Jedes Jahr kommen 30.000 Menschen wegen einer einzigen Frau nach Bingen: Hildegard von Bingen. Davon geht zumindest Marliese Tabarelli aus, die Vorsitzende des Marketing-Netzwerks „Bingen Unternehmen Zukunft“ (BUZ). Laut „AZ“ will Tabarelli die Zahl der Hildegard-Fans bis 2030 verzehnfachen. Dazu soll u. a. die Multimedia-Installation am Bingerbrücker Rupertsberg dienen, die Ende April an historischer Stätte eröffnet wird. Sie ermöglicht eine virtuelle Zeitreise in das längst verschwundene Hildegard-Kloster des 12. Jahrhunderts. Binger Lokalpatrioten glauben fest daran, dass die heilige Hildegard touristische Wunder bewirken kann und lassen sich auch durch die folgenden Einwände nicht beirren: 1. Hildegard von Bingen stammte nicht aus Bingen. 2. Ihr Grab ist in Rüdesheim 3. Das heutige Hildegard-Kloster steht oberhalb von Rüdesheim 4. Spätestens seit dem Bahnbau im 19. Jahrhundert gibt es am Binger Rupertsberg fast nichts mehr aus dem Mittelalter zu sehen. 5. Das Interesse an katholischen Heiligen geht tendenziell zurück. Andererseits ist Verkaufe alles. Darum nutzt Tabarelli einen Vergleich, bei dem selbst einem atheistischen Hipster aus Berlin-Mitte nichts mehr einfallen würde. O-Ton: „Hildegard ist Greta Thunberg des Mittelalters“. Allgemeine Zeitung (€), Bingen Unternehmen Zukunft
Foto: Historische Hildegard-Bögen im Keller der Bingerbrücker Villa Herter / Stadt Bingen
Die 3 von der Pfarrstelle
Apropos Kirche. In Bacharach und Umgebung ist immer noch die evangelische Pfarrstelle zu besetzen. Anders als bei den Katholiken schreckt zwar kein Zölibat, dafür aber die Zahl von bis zu 9 (!) Predigstellen zwischen Trechtingshausen und dem Bacharacher Höhenort Henschhausen. Bis die Nachfolge von Pfarrer Timm Harder geregelt ist, halten ehrenamtliche Laienprediger die Stellung, so genannte Prädikanten. Sie dürfen taufen, trauen und beerdigen wie jeder Profi-Pfarrer. 3 von ihnen feiern demnächst ihr 10-jähriges (Ehren-)Dienstjubiläum: Alfred Roos, Horst Eberhard und Michael Fröhling. Pfarrerlos sind die 3 zum Glück erst Sommer 2022, als Harder nach Meran wechselte. Allgemeine Zeitung (€), Kirchengemeinde Vierthäler
Lahnstein pflegt das Tafelsilber
Die gute Nachricht der Woche kommt aus Lahnsteim: Ende April startet die lange diskutierte und oft verschobene Sanierung des „Alten Rathauses“ . Das Schmuckstück aus dem 15. Jahrhundert wird nicht nur generalüberholt, es erhält auch einen modernen Anbau. Im Sommer 2024 soll alles fertig sein. Rhein-Zeitung (€), Romantischer Rhein (über das Gebäude)
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Zu Bingen:
6. Bingen ist nicht touristenfreundlich genug. Öffentliche Toiletten sind teils an die Öffnungszeiten von Ämtern und Läden gebunden und so gerade zu touristischen Zeiten wie etwa Sonn- und Feiertags, insbesondere im Winter, nicht benutzbar.
Frau Tabarelli hat vollkommen Recht, unsere Hildegard ist weltbekannt und ein Phänomen was viele begeistert und fasziniert. Ich finde es unglaublich wie baulich vernachlässigt die ehemalige Stelle ihres Klosters ist. Das sollte man unbedingt ändern und dieses Gewerbearchitektur, mit Sonnenstudio und Computerladen entfernen und dem Ort die Würdigung zukommen lassen den er verdient und die Touristen sich wünschen.