Frank Zimmer

Heimathafen Mittelrhein: 7 Fragen an Mareike Knevels

Texte über das Tal gibt es viele. Aber nur wenige Autoren haben so feine Sensoren für das Leben und den Alltag dort wie Mareike Rabea Knevels. Die Kommunikationsdesignerin, Hochschul-Dozentin und Ex-Burgenbloggerin wollte nach ihrer Zeit auf Burg Sooneck herausfinden, was Menschen in die Region zieht, was sie hält und was sie wiederkommen lässt, kurz: was Heimat im Welterbetal bedeutet. Aus Begegnungen und Gesprächen mit unterschiedlichen Menschen an unterschiedlichen Mittelrhein-Orten ist ein Buch entstanden: „Zwischen Riesling, Tahini und Pixeln“. Was es damit auf sich hat, erzählt sie im Mittelrheingold-Interview. 

Mareike am Mittelrhein: Die Burgenbloggerin 2019 bleibt der Region verbunden. Foto: Privat
Mareike am Mittelrhein: Die Burgenbloggerin 2019 bleibt der Region verbunden. Foto: Privat

Mareike, du warst die 5. und bisher letzte Burgenbloggerin. Wie ist es dir seit 2019 ergangen?

Die letzten 2 oder 3 Jahre waren sehr vielseitig: Zum einen habe ich weiter an der Hochschule Mainz als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Parallel habe ich mich in das jetzt erschiene Buchprojekt „Zwischen Riesling, Tahini und Pixeln“ gestürzt. Das Projekt war für mich im ersten Jahr der Pandemie ein großer Anker: Einfach eine so tolle Aufgabe zu haben, nämlich zu recherchieren, zu schreiben, zu illustrieren und Menschen zu begegnen.

Der Mittelrhein lässt dich nicht ganz los. Wie kam die Idee für das Buch zustande?

Als ich Ende 2019 die Burg verließ, die Zeit als Burgenblogger:in ist ja begrenzt auf sechs Monate, konnte ich nicht ganz loslassen. Das lag an der intensiven Zeit, den vielen tollen Erlebnissen und Begegnungen. Gleichzeitig habe ich mich ein Stück weit entwurzelt gefühlt. 2018 und 2019 war ich über 200 Tage unterwegs. Die Tage habe ich für das Buch mal zusammengezählt. Ich war in Chile, in den USA, habe viele Wochenendausflüge in Europa gemacht. Eine ganze Menge jedenfalls. Nach dem vielen Unterwegssein, kam ich schließlich „nach Hause“ und wusste nicht so wirklich, wohin mit mir. Und stellte mir die Frage: Was ist das überhaupt „Zuhause“? Was bedeutet das? Also eine Heimat zu haben, für mich und auch für andere. So entstand die Idee zum Buch. Im Titel heißt es auch „Eine Spurensuche“ – weil das Buch auch eine Suche nach diesem Ort, diesem Zuhause ist.

Im Buch geht es nicht nur um Einheimische, sondern oft auch um Zugezogene. Ist das Mittelrheintal ein guter Ort, um neu anzufangen?

Ja, ich denke schon. Aber dazu gehört natürlich auch ein bisschen Mut: Man muss sich auf die Enge des Tals einlassen und gerne Menschen begegnen. Dafür bekommt man aber eine wunderschöne Landschaft, verwinkelte Gassen, guten Wein und nicht zu vergessen den Rhein vor die Haustüre gesetzt.

Gibt es eine Geschichte, die dich besonders berührt hat?

Jede der 12 Geschichten trägt einen ganz persönlichen Blick auf Heimat in sich und hat mich sehr berührt. Vielleicht gibt es 2 Geschichten, die meine Beziehung zu dem Wort „Heimat“ verändert haben: Das ist die Geschichte von Odelia Lazar. Sie hat als Israelin und Jüdin eine sehr diskursive Betrachtung auf das Wort „Heimat“. Und die Geschichte von Ute Grassmann, die für mich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Und mich in ihrer Geschichte fragt, „Warum ich mich wirklich auf die Suche gemacht habe…“ Das darf man dann im Buch nachlesen. 😉

Was hast du beim Schreiben über dich selbst gelernt?

Das ein genaues Hinsehen essenziell ist, immer und immer wieder. Auch wenn es manchmal weh tut. Dass Worte nicht manifest sind, man macht Fehler, man lernt dazu. Letztlich ist das Entwicklung. Schreiben ermöglicht mir Wahrgenommenes in einem Raum festzuhalten, und diesen Raum für eine andere betretbar zu machen. Zumindest ist das immer mein Versuch.

Du schreibst nicht nur, du illustrierst auch. Wie viele Bilder aus dem Mittelrheintal sind in den vergangenen Jahren entstanden?

Puh, so genau weiß ich es nicht – schätzungsweise zwischen 130 und 140 Illustrationen – also Blog und Buch zusammengezählt. Das ist schon eine ganze Menge, wie mir gerade bewusst wird. Aber ich habe bestimmt noch Material für weitere 100 Illustrationen. In der Regel fotografiere ich Ideen und Momente und arbeite dann einzelne Elemente als Zeichnungen aus. Und mein Foto-Archiv ist mittlerweile sehr groß.

Du hast sogar unsere alte Bacharacher Badezimmer-Kommode gezeichnet. Jedenfalls habe ich sie im Buch entdeckt. Warum gibt es eigentlich keine Galerie mit deinen Mittelrhein-Bildern?

Das ist eine schöne Frage und gleichsam Idee – die Bilder würde ich natürlich gerne mal ausstellen. Die Frage gebe ich gerne weiter 🙂

„Zwischen Riesling, Tahini und Pixeln“ mit Texten und Bildern von Mareike Rabea Knevels ist im Verlag der „Rhein-Zeitung“ erschienen und kostet 18 Euro. Man muss das Buch nicht bei Amazon bestellen, denn lokale Händler wie Franziskus Weinert in Oberwesel („Schreib- und Spielwaren Hermann“) haben es im Laden. Auf Wunsch schickt Franziskus es auch nach Hause

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