Eigentlich sollte im kommenden Jahr über den Bau der umstrittenen Mittelrheinbrücke entschieden werden. Aber das Endlos-Projekt verzögert sich ein weiteres Mal, denn laut Deutscher Presse-Agentur hat Corona die Planungen durcheinandergebracht. Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium rechnet in frühestens einem halben Jahr mit den Ergebnissen einer Vorprüfung, darunter der Verkehrszählung. Erst danach kann das eigentliche Raumordnungsverfahren beginnen. Das Ministerium äußert sich nur noch vage: „Ein Start des Raumordnungsverfahrens in 2021 ist realistisch. Die Länge des Verfahrens ist derzeit schwer einzuschätzen.“
Erst danach kann der Bau konkret geplant, ausgeschrieben und in Angriff genommen werden. Weil das alles nicht ohne Bürgerbeteiligung, Protest und Prozesse abgehen wird, rollt der erste Bagger nicht vor 2030. Eine Großbaustelle zur Bundesgartenschau 2029 gilt als undenkbar. Allerdings ist noch immer nicht gesagt, dass die Brücke überhaupt kommt. Sollte sich etwa herausstellen, dass sie kaum genutzt würde (2009 wurden nur 7000 Fahrzeuge pro Tag prognostiziert), könnte das das ganze Projekt kippen. In Zeiten leerer Kassen und explodierender Staatsschulden wären achtstellige Investitionen in ein lokales Verkehrsprojekt schwer vermittelbar. Zu den vielen weiteren Unwägbarkeiten gehören die Fähren. Sie würden entweder den Betrieb ganz einstellen (St. Goar) oder sich auf die lukrativen Kernzeiten in der Saison konzentrieren (Boppard, Kaub, Lorch/Niederheimbach). Im Worst Case würde der Kontakt zwischen den Ufern nicht erleichtert, sondern erschwert: Wer z.B. im Winter von Bacharach nach Lorch oder von Boppard nach Osterspai will, müsste ohne funktionierende Fähr-Infrastrukur immer den Umweg über St. Goar nehmen.
Eine vorurteilslose Diskussion über Risiken, Nebenwirkungen und mögliche Alternativen wie staatlich subventionierte Nachtfähren ist am Mittelrhein schwierig. Vor allem in der rechtsrheinischen Verbandsgemeinde Loreley betrachten Harcore-Brückenfans den Bau als quasi-religiöses Grundrecht und alternativlose Zukunftsfrage. Sie verlangen nach 24-Stunden-Zugang zu den florierenden Gewerbegebieten im Vorderhunsrück. Süddeutsche Zeitung (aktuelle Brücken-Situation), SWR (Zeitplan und Verkehrszählung 2019)
Bingen als Gesamtkunstwerk
Corona hat den vollgepacken Binger Event-Kalender fast komplett ausradiert. Aber die Skulpturen-Triennale findet unter freiem Himmel am Rheinufer und in der Innenstadt statt, diesmal unter dem Motto „Echt und falsch“. Zu den Objekten zählen eine Nofretete im Spiegelbild und ein gefaktes „Welterbe-Parkhaus“. Der Binger Wein-Millionär, Ehrenbürger und Kunst-Mäzen Kuno Pieroth macht es möglich. Zum Auftakt der Triennale hat ihn „AZ“-Redakteurin Christine Tscherner interviewt. Allgemeine Zeitung
Film ab in Sponsheim
Apropos Kultur in Bingen: Wer es bodenständig mag, kann auch einfach ins Kino gehen. Im Stadtteil Spomsheim wird ein corona-gerechtes Autokino eröffnet. Am Donnerstag läuft zur Premiere „Knives Out“. Allgemeine Zeitung
Foto des Tages
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