Eigentlich ist die Wintersaison gerade erst vorbei, aber Rheinstein-Gastronom Marco Hecher denkt schon an die nächste. Aus gutem Grund: Wenn Corona die besten Tourismus-Zeit verhagelt, kann sich ab Oktober niemand zurücklehnen. Darum müssen schon jetzt Netzwerke gebildet und Vorbereitungen getroffen werden. In einem offenen Brief ruft Hecher zur Zusammenarbeit auf:
Viele von uns sind Familienbetriebe, die eine besondere Verantwortung tragen für Ihre Mitarbeiter, Gäste, Lieferanten und für unser Tal. Nun brauchen wir alle schnell kreative Ideen zur Sicherung unserer Betriebe. Seit vielen Jahren ist die
Ausweitung der Saison in die Wintermonate ein großes Thema. Aufgrund der akuten Krise, sehe ich die Zeit gekommen, dieses Potential dringend zu nutzen.
Den ganzen Text mit Marcos Kontaktdaten gibt es hier. Im Mittelrheingold-Interview erklärt er seine Initiative und schildert, wie die Krise seinen eigenen Betrieb trifft. Marco Hecher ist der Juniorchef auf Burg Rheinstein bei Trechtingshausen. Er bewirtschaftet das Schlossrestaurant „Kleiner Weinprinz“.
Marco, am Anfang des Frühjahrs über die Wintersaison zu reden, klingt erst einmal verrückt. Was erhoffst du dir von deiner Initiative?
Ja klar, vor allem bei der jetzigen Situation. Andererseits aber auch nur auf den ersten Blick. Die meisten touristischen Betriebe im Rheintal leben von der Sommersaison, und da diese nun eingeschränkt und verkürzt stattfindet, können wir die Ausfälle nur durch eine Verlängerung der Saison abfangen. Ich habe Verständnis für jeden Betrieb, der sich in seiner Not neue Geschäftsideen ausdenkt. Abhol- und Lieferdienste werden die Verluste aber nicht mal annähernd abfangen können. Ein Lichtblick ist, dass die Menschen nach den jetzigen Einschränkungen wieder etwas unternehmen wollen, und auf Reisen ins Ausland werden viele wohl erstmal verzichten. Dann müssen wir im Tal etwas bieten können, sonst werden wir diese Chance an andere nationale Tourismus-Regionen verlieren.
Wie trifft euch die Corona-Krise persönlich?
So, wie wohl die meisten anderen auch, sehr hart. Ein privates Kulturgut wirtschaftlich zu führen, ist schon in normalen Zeiten ein herausfordernde Aufgabe. Für die staatlichen Hilfen muss man eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass man in Finanznot ist. Das heißt, private Rücklagen, z.B. für das Alter, müssen erst genutzt werden. Eine Hilfe mit großem Haken.
Greift in so einem Extremfall irgendeine Versicherung?
Nein, unsere Betriebsschließungsversicherung umfasst keine Coronaviren …. man hätte es sich denken können. Aber wir haben einen sehr guten Steuerberater, der uns frühzeitig auf die aufkommende Situation eingestellt hat. Unsere Hausbank ist seit 40 Jahren unser Partner und steht an unserer Seite. Erstmal sind alle möglichen Kosten und Vorhaben eingefroren. Unsere Mitarbeiter erhalten Kurzarbeitergeld, das wir auf 100 Prozent aufstocken. Unsere Lieferanten haben wir natürlich alle noch bezahlt. Wir haben nun also einen vollen Weinkeller, aber keine Gäste.
Wie geht es für euch in den kommenden Monaten weiter?
Entscheidend wird sein, wie lange die Einschränkungen dauern. Und ob wir die Solidarität, die wir allen nun für die Schwächsten unserer Gesellschaft zeigen, von unseren Gäste und Veranstaltern zurückbekommen. Da bin ich guten Mutes. Unser Plan steht aber bereits, wir werden unsere Angebote in der Wintersaison ausbauen und hoffen auf viele Mitstreiter.
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Flagge zeigen in allen Medien
In Oberwesel, St. Goar und anderen Orte am Mittelrhein haben zahlreiche Anwohner weiße Bettlaken und Tischtücher aus den Fenstern gehängt. Der stumme Protest gegen die Schließung der Loreley-Kliniken wurde von zahlreichen Medien verbreitetet, u.a. in der „Süddeutschen Zeitung“. Trotzdem kann die Krankenhäuser nur noch ein Wunder retten. Der Standort St. Goar wird bereits geräumt, und bei der nächsten Gesellschafterversammlung in 2 Wochen würde bereits die einfache Mehrheit des Hauptgesellschafters Marienhaus genügen, um auch Oberwesel stillzulegen. Die kommunalen Minderheitsgesellschafter Oberwesel, St. Goar und VG Hunsrück-Mittelrhein hätten theoretisch die Möglichkeit, die Kliniken in Eigenregie weiterzuführen. Die Marienhaus-Gruppe hat immer wieder angeboten, ohne Gegenleistung auszusteigen. Allerdings schrecken die Bürgermeister vor dem unkalkulierbaren Risiko zurück. Momentan wird nicht nur das Geld, sondern auch das Personal immer knapper. Süddeutsche Zeitung, SWR, Rhein-Zeitung
„Vergesst das Lachen nicht!“
Gute Lokaljournalisten greifen in ungewöhnlichen Zeiten zu ungewöhnlichen Formaten. Im Rhein-Lahn-Kreis startet „RZ“-Redakteur Michael Stoll die Reihe „Eine Verabredung mit ….“ Er telefoniert mit interessanten Menschen aus der Region und lässt sich erzählen, wie sie mit der Krise umgehen. Gerade erschienen: Das Interview mit dem Lahnsteiner Volksschauspieler, Karnevalisten und Tourismus-Experten Karl Krämer. Krämer vermisst die Bühne und hat sich neulich schon mit seinem Akkordeon in den Hof gesetzt, um die Nachbarschaft zu unterhalten. Seine Bitte an alle: „Vergesst das Lachen nicht! Und vergesst bitte eure Nachbarn und all diejenigen nicht, die jetzt Hilfe brauchen.“ Rhein-Zeitung
Löwen-Krise in Bingen
Die Corona-Krise bringt Bingens größten Gewerbesteuerzahler in Schwierigkeiten. Laut „AZ“ hat die Spielautomatenfirma Löwen zum 1. April Kurzarbeit für über 4.000 Mitarbeiter angemeldet. Gewöhnlich spürt Bingen es in der Stadtkasse, wenn bei Löwen etwas nicht wie gewohnt läuft. Zuletzt hatten größere Investitionen im Unternehmen für einen massiven Einbruch bei den Steuereinnahmen gesorgt. Allgemeine Zeitung
Bei Anruf Barbecue
Florian und Marc Lambrich vom „Weinberg-Schlösschen“ bieten in Zeiten der Corona-Krise ein Haustürgeschäft der besonderen Art: Sie kommen mit ihrem Grill vorbei und brutzeln direkt vor der Haustür. Allgemeine Zeitung
Foto des Tages
In Bacharach hat Eisen- und Haushaltswaren-Händler André Heisecke Flagge für die Loreley-Kliniken gezeigt. Die geschlossene Ladentür täuscht übrigens: Die Firma Heisecke bleibt offen, weil als Werkzeug- und Gartenmarkt klassifiziert ist.
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