Lia und Krisztian Berki haben ein leerstehendes Ladenlokal in Bacharach aus dem Koma geholt. Jetzt führen sie dort ein Bistro, das „Krümel“. Mareike Knevels hat die beiden besucht und weiß jetzt, worauf es in der Gastronomie ankommt.
„Wir mögen das Wasser. Nicht nur zum Duschen, sondern auch zum Gucken“, sagt Lia und blickt aus dem großen Schaufenster. So als könnte sie hinter der Häuserreihe den Rhein sehen. Dann wandert ihr Blick prüfend zu Krisztian: „Du doch auch, oder?“ Der schnell ein „Doch, doch“ brummelt.
Lia und Krisztian Berki führen seit dem 24. März „Der Krümel“ in der Bacharacher Oberstraße. Es ist für sie nicht die erste eigene Gastronomie: Vorher betrieben sie das Hotel „Blüchertal“ im Stadtteil Steeg und noch früher die Gaststätte „Zum Saalbau“ in Mainz-Mombach. Die Rumänin und der Ungar haben über 25 Jahre Gastronomie-Erfahrung; jetzt sind sie im Zentrum Bacharachs angekommen.
Buttercreme und Lebensmittelpreise
Holztische mit unebenen Kanten, graue und lila Wände, schwarze Butcher-Fliesen an der Theke, viele Pflanzen – das Restaurant ist mit Liebe und Sorgfalt eingerichtet. Man soll sich familiär fühlen und gut essen.
Vor allem aber lässt Lias Kuchenvitrine die Herzen höher schlagen: Rumänische Süßspeisen aus Buttercreme zubereitet sitzen in Probierhäppchen auf Tellern. Die habe sie selbst gemacht, lächelt Lia, und die Kuchen seien von ihrer Schwester. „Die meisten Deutschen möchten abnehmen, aber die Touristen, die hier vorbeikommen, probieren schon gerne.“
Krisztian ist ausgebildeter Koch und das Kochen macht ihm Spaß; nicht immer natürlich aber fast. Er zuckt mit den Schultern. Man könne auch im Büro einen schlechten Tag haben, so sei es eben auch mal in der Küche. Was es ihm schwerer macht, sind die steigenden Lebensmittelpreise. „Fett kostet fast das Zehnfache und da fängt es erst an. Die steigenden Preise kann man natürlich nicht eins zu eins auf das Endprodukt umlegen.“ Denn dann würden die Gäste nicht mehr kommen. Die Laune lassen sie sich trotzdem nicht verderben, dafür arbeiten sie schon zu lange zusammen.
Die Geschichten der anderen
Ihr erstes Restaurant eröffneten Lia und Krisztian in Mainz. Den „Saalbau“ betrieben sie 13 Jahre lang. Bis zu 100 Menschen fanden dort Platz „Damals ist man viel gerannt. Zeit für die Gäste hatten wir nicht“, erinnern sie sich. Das ist in Bacharache anders. Hier im „Krümel“ fühlt man sich wie bei Freunden zu Besuch, sitzt gemütlich, kann den Gesprächen der anderen lauschen oder sich mit den beiden Inhabern unterhalten.
Dieses Miteinander ist den beiden wichtig. „Ich mag die Geschichten, die mir die Menschen mitbringen“, erzählt Lia. Sie nimmt sich gern Zeit, um zuzuhören, aber auch um etwas von sich zu erzählen. „Das ist doch das Tolle an der Gastronomie.“ Der Austausch und die Begegnung.
Im Radio läuft „Sweet Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd.
Sweet home Alabama
Where the skies are so blue
Sweet home Alabama
Lord I’m comin‘ home to you
Die Songzeilen passen.
Das „Krümel“ ist nicht groß, der Platz reicht für 25 bis 28 Gäste. Lia und Krisztian ging es beim Konzept nicht nur die familäre Atmosphäre. Es war ihnen wichtig, dass sie den Laden zu zweit betreiben können. Überall in der Gastronomie fehlt Personal. Da ist es besser, nicht darauf angewiesen zu sein.
Männer ohne Nerven
Seit 17 Jahren sind die beiden nun verheiratet. Kennengelernt hat das Paar sich in Mainz im „Im goldenen Engel“, dort war Krisztian Koch und Lia Zimmermädchen.
„17 mal drei“, lächelt Lia. „Das sind die drei Schichten: Arbeit, Freizeit und Urlaub. Die verbringen wir gemeinsam. Also sind wir eigentlich schon 51 Jahre verheiratet.“
Natürlich geht das nicht ganz ohne Streit. „Dann muss man klar besprechen, woran es liegt. Unsere Gäste merken sofort, wenn zwischen uns etwas nicht passt.“ Und ihr gemeinsames Ziel, ihre Gastronomie, lenke den Blick dann auch schnell wieder nach vorne, sagt Lia.
In dem Moment kommt Krisztian aus der Küche und sagt: „Und ich habe gute Nerven.“ Lia lacht und meint dann: „Ich bin stolz auf uns und dass wir das bis hierhin geschafft haben.“
Die Familien des rumänisch-ungarischen Paares leben in ihren Herkunftsländern, umso wichtiger sind ihnen ihre Freunde. „Die leben alle in Mainz. Dort fahren wir einmal in der Woche hin.“ Mainz vermisse Lia schon hin wieder, ihr Herz hänge noch ein wenig an der anderen Stadt am Rhein.
Und dann ist da noch die Verbindung nach Steeg. Dem Weindorf haben sie ein Schnitzel gewidmet, „Das Steeger Schnitzel, so bringen wir ein Stück Steeg nach Bacharach“, lacht Lia. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch bald einen Mainz Muffin oder Mombacher Maultaschen oder…
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