Rund um die Loreley fallen die Reaktionen auf das geplante Großhotel unterschiedlich aus. Bisher gibt es wenig Begeisterung, wenig Total-Opposition und viele offene Fragen. Katrin Vetters, 1. Beigeordnete und amtierendes Stadtoberhaupt von St. Goarshausen, klingt nicht euphorisch, hofft aber auf einen Entwicklungsschub für ihre Stadt: „Wenn wir wollen, dass Menschen bleiben, müssen wir Räume schaffen, in denen sie bleiben können und wollen …. Im Tal ist das nicht möglich, also geht man auf die Höhe. Die Hotelplanung wurde über sechs Jahre lang diskutiert, um die Verträglichkeit im Landschaftsbild wurde hart gerungen. Jetzt wird ein Stück Natur aufgegeben zugunsten einer hochwertigen wirtschaftlichen Nutzung. Ich finde, diesen Schritt muss man wagen.“
Kritischer äußert sich Christoph Weyrath, Vorstandssprecher der Grünen im Rhein-Lahn-Kreis: Die Verbandsgemeinde habe die ursprüngliche Obergrenze von rund 300 Betten aufgegeben und einen deutlich größere Anlage akzeptiert. Mit dem jetzt geplanten 720 Betten-Komplex „Slow Down Loreley“ werde das Naturdenkmal immer mehr zur „Betonwüste“.
Der in der Region verwurzelte Kölner Landschaftsachitekt Dirk Melzer äußert sich auf Facebook noch schärfer: Er nennt den Plan eines norddeutschen Konsortiums „Investorenarchitektur aus dem Kopierer, dazu völlig überdimensioniert.“ Das „Slow Down Loreley“ werde sich zum „Go down Loreley Projekt“ entwickeln.
Eine Stellungnahme der Unesco steht noch aus. Laut VG-Bürgermeister Mike Weiland vermittelt das Welterbe-Sekretariat der Landesregierung. Der Investor sieht alle Unesco-Vorgaben erfüllt. Darauf pocht auch Touristik-Netzwerkerin Claudia Schwarz*: „Das Tal muss sich weiterentwickeln und braucht neue touristische Angebote, gerade auch in der Verbandsgemeinde Loreley. Aber es muss welterbe- und ressourcenverträglich sein. Ich gehe davon aus, dass das geklärt ist.“ Die Geschäftsführerin der Tourismusorganisation Tal der Loreley ist auch Vorsitzende der Verbandes deutscher Welterbe-Stätten.
Für die Baugenehmigung ist die Kreisverwaltung in Bad Ems zuständig. Wenn alles so läuft, wie die „Slow-Down“-Macher wollen, könnten die Anlage mit Hotel-Hauptgebäude, Terrassen-Appartments und Ferienhaus-Villen 2024 in Betrieb gehen. Die Verbandsgemeinde Loreley rechnet mit 80 bis 100 Arbeitsplätzen. Mittelrheingold (Hintergrund)
* Disclaimer: Die Rhein-Touristik Tal der Loreley e.V. unterstützt Mittelrheingold.
Ein Buga-Kloster in Bornhofen
Falls sich die Loreley bis zur Buga 2029 zum touristischen Rummelplatz entwickeln sollte: Ruhe und Frieden gäbe es ein Stück stromabwärts im Kloster Bornhofen. RLP-Innenminister Roger Lewentz und der zuständige Limburger Bischof Georg Bätzing (ein Cousin von Lewentz‘ Ministerkollegin Sabine Bätzing-Lichtenthäler) wollen das barocke Wallfahrtskloster zu einem spirituellen Mittelpunkt der Bundesgartenschau entwickeln und zählen dabei auf den rührigen Pater Eryk. Auch die Evangelische Kircher soll eingebunden werden. Rhein-Zeitung, Saarbrücker-Zeitung
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Sehr geehrter Herr Zimmer,
danke für Ihren facettenreichen Beitrag zum Thema „Hotel auf der Loreley“.
Der Begriff „Ferienhaus-Villen“ indes scheint mir fehl am Platz – wenn ich die Investoren-Präsentation gestern Abend richtig verstanden habe. Es soll sich um ganz normale Hotelzimmer wie in Hauptgebäude handeln. Und auch wie alle anderen Zimmer über dessen Rezeption buchbar sein.