist nicht in Gefahr. Zumindes nicht in absehbarer Zeit, denn die Unesco macht mehr mit, als es ihr viele Kritiker zutrauen. Sie lehnt die Mittelrheinbrücke nicht ab und sie akzeptiert den dauerhaften Betrieb der Koblenzer Seilbahn – wenn auch mit dem Wunsch, die Talstation so zu verlegen, dass der Blick auf die St.-Kastor-Kirche erhalten bleibt. Aber in anderen Punkten bleiben Unesco und die Beratungsorganisation Icomos hart. Zum Beispiel bei der Windkraft. Im gerade erschienenen Unesco-Bericht über den Stand der Dinge wird u. a. der Neubau von Windkraftanlagen oberhalb von Boppard kritisiert. Außer der Betreiberfirma ist niemand mit den Windrädern glücklich, noch nicht einmal der rotorbegeisterte Rhein-Hunsrück-Kreis. In einem SWR-Beitrag ist ziemlich gut zu sehen, wer für so etwas verantwortlich ist: keiner. Der Kreis schiebt die Schuld auf das Land und das Land auf die Kommunen. Es gibt zwar einen allgemeinen Beschluss der Mainzer Landesregierung, keine Windräder in der Kernzone des Welterbetals zu dulden. Aber ein konkretes Konzept steht noch aus. In der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe, oberhalb von Bacharach, Oberdiebach und Manubach, könnte das Thema noch aktuell werden. Die Unesco möchte in Zukunft über jedes neue Projekt informiert werden.
Ein weiteres Sorgenkind ist die Loreley. Hier fordert die Unesco mehr Fingerspitzengefühl im Landschaftspark und auf der Freilichtbühne. Moniert werden vor allem das neue weiße Bühnendach, das vom Tal aus zu sehen ist, und die geplante Glaskuppel über dem „Mythosraum“, von der heute niemand mehr weiß, was sie eigentlich soll und wer auf die Idee kam. Außerdem stört man sich immer noch an der Sommerrodelbahn. Ihr Betrieb steht allerdings nicht zur Diskussion. Ein wirklich schwieriger Konflikt bahnt sich in Braubach an. Hier wehrt sich die Unesco gegen die dringend gewünschte Ortsumfahrung. Eine andere Forderung würde dagegen fast jeder im Tal unterschreiben: Das Tempolimit für Züge. Laut Welterbeschützer sollten auf den Gleisen maximal 50 km/h erlaubt sein. Der 87 Seiten starke Report beruht auf einem Vor-Ort-Besuch im vergangenen Mai. Wie er sich auswirken wird, ist schwer zu sagen. Die Unesco ist keine Nebenregierung und will es auch nicht sein. Allerdings sind ihre Forderungen und Wünsche mehr als nur machtlose Appelle, denn mit dem Schutz des Welterbetals ist die Bundesrepublik eine völkerrechtliche Verpflichtung eingegangen. Man wird mit der Unesco also verhandeln müssen. Unesco-Report (PDF-Dokument auf Englisch), SWR (mit Video)
Ein Influencer für Rhens
Die Mineralwassermarke Rhenser wirbt ab sofort mit Social-Media-Star Jannik Freestyle. Der 22-Jährige ist als Fußball-Artist im Netz bekannt geworden und erreicht mit seinen Jongliertricks Millionen Menschen auf TikTok, YouTube und Instagram. Rhenser vermarktet mit seiner Hilfe eine Mineralwasser-Variante mit Pfirsichgeschmack. Rhein-Hunsrück-Anzeiger, Instagram
Mittelrheiner der Woche: André Sekulka
Der gebürtige Binger ist Maschinenbauingenieur von Beruf und Gesellschaftstänzer aus Berufung. Weil es in der Stadt keine Tanzschule mehr gibt, hat er ein privates Netzwerk auf die Beine gestellt und unterrichtet gemeinsam mit 3 weiteren Tanz-Enthusiasten Anfänger und Fortgeschrittene in den Räumen der Grundschule Bingen-Kempten. Das Einzugsgebiet reicht bis St. Goar. Im Februar beginnen die nächsten Kurse. Allgemeine Zeitung (€)
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Das Wort „Weltkulturerbe“ enthält das Wort „Kultur“. Es handelt sich hier um eine Kulturlandschaft – also eine
Landschaft, die von Menschen kultiviert wurde, um ihre Existenz zu sichern.
Die heutigen Bewohner des Mittelrheintals möchten auch überleben. Wie mein Heimatort Filsen sind viele der Gemeinden hoffnungslos verschuldet. Wir werden nun gezwungen, die Grundsteuer zu erhöhen.
Wir haben vor Jahren den Wunsch geäußert, eine Photovoltaik-Freifeld-Anlage anzulegen, um unseren Schuldenberg zu reduzieren, aber es wurde uns verwehrt, unter anderem wegen der UNESCO-Auflagen.
Eine Windkraftanlage wird uns ebenfalls untersagt.
Für mich ist der Zeitpunkt gekommen, die UNESCO- Mitgliedschaft in Frage zu stellen. Wir wollen nicht in einem Museum leben, wir möchten eine Zukunftsperspektive für unsere Bürger bieten.