Frank Zimmer

„Die Kosten fliegen uns um die Ohren“

Rüdesheim am Rhein, Hafenpark. Foto; Buga 2029

128 Millionen Euro werden für die Bundesgartenschau im Oberen Mittelrheintal kaum reichen. Das legt ein ungewöhnlich ambitionierter Artikel der „Rhein-Zeitung“ nahe. Es drohe ein „finanzielles Fiasko“ und die Kosten würden „komplett aus dem Ruder laufen“, schreibt „RZ“-Chefreporter Dirk Eberz. Als Kronzeugen benennt er vor allem Rhein-Hunsrück-Landrat Volker Boch, der als Vorsteher des Zweckverbandes Welterbe den Mehrheitsgesellschafter der Buga-GmbH vertritt. „Die Kosten fliegen uns um die Ohren“ wird Boch zitiert. Nach „RZ“-Informationen fehlt auch nach der jüngsten 20-Millionen-Spritze des Landes Rheinland-Pfalz eine „deutlich achtstellige“ Summe. Die Buga-Beauftragte des Landes, Innen-Staatssekretärin Simone Schneider, soll versuchen, im Partnerland Hessen weitere Gelder locker zu machen. Hessen ist wegen Rüdesheim und Lorch Co-Gastgeber der Buga. Bei den gleichfalls engagierten Kreisen und Kommunen im Tal dürfte wenig zu holen sein. Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier etwa argumentiert mit den Kosten für das angeschlagene Krankenhaus in Boppard und zeigt sich ansonsten ahnungslos. O-Ton: „Der Stadt Boppard liegen keine Informationen über Kostensteigerungen vor.“ Allerdings kann es Haseneier kaum überraschen, dass ein ein mit 108 Millionen Euro geplantes Projekt 7 Jahre und über 20 Prozent Inflation später nicht mehr dasselbe kostet – seine eigene Stadtverwaltung zahlt für die Sanierung ihres Dienstgebäudes mehr als doppelt so viel wie kalkuliert. Laut Buga-Geschäftsführer Sven Stimac ist seit langem klar, dass das Geld knapp wird, es sei z. B. im Herbst 2023 Thema im Aufsichtsrat gewesen. Dort habe man „ein denkbares Konzept beschlossen, aber gleichzeitig vor der Kostenentwicklung gewarnt“, heißt es. Jetzt soll Stimac eine abgespeckte Variante entwickeln. Bingens Oberbürgermeister Thomas Feser hatte bereits im März öffentlich am Buga-Haushalt gezweifelt und an die Landesgartenschau in seiner Stadt erinnert – sie kostete schon damals an nur einem einzigen Ort 32 Millionen Euro. Die Buga 2029 soll mindestens 4 Standorte bespielen: Rüdesheim (Foto), Bacharach, St. Goar / St. Goarshausen und Lahnstein. Rhein-Zeitung (€), Statement der Buga 2029 gGmbH (per Mail), SWR (Buga-Pläne März 2024 mit Feser-Interview)
Foto: Buga 2029 gGmbH

Bingen-Boom: Der Papa hat’s gerichtet

Apropos Bingen: Hier kann man besichtigen, wie sich eine Gartenschau langfristig rentiert . Die Landesgartenschau 2008 brachte zuerst den Park am Mäuseturm und das Kulturufer. Das attraktive Ambiente zog Gastronomie und Tagesgäste an, die neuen touristischen Möglichkeiten lockten Investor Jan Bolland und führten zum erfolgreichsten Hotelprojekt seit Jahrzehnten, dem „Papa Rhein“. 2023 zählte Bingen gut 172.000 Übernachtungen – über 70 Prozent mehr als noch vor wenigen Jahren üblich. Allgemeine Zeitung (€)

Hochprozentiges aus Kaub

Beim Stress rund um den Buga-Haushalt hilft der Griff zur Flasche nicht unbedingt. Falls doch, dann hätte die neue Buga-Bloggerin Esther Jansen einen Tipp: Trester von Peter Bahles in Kaub. In ihrem neuen Artikel beschreibt sie, was es mit dem Mittelrhein-Grappa auf sich hat. Buga-Bloggerin

Klein, aber fein

Die schlechte Nachricht ist: Das Weinbaugebiet Mittelrhein ist ein wenig geschrumpft. Man könnte darüber lamentieren oder den neuen Superlativ vermarkten: Laut offizieller Statistik ist es mit 460 Hektar jetzt das kleinste Anbaugebiet Deutschlands. Der bisherige Titelträger Hessische Bergstraße hat einen (!) Hektar mehr. Binger, Rüdesheimer und Locher Winzern kümmert das sowieso nicht – sie gehören weinrechtlich gesehen zum Rheingau, zu Rheinhessen oder zur Nahe. Süddeutsche Zeitung

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