In mittelrheinischen Steilhängen wird gewerkelt wie lange nicht. Die Mechanisierung macht’s möglich: Viele Winzer nutzen die Möglichkeit, alte Flächen per Raupe zu roden und Brachen freizuräumen. Danach kann neu gepflanzt werden. Riesling bleibt die Nummer 1, aber auch sind Spät- und Grauburgunder sind interessant. „Die Winzer im Rheintal haben bis jetzt schon überdurchschnittlich viel Fläche zur Rebpflanzung bei uns angemeldet“, sagt Tristan Storek. Der Nachwuchswinzer aus Steeg arbeitet im Hauptjob für „Mulchservice Oppermann“ in Oberdiebach, einem Spezialisten für hochtechnisierte Mäh- und Rodungsarbeiten. Tristan schätzt, dass allein in seinem Bereich rund 3,5 Hektar Steillage rekultiviert werden: „Ein gutes Zeichen für einen starken und zukunftssicheren Mittelrhein“. Ihn freut das nicht nur geschäftlich, denn er ist leidenschaftlicher Steillagen-Fan und postet immer neue Motive auf Instagram. Im November wurde er in den Vorstand der Weinwerbung Mittelrhein gewählt.
Der neue Trend zur Steillage hängt auch mit dem Klimawandel zusammen. In den 90er und 2000er Jahren fielen vermeintlich minderwertige Rand- und Höhenlagen brach. Die kühleren Temperaturen dort werden in Zeiten von Hitzestress und Extremsommern zum Wettbewerbsvorteil. Die Bacharacher Lage „Matthias Weingarten“ etwa, noch vor 20 Jahren ein Auslaufmodell, ist zum größten Teil wieder bestockt. Allerdings werden nicht alle alten Wingerte im Welterbetal zu retten sein. Schwierig bleibt es dort, wo es keine größere zusammenhängenden Parzellen mehr gibt. „Ein einzelner Weinberg wird dort draußen vom Wild und den Vögeln regelrecht zerstört“, weiß der Profi. „So ein Projekt macht nur Sinn, wenn sich viele Winzer zusammenschließen und eine große Fläche rekultivieren.“
Foto: Tristan Storek
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