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Nicht sein Bier

Koblenzer Brauerei 2013. Foto: Wolkenkratzer / Creative Commons

3 Wochen nach dem Insolvenzantrag der Koblenzer Brauerei wird klar, worum es dem 2018 eingestiegenen Investor ging: Nicht um den Betrieb und die rund 40 Arbeitsplätze, sondern um die Immobilien im Stadtteil Stolzenfels. „Die Präferenz war auf Wohnungen und Eigentumswohnungen gelegt“, sagte der frühere Betriebsratsvorsitzende Gerd Rausch dem SWR. Der bayerische Unternehmer Christian Seitz hat die Brauerei an der Königsbach abgeschrieben, aber an seinen Bauplänen hält er fest. Demnach sollen in den Altbauten neben dem Hochhaus Apartments, ein Hotel und Büros entstehen. Beide Gebäudeteile werden mit einem Glasdach verbunden, darunter wäre Platz für einen Biergarten. In der „RZ“ ist auch von einer Kita und einer Seniorenresidenz mit „hochwertigen“ Wohneinheiten für betreutes Wohnen die Rede. Die Zeitung beruft sich auf eine Pressemitteilung von Seitz. Eine stylische „Kulturbrauerei“ gehört ebenfalls zum Konzept. Mit dem bisherigen Brauerei-Betrieb hat das nichts mehr zu tun. Hier regiert jetzt der Koblenzer Rechtsanwalt Alexander Jüchser als Insolvenzverwalter. Laut Insider Gerd Rausch ist die Lage hoffnungslos: „Der Insolvenzverwalter wird festgestellt haben, hier ist Hopfen und Malz verloren“. Die Belegschaft arbeitet trotzdem weiter. Für sie gibt es noch bis Ende Januar Insolvenzgeld der Arbeitsagentur. Jüchser hofft, dass auch noch im Februr gebraut wird. Die Einnahmen fließen in die Insolvenzmasse und kommen der Beschäftigten bevorzugt zugute. Noch in den 90er Jahren galt die Brauerei als einer der besten Arbeitgeber der Region. Rund 300 Menschen waren am Standort beschäftigt, die Produktion lief an 7 Tagen pro Woche. Es gab eine eigene Fußballmannschaft, einen Werkschor und die Überzeugung: „Hier geht man in Rente“. SWR, Rhein-Zeitung (€), Koblenzer Brauerei
Foto: Wolkenkratzer / Creative Commons

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1 Gedanke zu „Nicht sein Bier“

  1. So ist das mit den „Heuschrecken“. Betriebe werden übernommen, ausgeblutet und dann weg damit. Scharf sind sie nur aufs Geld oder eben das Grundstück, die Lage, um etwas ganz anderes auf den Weg zu bringen. Arbeitsplätze sind denen in der Regel völlig schnuppe. Pffh… Als wenn wir sowas in den letzten 4 Jahrzehnten nicht überall und allzu oft erlebt hätten!

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