Frank Zimmer

Streisand-Effekt in Rüdesheim und eine gute Investition in Bingen

Rüdesheimer Weinbergsmauern. Foto: Rui Camilo

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hält sich bei manchen wichtigen Mittelrhein-Debatten vornehm zurück, zum Beispiel beim Thema Rheinvertiefung. Umso kurioser wirkt sein Kampf gegen Probleme, die bisher kaum jemand hatte. Momentan geht es um 4 überdimensionale Zahlen an einer Rüdesheimer Weinbergsmauer: 1312. Bisher konnte fast niemand etwas damit anfangen, aber dank der Pressearbeit einer Regionalgruppe des Rheinischen Vereins wissen jetzt alle Bescheid. 1312 gilt in Insiderkreisen als Code für „All cops are bastards“, also so etwas wie „Alle Bullen sind Schweine.“ Wer immer die Zahlen auf die Mauer geschmiert hat, darf sich freuen – die Provokation funktioniert und die Beleidigung wird via „FAZ“ und „Wiesbadener Kurier“ weiterverbreitet. Warum sich der Rheinische Verein nicht einfach an den Rüdesheimer Bürgermeister Klaus Zapp gewandt und eine diskrete Reinigung der Mauer veranlasst hat, bleibt sein Geheimnis. Stattdessen redet man per Pressemitteilung miteinander. Laut „Wiesbadener Kurier“ kümmern sich jetzt der Rüdesheimer Bauhof und ein externer Dienstleister um die Schmiererei. Kommunikationsexperten nennen diese Art der Problemlösung „Streisand-Effekt“, benannt nach der US-Schauspielerin. Barbra Streisand versuchte einmal, eine Luftbildaufnahme ihrer Villa in Kalifornien aus einer Sammlung von 12.000 Internet-Fotos entfernen zu lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, welches der 12.000 Bilder die Villa von Barbara Streisand zeigte und es interessierte auch niemanden. Erst ihre 50-Millionen-Dollar-Klage machte die Villa und das Foto weltberühmt. Streisand hatte ihre Privatsphäre selbst ruiniert, sie verlor den Prozess, blamierte sich und blieb – wie man am Mittelrhein sagen würde „St. Goarshausen-mäßig“ auf den Anwaltskosten sitzen. Frankfurter Allgemeine Zeitung (€), Wiesbadener Kurier (€), Wikipedia (Streisand-Effekt)
Foto: Rui Camilo

Eine gute Investition in Bingen

Bingens Archivarin Petra Tabarelli macht einen exzellenten Job. Sie kümmert sich nicht nur um die historischen Dokumente der Stadt, sondern um Information, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Verbreitung von Wissen. Den Dienstag hat Tabarelli zum „ArchivDingsTag“ erklärt. Dann postet sie alte Fotos und erzählt kleine Geschichten dazu. Ihre Arbeit wird bisher nur in Teilzeit finanziert. Laut „AZ“ dürfte sich das bald ändern. Tabarelli soll eine Vollzeitstelle bekommen. Allgemeine Zeitung (€), Stadt Bingen („ArchivDingsTag“)

Rund um die Uhr Boppard

Wer von Boppard nicht genug bekommen kann, sollte die neue Livecam von Josh Kochhann kennen. Der gebürtige Hirzenacher hat sie mit Unterstützung der Drachen- und Gleitschirmfliegerfreunde Rhein-Mosel-Lahn und von Winzer Michael Schneider am Gedeonseck installiert. Seitdem gibt es rund um die Uhr Aufnahmen von Bopparder Hamm, der Rheinschleife bei Filsen und natürlich von Boppard selbst. YouTube

Foto des Tages

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