Frank Zimmer

Grenzkriege in Bacharach und Klostermillionen in Boppard

Das Obere Mittelrheintal ist ein Alptraum für jeden Vermessungsingenieur. In den historischen Ortskernen sind die meisten Straßen und Häuser älter als jedes Kataster. Viele Grenzen zwischen den Parzellen verlaufen nach Gesetzen, die niemand versteht. Davon kann auch die deutsch-französische Familie Petit ein Lied singen, der das historische Haus Sickingen in Bacharach gehört. Die Petits wohnen zwar in Frankreich und der Schweiz, aber es gibt kaum eine Bacharacher Familie, die länger auf ihrem Grund und Boden sitzt. Ihre Vorfahren Lieberz waren schon im 18. Jahrhundert Eigentümer. Grenzstreitigkeiten machen den Unterhalt des spätgotischen Gebäudes seit einigen Jahren schwierig. Laut Jean-Marc Petit verhindern 2 Nachbarn dringend notwendige Sanierungsarbeiten. Sie berufen sich auf historische Dokumente, die den Grenzverlauf hinter den Häusern der Bacharacher Oberstraße anders darstellen als später angenommen. Die Katasterbehörden sollen den Konflikt jetzt klären. Sie werden Akten aus der napoleonischen Zeit studieren müssen. E-Mail von Jean-Marc Petit und persönliches Gespräch, regionalgeschichte.net (über Haus Sickingen)

Bacharach am Rhein. Foto: Romantischer Rhein Tourismus / Henry Tornow
Bacharach am Rhein. Foto: Romantischer Rhein Tourismus / Henry Tornow

4 Millionen gehen ins Kloster

Bingen und Boppard könnten sich darüber streiten, wer das ungewöhnlichere Rathaus hat. In Bingen sitzt der Bürgermeister auf einer Burg, in Boppard in einem Kloster. Die Geschichte des Bopparder Karmeliterklosters reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das Gebäude ist so marode, dass die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr ausziehen und sich auf mehrere provisorische Standorte verteilen musste. Die Sanierung kostet 8,5 Millionen Euro. 4 Millionen hat gerade das Land Rheinland-Pfalz zugeschossen. Zum Rheinland-Pfalz-Tag 2021 soll alles fertig sein. Bei den letzten größeren Bauarbeiten 2011 wurde es ein bisschen gruselig: Beim Ausschachten einer Tiefgarage kamen die Gebeine von rund 30 Menschen aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu Tage. Vermutlich war man auf den Friedhof des Klosters gestoßen. Rhein-Hunsrück-Anzeiger, Wikipedia (Geschichte des Karmeliterklosters), Rhein-Zeitung (Friedhofsfund 2011)

Hafenträume in Lahnstein

In Lahnstein wird über die Zukunft des Hafens gerätselt. Die Stadt wünscht sich dort ein „Dreiklang aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit“ und träumt von einer Art mittelrheinischen Hafen-City zur Buga. Allerdings muss das Land Rheinland-Pfalz mitspielen. Die „RZ“ vermutet, dass der Hafen stärker als gedacht für den klassischen Warenumschlag gebraucht wird. Ein entsprechendes Gutachten werde angeblich bis zur Kommunalwahl zurückgehalten. Rhein-Zeitung

Mittelrheiner des Tages: David Langner

Der frühere SPD-Staatssekretär ist seit genau einem Jahr Oberbürgermeister von Koblenz und damit Chef der größten Stadt im Welterbetal. Die „RZ“ hat ihn zum Mini- Jubiläum interviewt. Thema Nr. 1 ist die Verkehrssituation in Koblenz.  Rhein-Zeitung

Zahl des Tages

In 5 bis 10 Minuten kann man in Bingen demnächst zu einem Auto kommen. So lange dauert der Freischaltprozess beim regionalen Carsharing-Anbieter book-n-drive. Weil das Wiesbadener Unternehmen kein Bingen-Büro hat, springt demnächst die Tourist-Information ein. Allgemeine Zeitung, book-n-drive.de

Termine des Tages

Urbar – Wandern in Urbar – 1. Mai, 10 Uhr. VG St. Goar-Oberwesel

Binger Wald – Auf den Spuren von Decimus Magnus Ausonius / Begehung der Originaltrasse der Via Ausonia im Binger Wald – 1. Mai, 10 Uhr. denkmalgesellschaft.de

Oberdiebach – Frühjahrssingen – 1. Mai, 10 Uhr 30. VG Rhein-Nahe

Oberwesel – „Wandern_BBQ_Riesling“ mit der Kellerei Zehn . 1. Mai, 11 – 20 Uhr. Facebook

Binger Wald – „Zwischen Burgen und Baumgeistern“ / Wanderung – 1. Mai, 11 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de

Oberheimbach – Jungweinprobe im Weingut Eisenbach-Korn – 1. Mai, ab 11 Uhr. bingen.de

Rüdesheim – Terrassengespräche / Wanderung mit Vesper in den Weinbergen – 1. Mai, 11 Uhr 15, ruedesheim.de

Oberwesel – Führung vom Kloster zum barocken Pfarrgarten St. Martin – 1. Mai, 14 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de

Foto des Tages

Gestern ….

… war Mittelrheingold vorübergehend nicht zu erreichen. Eine technische Störung bei unserem Dienstleister Strato hat am Dienstag zahlreiche Internetseiten betroffen, darunter auch unsere. Es lag leider nicht in unserer Macht.

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1 Gedanke zu „Grenzkriege in Bacharach und Klostermillionen in Boppard“

  1. .
    Ein alter Kommentar zu Grenzstreitigkeiten :

    Mein Haus hat keine Mauern
    und ich lehne mich aus einem Fenster
    das mir nicht gehört
    ich bin ein Besitzer der Luft
    und schwebe über den Mauern
    ich gehe durch Schatten und Klagen hindurch
    durch Gassen die niemand sonst sieht

    ich bin glücklich so ohne Besitz
    da ist kein Streit welche Farben
    der Regenbogen vereint alle sie mir
    in den Wolken die Freiheit
    ist wie ein Riß in den Kratzern
    die geglättet nur der Verputz

    keine noch so hohe Mauer verstellt mir
    Sonne, Auge, Weite und Blick
    und die Dicke und Schwere der Steine
    sie sind mir keine Leine an die
    ich gekettet ein Hund

    mein Haus hat keine Mauern ich weiß
    keine Schubladen für Formulare
    keine Register für Parzellengezänk
    es vermißt sich dort nichts
    weil maßlos alle Maße gesprengt

    es ist die Weite die sich nicht
    steint und nicht engt
    nicht duckt und gegen Wände
    kopflos nur rennt

    es ist die Höhe höher noch
    als alle Simse, Kanten und Kronen
    es ist die Tiefe tiefer noch
    als alle Keller, Löcher, Fundamente

    es sind die Fenster ohne Rechte
    gebrochen ganz in jede Festung
    es sind die Türen die stets unverschlossen
    der Wind durchzieht wenn er
    das Gras, den Staub durchweht

    es ist die Asche nach dem großen Brand
    aus der mir blüht was niemals untergeht
    der freie Blick das Unbeschwertsein
    und keine Steine mehr die da nur
    Hemmnis, bauen zu statt auf

    sie suchen Grenzen und sie
    finden nur die eigne Enge
    sie werden Teile selbst
    der Mauer noch ohn Fugen
    nur die öde glatte Wand

    sie leben dann in Gassen
    durch die der Streit geht
    ohne Schatten der auffrißt alle
    Freude und versteint die Mienen

    sie sehen Mauern, Mauern nur
    in diesen Städten die umzogen
    ganz von Mauern

    sie leben Mauern, atmen sie
    selbst turmlos noch und ohne Dach
    und niemand weiß mehr
    wo die Fenster sind

    ob Vorder- oder Rückwand
    wo innen denn wo außen
    ob Keller stillgelegt
    ob Gassen aufgepflanzt

    wie Ratten auf dem Schiff
    das sinkt so hüpfen sie
    auf Stümpfe, Reste
    das was noch steht
    nach Bränden- Infernal

    und teilen sich die Reste, Stümpfe
    die Mauern ohne Anker
    neu gemischt und schnell
    wird alles neu gezinkt

    wie sonst auch zu verdrängen
    die Panik und die Feuersbrunst
    die Hölle war ein Flammenmeer
    nichts blieb und alles stürzte ein
    die Luft verätzt Gestank nur Rauch

    und das auf weiter Fläche
    fast die halbe Stadt wie da
    noch orten wo was war
    der Schreck er zog dann
    in die Mauern ein

    die Asche weggefegt
    die Trümmer und die Angst
    und alles suchte Schutz
    Schutz vor dem Brand

    die Mauern wurden dicker so
    die später wieder ausgehöhlt
    man grenzte ab sich um so mehr
    vor Nachbar, Feuer und Gefahr

    Mauern breit und schwer die
    nie ein Sonnenstrahl durchsticht
    die Kälte zog so in die Mauern ein
    am Ende hatten alle Steine in der Hand
    die schwer nur voller Schatten waren

    und immer mehr verwinkelt alles sich
    da paßt ein Stein noch hin und da
    schubst sich erst fingerbreit noch
    etwas vor das mit der Zeit so einfach
    wächst getarnt geblumt dann ist es
    schon ein neuer Sims Besitz schon
    Stufe, Treppe, Parzelle, neue Wand

    enger alles wie in der Panik vor dem Feuer
    mauert alles zu sich um so mehr die
    Mauern dulden keine Räume mehr die
    einfach frei nur liegen unbebaut
    die Sonne täte ja durchdringen
    den Blick der nur noch Mauern sieht

    und das wohin verschwindet ganz
    die Gassen keine Richtung mehr, kein Ziel
    sind nur noch Durchgang, Unterbrechung
    stets verkleinert zwischen Mauern hin

    ich komme aus einer Stadt die ummauert
    nur Mauern noch hat
    verwinkelt voller Parzellen
    ein Spinnengewebe
    durchzogen von Gassen

    ein Termitenbau der immer
    mehr sich versteint
    wo die Balken die ächzen und stöhnen
    durch Eisenträger ersetzt

    und ich frage mich
    wenn die Mauern nicht wären
    was täten sie sehen
    die Menschen hier
    in den Mauern, Steinen und Gassen

    ja Auf der Mauer schon leben sie hier
    und kellern sich ein schon am Tag
    aber noch ist der Strom der nie
    sich bezähmen läßt, den suchen sie auf
    des Abends zu atmen was Wisperwind
    Frische ohne Mauer ganz ist

    mein Haus hat keine Mauern
    ich bin ein Besitzer der Luft
    und schwebe über den Mauern
    ich gehe durch Schatten und Klagen hindurch
    durch Gassen die niemand sonst sieht

    Ufer ist mir die Zartheit der Feder
    Höhe und Weite die Schwalbe die fliegt
    meine Hoffnung das Feuer der Eidechse
    das Steine und Schiefer, die Kälte durchzieht

    Friedrich G. Paff

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