Die Corona-Krise legt gerade gnadenlos offen, was seit Jahren versäumt wird: Die Rheinfähren staatlich zu unterstützen und dadurch zu kontrollieren. Alle 5 Betriebe zwischen Boppard und Rüdesheim müssen privatwirtschaftlich über die Runden kommen; sie erhalten anders als Bus- oder Bahnlinien keine Zuschüsse. Das rächt sich gerade. Wegen Corona sind deutlich weniger Autos unterwegs. Vor allem der Pendlerverkehr ist drastisch eingebrochen. Rein kommerzielle Fähre können auf die gesunkene Nachfrage nur betriebswirtschaftlich reagieren – sie reduzieren ihr Angebot und verzichten auf unrentable Fahrten am Abend. Systemrelevante Schichtarbeiter wie Pflegepersonal oder Supermarkt-Mitarbeiter müssen zeitraubende Umwege in Kauf nehmen.
Die Binger-Rüdesheimer Fähre ist ohnehin schon gebeutelt, weil neben der Fähre auch leere Ausflugsschiffe zur Flotte gehören. Die Betreiberfirma wollte gerade ihren Fahrplan ausdünnen, rudert nach einem Schrei der Entrüstung aber zurück. Ohne Geld vom Staat wird es aber nicht funktionieren: „Damit wir auch weiterhin diese Fahrzeiten anbieten können, sind wir auf eine staatliche Unterstützung angewiesen“, heißt es auf der Facebook-Seite des Unternehmens.
In St. Goarshausen will Fährmann Klaus Hammerl am Montag einen „Covid-19-Notfahrplan“ in Kraft setzen, dann ist um 19 Uhr Schluss, und an Wochenenden geht’s erst um 10 Uhr vormittags los (werktags um 5 Uhr 30).
In Kaub und zwischen Niederheimbach und Lorch wird am Wochenende überhaupt nicht mehr gefahren, und auch in Boppard gibt es Einschränkungen.
Seit Jahren wird am Mittelrhein darüber diskutiert, Fähren zu subventionieren und dadurch den Betrieb auch spätabends und in der Nacht zu ermöglichen – bislang ohne Ergebnis. Befürworter eines Brückenbaus zwischen St. Goar und St. Goarshausen reagieren auf das Thema allergisch. Sie halten die Brücke für alternativlos und befürchten, dass 24-Stunden-Fähren das Projekt überflüssig machen könnten. Mit der Fertigstellung einer Brücke wird nicht vor den 30er Jahren gerechnet.