Frank Zimmer

„Rüdesheim liegt am Boden“

Vor der Nachbarschaft kann man wenig geheim halten. Schon gar nicht, wenn man ihr Kontovollmacht erteilt hat. So ungefähr ist die Lage zwischen den Städten Rüdesheim  und Geisenheim. Seit 9 Jahren lässt Rüdesheim alles Finanzielle im nahegelegenen Geisenheim organisieren. Ende 2023 ist damit Schluss, denn dem Geisenheimer Bürgermeister Christian Aßmann ist der Kragen geplatzt. Er zweifelt an der Seriösität seines Nachbarn und will die Rüdesheimer Umgang mit Geld nicht länger unterstützen. Kurz vor dem Jahreswechsel kündigte er die interkommunale Zusammenarbeit fristgerecht zum 31. Dezember 2023. Aßmanns Analyse im „Wiesbadener Kurier“ klingt nach IWF und Griechenland 2011. O-Ton „Der Patient Rüdesheim liegt am Boden und muss permanent reanimiert werden.“

Rüdesheimer Seibahn. Foto: RÜD Tourismus / Karl-Heinz Walter
Rüdesheimer Seibahn. Foto: RÜD Tourismus / Karl-Heinz Walter

Geisenheim könne nicht länger den Notarzt spielen, so Aßmann. Er fordert ähnlich wie Rüdesheims eigener Bürgermeister Klaus Zapp eine realistische Bestandsaufnmahme und den Mut zu unpopulären Maßnahmen wie Steuererhöhungen. Magistrat und Kommunalparlament blockieren das. CDU und Wählerinitiative WIR haben stattdessen eine 10-prozentige Haushaltssperre durchgesetzt, die der Stadt wenig bringt, der ohnehin überlasteten Verwaltung aber viel Arbeit macht. Aßmanns Angebot, in der Rüdesheimer Stadtverordnetenversammlung über mögliche Lösungen zu sprechen, soll abgelehnt worden sein.  Der Nachbar aus Geisenheim ist nicht irgendwer. Aßmann leitete jahrelang die gemeinsame Kämmerei, ehe er 2017 zum Bürgermeister gewählt wurde. Seine Wiederwahl im März gilt als sicher – der Finanz- und Verwaltungsprofi genießt ein so hohes Ansehen, dass niemand in Geisenheim gegen ihn antreten mochte. Rüdesheim dagegen ist zerstritten wie eine Balkanrepublik. Der parteilose Bürgermeister Klaus Zapp kämpft mit finanzielellen Altlasten und rachsüchtigen Kommunalpolitikern, die die Abwahl von Ex-Stadtchef Volker Mosler nicht verwinden können. Aßmann vergleicht Rüdesheim mittlerweile mit einem Luftsportler, der aus dem Flugzeug gesprungen ist und den Fallschirm vergessen hat:  „Der Aufschlag ist noch nicht passiert, aber er kommt näher und näher.“ Wiesbadener Kurier (€)

New Work in St. Goar

Co-Working ist eine Mischung aus klassischem Arbeitsplatz und Home Office. Man mietet sich einfach in ein bestehendes Büro ein, nutzt dessen Infrastruktur und zahlt nur, was man braucht – einen Tisch mit Internetanschluss für paar Stunden oder einen dauerhaften eigenen Arbeitsbereich. Der Austausch mit anderen Co-Workern ist immer inbegriffen. In Großstädten gehört Co-Working zum Arbeitsalltag. Seit Dezember ist es auch im kleinen St. Goar möglich. Die Darmstädterin Helene Eisenhut hat einen ehemaligen Friseursalon an der Ecke Heerstraße / Borngasse umgebaut und vermarktet die Fläche als Franchise-Partnerin der Marke coworking4you. Wer einen Tapetenwechsel braucht und trotzdem arbeiten möchte, kann gleich über der Büroetage eine Ferienwohnung mieten. Das Haus mit Ladenlokal und 3 Wohnungen haben Eisenhut und ihr Mann Josha 2021 gekauft.  Rhein-Zeitung (€), coworking4you

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