Verhandeln sie schon oder wundern sie sich noch? Der „Wiesbadener Kurier“ hat mit 2 alteingesessenen Fährbetreibern über den neuen großen Player in der Region gesprochen. Oliver Pohl von der Bingen-Rüdesheimer und Michael Schnaas vom gleichnamigen Familienunternehmen aus Lorch zeigten sich von der Expansion der Flensburger FRS-Gruppe überrascht. Beide hatten nicht mit der Übernahme der Loreley-Fähre durch FRS gerechnet und sie haben nach eigenen Angaben auch keine Kaufangebote aus Flensburg erhalten. Laut „Kurier“ fragt sich Schnaas eher, ob der – O-Ton – „weiße Hai“ eine Monopolstellung anstrebt, in einen Preiskampf einsteigt und kleine Betriebe aus dem Markt drängen will. FRS hatte innerhalb weniger Wochen die Fähren zwischen Ingelheim und Oestrich-Winkel und zwischen St. Goar und St. Goarshausen übernommen. Außer der Bingen-Rüdesheimer und der Schnaas’schen Fähre zwischen Lorch und Niederheimbach sind jetzt noch die Betriebe in Boppard und Kaub eigenständig. Momentan treibt sie weniger der neue Konkurrent um als die üblichen Probleme der deutschen Wirtschaft: Fachkräftemangel, Bürokratie und schwindende Nachfrage. Auch nach der Pandemie wirkt sich der Trend zum Home Office immer noch auf den Umsatz aus. Die Mittelrheinbrücke hingegen scheint kein Thema zu sein. Selbst der zuständige Landesbetrieb Mobilität weiß nicht, wann es weitergeht. „Bevor das Planfeststellungsverfahren begonnen werden kann, müssen zunächst die umfangreichen Auflagen des Raumordnerischen Entscheids abgearbeitet sowie umfangreiche Plan- und Verfahrensunterlagen erstellt werden“, so die Behörde auf Anfrage von Mittelrheingold. Derzeit sei es nicht möglich, „den Zeithorizont zu Beginn und Ende des Planfeststellungsverfahrens zu nennen.“ Wiesbadener Kurier (€), Mail des Landesbetriebs Mobilität
Foto: Maximilian Semsch/Romantischer Rhein Tourismus GmbH (CC BY SA 4.0)
Eine Chefin für Oberwesel
Im kommenden Frühjahr sind es 5 Jahre her, dass sich über die Loreley-Kliniken in Oberwesel und St. Goar der Daumen senkte. Das Ende des regulären Krankenhausbetriebes war bitter, viele schmerzt es bis heute. Trotzdem ist mit dem „Gesundheitscampus Loreley“ eine Nachfolgeinstitution aufgebaut worden, die 2020 kaum jemand für möglich gehalten hätte. Die AOK hat das Tagesklinik-Konzept gerade mit dem Innovationspreis „Stadt Land Gesundheit“ ausgezeichnet. Zum Jahreswechsel ist außerdem eine neue Chefärztin gestartet. Dr. Sabine Alfter leitet die Oberweseler Tagesklinik für Konservative Orthopädie zunächst noch gemeinsam mit Gründungschef Dr. Franz-Walter Ferdinand, der sich Ende März in den Ruhestand verabschiedet. Alfter hat bundesweit Rang und Namen: Die bisherige Chefärztin der Orthopädische Klinik Lahnhöhe in Lahnstein ist 1. Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft nicht-operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken (ANOA). Pressemitteilung (per Mail), Gesetzliche Krankenversicherungen (AOK-Award)
Video der Woche
Apropos Gesundheit: Das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz gilt als die renommierteste Klinik am Mittelrhein. In den Zeiten der Bonner Republik ließen sich dort die Crème de la Crème der deutschen Politik behandeln, darunter Willy Brandt, Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher. Auch ohne Promi-Patienten bleibt es eine exzellente Adresse, auch für ganz normale Mittelrheiner. Eine SWR-Reportage zeigt das „BwZKrhs“ bei Nacht. Wie dort üblich, trägt der Bereitschaftsarzt Uniform. SWR
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Zum weißen Hai:
Nein, die Brücke kommt nicht. Ja, FRS strebt vermutlich eine Monopolstellung an. Aber meiner Auffassung nach anders als im Artikel vermutet. Die Fähren nehmen sich gegenseitig jetzt schon kaum Fahrgäste weg. Über einen Preiskampf die anderen Fähren in den Ruin zu treiben, halte ich für ein gewagtes Unterfangen, in der Regel sind die Fähren weit genug auseinander, dass jede für sich bereits ein kleines Monopol bildet. Es lohnte sich schlicht nicht, nur, weil St.G. meinetwegen günstiger sei, von Filsen über St.G. nach Boppard zu fahren. Der Sprit schon gleicht die Kosten wieder aus, nicht zu sprechen vom Zeitaufwand. Deshalb konnte Hammerl es ja vor ein paar Jahren auch wagen, aus dem selbst mitgegründeten Fährverbund auszusteigen, um die Preise über das Niveau aller „Mitbewerber“ zu heben und eine Bezahlkarte einzuführen. Wieso FRS Ingelheim gekauft hat, erschließt sich mir nicht, vielleicht wollten die verkaufen. St.G. dagegen verstehe ich, die Fähre ist größer als die benachbarten und kann größere Fahrzeuge mitnehmen, Touristen wird es in gewissem Umfang weiterhin geben, die nächsten Querungsmöglichkeit nach Norden ist weit weg und die nächste nach Süden, Kaub, eine der ersten die, wenn überhaupt ein Betrieb eingestellt wird, aufhört, weil gegenüber Kaub nichts ist. Außerdem sitzt Hausen an der Achse Nastätten-A61, ist dadurch wichtiger im Vergleich zu den direkten Nachbarfähren. Der Trend zum Home Office braucht hier kaum zu interessieren, weil die Fahrgäste dort bekanntermaßen sowieso um die 80% Touristen sind.
FRS macht, wenn ich mich richtig erinnere, weit über 200mio € Umsatz im Jahr, da ist der Erwerb einer kleinen Rheinfähre vielleicht nur ein Investitionsversuch mit Spielgeld, in der Erwartung, dass, wenn alles so bleibt, wie es ist, die Amortisierung absehbar ist. Die Expertise, um eine solche Erwartung zu begründen, dürften sie haben.