Ein Job wie ein Hamsterrad, das gab es im alten Bingen wirklich. Der dortige Hafenkran wurde jahrhundertelang durch hölzerne Laufräder angetrieben. Solange sich der Kranknecht im Rund bewegte, konnten Weinfässer oder Kornsäcke verladen werden. Allein in Deutschland gab bis ins 19. Jahrhundert hinein Tausende solcher muskelbetriebene Maschinen. Laut „AZ“ sind nur 12 davon übrig geblieben und der Binger Kran ist der einzige, der noch funktioniert. Das Kulturdenkmal aus der Zeit der Mainzer Kurfürsten könnte ein Magnet für technikbegeisterte Touristen sein – wenn man ihnen die Mechanik zeigen würde. Zuletzt kümmerten sich der Binger Musiker Martin Rector und seine Kollegen von der Denkmalgesellschaft Bingen ehrenamtlich um alles und öffneten das Gebäude am Rheinufer immer wieder für interessierte Besucher. „Die Werbewirkung des Krans ist für Bingen enorm“, glaubt Rector. Er absolvierte sogar eine Ausbildung zum „Kranführer von historischen Radlaufkranen“. Aber auch die engagiertesten Denkmalschützer werden irgendwann müde, wenn der Nachwuchs ausbleibt und langfristiges Vermarktungskonzept fehlt.
Ohne ehrenamtliche Kranführer müsste die Stadt Ersatz organisieren und bezahlen, aber auch auch danach sieht es nicht aus. Das Krangebäude, dessen Geschichte bis ins Jahr 1487 zurückreicht, müsste auf Dauer geschlossen bleiben. Wer das nicht mitansehen kann und helfen möchte: Die Denkmalgesellschaft Bingen freut sich über Mails an post@denkmalgesellschaft.de. Oder einfach die Binger Ehrenamtsbeauftragte Annette Hammel anschreiben: annette.hammel@radio-hammel. Vielleicht wäre auch eine Kooperation mit der TH Bingen denkbar. Eine funktionierende Mechanik aus dem 18. Jahrhundert und eine traditionsreiche Ingenieur-Hochschule, die auf nachhaltige Technologien setzt. Geht da nicht was? (Man muss die Studierenden ja nicht unbedingt als Kranknechte kostümieren). Allgemeine Zeitung (€), Denkmalgesellschaft Bingen
Foto: Stadt Bingen / Dominik Ketz
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