Das Obere Mittelrheintal ist ein Alptraum für jeden Vermessungsingenieur. In den historischen Ortskernen sind die meisten Straßen und Häuser älter als jedes Kataster. Viele Grenzen zwischen den Parzellen verlaufen nach Gesetzen, die niemand versteht. Davon kann auch die deutsch-französische Familie Petit ein Lied singen, der das historische Haus Sickingen in Bacharach gehört. Die Petits wohnen zwar in Frankreich und der Schweiz, aber es gibt kaum eine Bacharacher Familie, die länger auf ihrem Grund und Boden sitzt. Ihre Vorfahren Lieberz waren schon im 18. Jahrhundert Eigentümer. Grenzstreitigkeiten machen den Unterhalt des spätgotischen Gebäudes seit einigen Jahren schwierig. Laut Jean-Marc Petit verhindern 2 Nachbarn dringend notwendige Sanierungsarbeiten. Sie berufen sich auf historische Dokumente, die den Grenzverlauf hinter den Häusern der Bacharacher Oberstraße anders darstellen als später angenommen. Die Katasterbehörden sollen den Konflikt jetzt klären. Sie werden Akten aus der napoleonischen Zeit studieren müssen. E-Mail von Jean-Marc Petit und persönliches Gespräch, regionalgeschichte.net (über Haus Sickingen)
4 Millionen gehen ins Kloster
Bingen und Boppard könnten sich darüber streiten, wer das ungewöhnlichere Rathaus hat. In Bingen sitzt der Bürgermeister auf einer Burg, in Boppard in einem Kloster. Die Geschichte des Bopparder Karmeliterklosters reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das Gebäude ist so marode, dass die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr ausziehen und sich auf mehrere provisorische Standorte verteilen musste. Die Sanierung kostet 8,5 Millionen Euro. 4 Millionen hat gerade das Land Rheinland-Pfalz zugeschossen. Zum Rheinland-Pfalz-Tag 2021 soll alles fertig sein. Bei den letzten größeren Bauarbeiten 2011 wurde es ein bisschen gruselig: Beim Ausschachten einer Tiefgarage kamen die Gebeine von rund 30 Menschen aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu Tage. Vermutlich war man auf den Friedhof des Klosters gestoßen. Rhein-Hunsrück-Anzeiger, Wikipedia (Geschichte des Karmeliterklosters), Rhein-Zeitung (Friedhofsfund 2011)
Hafenträume in Lahnstein
In Lahnstein wird über die Zukunft des Hafens gerätselt. Die Stadt wünscht sich dort ein „Dreiklang aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit“ und träumt von einer Art mittelrheinischen Hafen-City zur Buga. Allerdings muss das Land Rheinland-Pfalz mitspielen. Die „RZ“ vermutet, dass der Hafen stärker als gedacht für den klassischen Warenumschlag gebraucht wird. Ein entsprechendes Gutachten werde angeblich bis zur Kommunalwahl zurückgehalten. Rhein-Zeitung
Mittelrheiner des Tages: David Langner
Der frühere SPD-Staatssekretär ist seit genau einem Jahr Oberbürgermeister von Koblenz und damit Chef der größten Stadt im Welterbetal. Die „RZ“ hat ihn zum Mini- Jubiläum interviewt. Thema Nr. 1 ist die Verkehrssituation in Koblenz. Rhein-Zeitung
Zahl des Tages
In 5 bis 10 Minuten kann man in Bingen demnächst zu einem Auto kommen. So lange dauert der Freischaltprozess beim regionalen Carsharing-Anbieter book-n-drive. Weil das Wiesbadener Unternehmen kein Bingen-Büro hat, springt demnächst die Tourist-Information ein. Allgemeine Zeitung, book-n-drive.de
Termine des Tages
Urbar – Wandern in Urbar – 1. Mai, 10 Uhr. VG St. Goar-Oberwesel
Binger Wald – Auf den Spuren von Decimus Magnus Ausonius / Begehung der Originaltrasse der Via Ausonia im Binger Wald – 1. Mai, 10 Uhr. denkmalgesellschaft.de
Oberdiebach – Frühjahrssingen – 1. Mai, 10 Uhr 30. VG Rhein-Nahe
Oberwesel – „Wandern_BBQ_Riesling“ mit der Kellerei Zehn . 1. Mai, 11 – 20 Uhr. Facebook
Binger Wald – „Zwischen Burgen und Baumgeistern“ / Wanderung – 1. Mai, 11 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de
Oberheimbach – Jungweinprobe im Weingut Eisenbach-Korn – 1. Mai, ab 11 Uhr. bingen.de
Rüdesheim – Terrassengespräche / Wanderung mit Vesper in den Weinbergen – 1. Mai, 11 Uhr 15, ruedesheim.de
Oberwesel – Führung vom Kloster zum barocken Pfarrgarten St. Martin – 1. Mai, 14 Uhr. gaestefuehrer.welterbe-mittelrhein.de
Foto des Tages
Gestern ….
… war Mittelrheingold vorübergehend nicht zu erreichen. Eine technische Störung bei unserem Dienstleister Strato hat am Dienstag zahlreiche Internetseiten betroffen, darunter auch unsere. Es lag leider nicht in unserer Macht.
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Ein alter Kommentar zu Grenzstreitigkeiten :
Mein Haus hat keine Mauern
und ich lehne mich aus einem Fenster
das mir nicht gehört
ich bin ein Besitzer der Luft
und schwebe über den Mauern
ich gehe durch Schatten und Klagen hindurch
durch Gassen die niemand sonst sieht
ich bin glücklich so ohne Besitz
da ist kein Streit welche Farben
der Regenbogen vereint alle sie mir
in den Wolken die Freiheit
ist wie ein Riß in den Kratzern
die geglättet nur der Verputz
keine noch so hohe Mauer verstellt mir
Sonne, Auge, Weite und Blick
und die Dicke und Schwere der Steine
sie sind mir keine Leine an die
ich gekettet ein Hund
mein Haus hat keine Mauern ich weiß
keine Schubladen für Formulare
keine Register für Parzellengezänk
es vermißt sich dort nichts
weil maßlos alle Maße gesprengt
es ist die Weite die sich nicht
steint und nicht engt
nicht duckt und gegen Wände
kopflos nur rennt
es ist die Höhe höher noch
als alle Simse, Kanten und Kronen
es ist die Tiefe tiefer noch
als alle Keller, Löcher, Fundamente
es sind die Fenster ohne Rechte
gebrochen ganz in jede Festung
es sind die Türen die stets unverschlossen
der Wind durchzieht wenn er
das Gras, den Staub durchweht
es ist die Asche nach dem großen Brand
aus der mir blüht was niemals untergeht
der freie Blick das Unbeschwertsein
und keine Steine mehr die da nur
Hemmnis, bauen zu statt auf
sie suchen Grenzen und sie
finden nur die eigne Enge
sie werden Teile selbst
der Mauer noch ohn Fugen
nur die öde glatte Wand
sie leben dann in Gassen
durch die der Streit geht
ohne Schatten der auffrißt alle
Freude und versteint die Mienen
sie sehen Mauern, Mauern nur
in diesen Städten die umzogen
ganz von Mauern
sie leben Mauern, atmen sie
selbst turmlos noch und ohne Dach
und niemand weiß mehr
wo die Fenster sind
ob Vorder- oder Rückwand
wo innen denn wo außen
ob Keller stillgelegt
ob Gassen aufgepflanzt
wie Ratten auf dem Schiff
das sinkt so hüpfen sie
auf Stümpfe, Reste
das was noch steht
nach Bränden- Infernal
und teilen sich die Reste, Stümpfe
die Mauern ohne Anker
neu gemischt und schnell
wird alles neu gezinkt
wie sonst auch zu verdrängen
die Panik und die Feuersbrunst
die Hölle war ein Flammenmeer
nichts blieb und alles stürzte ein
die Luft verätzt Gestank nur Rauch
und das auf weiter Fläche
fast die halbe Stadt wie da
noch orten wo was war
der Schreck er zog dann
in die Mauern ein
die Asche weggefegt
die Trümmer und die Angst
und alles suchte Schutz
Schutz vor dem Brand
die Mauern wurden dicker so
die später wieder ausgehöhlt
man grenzte ab sich um so mehr
vor Nachbar, Feuer und Gefahr
Mauern breit und schwer die
nie ein Sonnenstrahl durchsticht
die Kälte zog so in die Mauern ein
am Ende hatten alle Steine in der Hand
die schwer nur voller Schatten waren
und immer mehr verwinkelt alles sich
da paßt ein Stein noch hin und da
schubst sich erst fingerbreit noch
etwas vor das mit der Zeit so einfach
wächst getarnt geblumt dann ist es
schon ein neuer Sims Besitz schon
Stufe, Treppe, Parzelle, neue Wand
enger alles wie in der Panik vor dem Feuer
mauert alles zu sich um so mehr die
Mauern dulden keine Räume mehr die
einfach frei nur liegen unbebaut
die Sonne täte ja durchdringen
den Blick der nur noch Mauern sieht
und das wohin verschwindet ganz
die Gassen keine Richtung mehr, kein Ziel
sind nur noch Durchgang, Unterbrechung
stets verkleinert zwischen Mauern hin
ich komme aus einer Stadt die ummauert
nur Mauern noch hat
verwinkelt voller Parzellen
ein Spinnengewebe
durchzogen von Gassen
ein Termitenbau der immer
mehr sich versteint
wo die Balken die ächzen und stöhnen
durch Eisenträger ersetzt
und ich frage mich
wenn die Mauern nicht wären
was täten sie sehen
die Menschen hier
in den Mauern, Steinen und Gassen
ja Auf der Mauer schon leben sie hier
und kellern sich ein schon am Tag
aber noch ist der Strom der nie
sich bezähmen läßt, den suchen sie auf
des Abends zu atmen was Wisperwind
Frische ohne Mauer ganz ist
mein Haus hat keine Mauern
ich bin ein Besitzer der Luft
und schwebe über den Mauern
ich gehe durch Schatten und Klagen hindurch
durch Gassen die niemand sonst sieht
Ufer ist mir die Zartheit der Feder
Höhe und Weite die Schwalbe die fliegt
meine Hoffnung das Feuer der Eidechse
das Steine und Schiefer, die Kälte durchzieht
Friedrich G. Paff