Frank Zimmer

„Ich wünsche mir ein Festival, das nicht mehr wegzudenken ist“

1.500  Besucher kamen im vergangenen Jahr zum „Festival an den Ufern der Poesie“ in Bacharach und seinen Nachbarorten, 700 weitere flanierten zum Finale durch Bacharach und genossen die karnevaleske „Bacchanale“, eine noch nicht dagewesene Mischung aus Straßenfest,  Sommer-Karneval und Freilufttheater. Das Theater- und Literaturfestival endete heiter, aber sein Ursprung ist ernst: Im Mittelpunkt steht Heinrich Heines Geschichte vom „Rabbi von Bacherach“ (so schrieb er den Namen der Stadt tatsächlich). Das Festival setzt Maßstäbe für den Mittelrhein. Es inszeniert einzigartige Literatur am richtigen historischen Ort und holt mit dem Theater Willy Praml Frankfurter Großstadtflair ins Tal.

Peter Keber ist der Mann, der das alles möglich macht. Der Rechtsanwalt und langjährige Landesbank-Jurist kam 1965 seiner Bacharacher Frau zuliebe in die Stadt. Heute würde ihn niemand mehr weglassen. Wenn der Stadtrat beschließen würde, eine Ehrenbürgerschaft zu verleihen, könnte sie nur an Keber gehen. Sein ehrenamtlicher Einsatz hat die Wernerkapelle vor dem Verfall gerettet, er kennt die antisemitische Geschichte des Bauwerks und begreift die historische Aufgabe, zu erinnern und zu versöhnen. Auf Keber geht der Kontakt zu den Frankfurter Theatermachern zurück, und ohne ihn würde das Festival nicht geben.  Jetzt kämpft er weiter. Das Ziel ist, „An den Ufern der Poesie“ nachhaltig sichern. Dazu braucht es mehr Geld als bisher. Für das nächste Jahr werden 150.000 Euro gebraucht. Bisher trugt sich alles mehr recht als schlecht durch Eintrittsgelder und Zuschüsse des „Kultursommers Rheinland-Pfalz“, Investitionen in Marketing und Medienarbeit blieben auf der Strecke. Das soll sich ändern. Keber hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer angeschrieben und denkt schon wieder voraus: Das zweijährlich stattfindende Festival würde 2029 in das Buga-Jahr fallen.

Peter Keber engagiert sich seit über 40 Jahren für die Wernerkapelle. Foto: Jochen Werner.
Peter Keber engagiert sich seit über 40 Jahren für Bacharach. Foto: Jochen Werner.

Peter, du setzt dich seit Jahrzehnten für Bacharach, für die Wernerkapelle und für die Erinnerung an die jüdische Kultur in der Stadt ein. Wie kam es dazu?

Auslöser waren tiefgehende Risse in der Hauptarkade zwischen Süd- und Ostchor. Aufgrund der hochsensiblen Statik eines hochgotischen  Bauwerks und aufgrund des Fehlens der Nordkonche drohte das Wahrzeichen der Stadt Bacharach einzustürzen. Schon 1979/1980 war mir klar, dass wir uns nicht nur für die Restaurierung der Kapelle sondern auch mit der Widerlegung der Ritualmordgeschichte einsetzen müssen.

Jetzt kämpfst du für das Festival „An den Ufern der Posie“. Was ist dein Ziel?

Nach Abschluss der fast 20 jährigen Restaurierungsarbeit und den daran anschließenden jüdisch-christlichen Abschlussgottesdienst am Ort Jahrhunderte währendem Antijudaismus war klar, dass wir uns fortan für die Verständigung zwischen Juden und Christen, ja zwischen den Religionen in der Wernerkapelle einsetzen müssen. So kam das Festival mit der Aufführung des „Rabbi von Bacherach“ von Heinrich Heine  durch das Theaterensemble Willy Praml auch in die Wernerkapelle. Ziel ist es, dieses Festival in Form einer Biennale immer wieder mit dem „Rabbi von Bacherach“  als „Ankeraufführung“ durchzuführen , um so die Verständigungsarbeit wach zu halten – es ist derzeit aktueller und notwendiger denn je!

Im vergangenen Jahr ist das Festival weit über Bacharach hinausgewachsen. Wie ist die Unterstützung in der Nachbarschaft?

Das Hinauswachsen in die Nachbarstädte war fürs Erste ein guter Erfolg – es muss aber noch mehr gefestigt werden.

Du hast Ministerpräsidentin Malu Dreyer um Hilfe gebeten. Welche Möglichkeiten gibt es noch, und wie lassen sich weitere Unterstützer mobilisieren?

Neben der großartigen Unterstützung durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz sollten auch noch mehr private Sponsoren, insbesondere die heimische Wirtschaft,  gewonnen werden. Dies gelingt aber nur durch intensive Überzeugungsarbeit.

2029 ist die Buga im Mittelrheintal. Was ist dein größter Wunsch für die Bundesgartenschau?

Ich wünsche mir, dass im Jahr der Buga das Festival “ An den Ufern der Poesie“ fest etabliert und nicht mehr weg zu denken ist. Der Rhythmus der Biennale zielt ab 2021 genau in das Jahr der Buga 2029.

Hohenzollern-Deal in St. Goar

Der Prinz kütt: Im dritten Anlauf hat der Stadtrat von St. Goar den umstrittenen Rheinfels-Vergleich mit Georg Friedrich von Preußen beschlossen. Die Abstimmung ging mit 12 zu 7 Stimmen für  SPD-Bürgermeister Falko Hönisch aus. Er hatte den Deal angeregt, der einer Stiftung des Hauses Hohenzollern über 70 Jahre lang Anteile am Eintrittsgeld für Burg Rheinfels überträgt. Im Gegenzug verzichtet der Prinz auf seine wackligen Ansprüche auf Burg und Schlosshotel. Die CDU hatte sich vehement dagegen gewehrt. Sie sieht keinen Grund, der früheren Kaisersippe entgegenzukommen und sie an städtischen Einnahmen zu beteiligen. Experten des Landes Rheinland-Pfalz und der frühere Verbandsbürgermeister Thomas Bungert halten die Ansprüche der Hohenzollern ebenfalls für unbegründet. Sie hätten es auf eine weitere Runde im Prozess ankommen lassen, nachdem der Prinz in erster Instanz krachend gescheitert war. Mitteilung aus St. Goar, Rhein-Zeitung (Hintergrund)

Der Bürgermeister kommt zurück

Ende vergangenen Jahres zog Matthias Pflugradt die Notbremse. Der Stadtbürgermeister von St. Goarshausen konnte nicht mehr, machte seine Depression öffentlich und nahm sich eine Auszeit. Jetzt will er’s wieder wissen. in den kommenden Wochen nimmt Pflugradt seine Amtsgeschäfte wieder auf.  Mitteilung aus St. Goarshausen

Schwätzerchen gesucht

2018 musste die Stadt Bingen beinahe darum betteln, dass jemand die Rolle der Weinbotschafterin „Prinzess Schwätzerchen“ übernahm. Am Ende erbarmte sich Winzertochter Vanessa Gundlach. 2020 soll es anders laufen. Gundlach und ihre Mit-Prinzessinnen Vanessa Litzius und Sarah Wendel-Eckes werben u. a. auf Facebook für ihren Job. Ihre Amtszeit endet im Spätsommer. Bis dahin wollen sie im Netz neue Prinzessinnen finden. Allgemeine Zeitung

Eine Reise nach Rüdesheim

Jeder glaubt Rüdesheim zu kennen, tatsächlich kann das Mittelrhein-Mallorca selbst für Einheimische ein Buch mit sieben Siegeln sein. Meine Blogger-Kollegin Tanja Werle alias „Rheingauprinzessin“ hat die Highlights zusammengefasst. rheingauprinzessin.de

Ausflug nach Rüdesheim

Ein Blick auf die Buga

Bis zur Bundesgartenschau 2029 müssen nicht nur neue Hotels her, sondern auch jede Menge modern und geschmackvoll ausgestattete Ferienwohnungen. Wie man so etwas vorbildlich gestaltet, zeigt Dirk Melzer in Kaub. Der Kölner Landschadtsarchitekt und gebürtige Mittelrheiner hat unterhalb der Burg Gutenfels ein Haus mit Rheinblick saniert und vermietet es jetzt u. a. auf Airbnb.

Video der Woche

Das neue Binger Großhotel „Papa Rhein“ gab es nur auf dem Papier, als Investor Jan Bolland schon die erste Auszeichnung dafür gewann. Ende 2019 holte er den „Tourismus-Preis Rheinland.Pfalz“ in der Kategorie „Innovation des Jahres“. Zur Preisverleihung ist ein Video auf YouTube veröffentlicht worden; dort erklärt Bolland seine Vision von „Papa Rhein“. Der Hotel-Traum wird gerade Wirklichkeit. Das Gebäude steht, und noch in diesem Jahr soll die Eröffnungsparty steigen. YouTube (Video), Mittelrheingold (7 Fragen an Jan Bolland, Juli 2019)

Mittelrhein-Zahl des Tages

Apropos „Papa Rhein“: Neben dem Hotel entstehen in den kommenden Jahren 148 Wohnungen. Die neue „Rheinblick-Gartenstadt“ soll bis zum Altem Kran reichen. Die ersten 70 Wohnungen werden gerade vermarktet; Preise stehen noch nicht fest. Allgemeine Zeitung, eigentumswohnungen-bingen.de (Website des Projektentwicklers)

Termine der Woche

Freitag in Rüdesheim – „Dibbegugger“ / Mittelrhein-Momente in Breuer’s Rüdesheimer Schloss – 28. Februar, 19 Uhr. mittelrheinmomente.de

Freitag ab Rüdesheim – Krimidinner auf dem Rhein – 28. Februar, 19 Uhr. ruedesheim.de

Freitag in Bingen – „8 Frauen“ / Theraterabend in Büdesheim – 28. Februar, 19 Uhr 30. bingen.de

Freitag in Bingen – „Anderswo. Allein in Afrika“ im Programmkino KiKuBi – 28. Februar, 19 Uhr 30. bingen.de

Freitag in Bingen – The Johnny Cash Show in der Stadthalle – 28. Februar, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Samstag in Bingen –  Guadagini Trio in der Villa Sachsen – 29. Februar, 19 Uhr 30. bingen.de

Samstag in Boppard – Krimidinner im Hotel Jakobsberg – 29. Februar, 19 Uhr. boppard-tourismus.de

Samstag in Boppard – „1917“ / Cinema in der Stadthalle – 29. Februar, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Samstag in Bingen – „Jazz à la Flute“ in der Binger Bühne – 29. Februar, 20 Uhr 30. bingen.de

Sonntag auf der Festung Ehrenbreitstein – Klaus Hoffmann singt Brel – 1. März, 19 Uhr. tor-zum-welterbe.de

Sonntag in Boppard – „1917“ / Cinema in der Stadthalle – 1. März, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Montag in Bingerbrück – Hildegard-Abend: Einblick in die Schriften der heiligen Hildegard – 2. März, 19 Uhr. bingen.de

Montag in Boppard – „Das Beste kommt zum Schluss“ / Cinema in der Stadthalle – 2. März, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Dienstag auf der Festung Ehrenbreitstein – „Still Collins Plus“ / Konzert – 3. März, 20 Uhr. tor-zum-welterbe.de

Dienstag in Boppard – „1917“ / Cinema in der Stadthalle – 3. März, 20 Uhr. boppard-tourismus.de

Dienstag in Bingen – „Das Wirtshaus im Spessart“ im Programmkino KiKuBi –  3. März, 20 Uhr 15. bingen.de

Donnerstag in Bingen – „The Guards“ / Spätschicht in der „Alten Wache“  – 5. März, 19 Uhr 30. bingen.de

Freitag in Rüdesheim – Beatbox in der Villa Sturm – 6. März, 19 Uhr. ruedesheim.de

Freitag in Bingen – „Fairtraders“ im Programmkino KiKubBi  – 6. März, 19 Uhr 30. bingen.de

Foto der Woche

Das Beste zum Schluss

Die Schweizer Weinzeitschrift „Vinum“ hat eine Auswahl von 25 deutschen „Jungwinzertalenten“ zusammengestellt. Auch der Mittelrhein ist vertreten: Die Redakteure – oder „Redaktore“, wie es in der Schweiz heißt – setzen Ex-Weinkönigin und Riesling-Influencerin  Sarah Hulten auf die Liste. Das Magazin kommt heute in den Handel. vinum.eu

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